sche des Mutterleibs wie das Schlagen ihres Herzens, das Fließen ihres Blutes oder ihre Stimme. Später nimmt das Kind auch Geräusche von außerhalb wahr. Schwangere spüren das daran, dass das Kind auf unerwartete laute Geräusche reagiert. Manche Eltern spielen dem Baby im Bauch schon während er Schwangerschaft eine Spieluhr vor, damit es nach der Geburt mit der Melodie vertraut ist. Wenn das Kind zur Welt kommt, ist das Ohr organisch bereits komplett. Das Hörvermögen allerdings muss im Laufe der kommenden Jahre noch ausreifen. Daher unterscheidet sich die kindliche Fähigkeit zu Hören von der Erwachsener. In den ersten Lebensmonaten lernt das Gehirn Hörsignale zu verfeinern und richtig zu deuten. Dafür braucht es verschiedene Anreize, weswegen es wichtig ist, schon mit einem Baby regelmäßig zu sprechen, ihm vorzusingen oder Musik vorzuspielen, es mit Rasseln spielen zu lassen. Erst im Lauf der Grundschulzeit reift das Gehör vollständig. Vorher sind jüngere Kinder noch nicht in der Lage, Geräusche sicher zu unterscheiden und zu lokalisieren. Das kann man gut beim Versteckspielen sehen: Wenn das suchende Kind ruft: „Mäuschen, Mäuschen piep ein Mal“, hilft ihm das Piepsen des versteckten Kindes nicht weiter. Denn es kann nicht zuordnen, woher das Geräusch kommt. Auch mit Schall haben kleine Kinder noch Schwierigkeiten, sie können ihn nicht lokalisieren. Je nachdem, aus welcher Richtung er kommt, kann es sogar vorkommen, dass sie ihn ganz überhören. Schwerhörigkeit erkennen Der recht komplexe Vorgang des Hörens, den wir bis hier hin beschrieben haben, funktioniert nicht bei allen Menschen. Jedes Jahr kommen in Deutschland etwa 600 Kinder taub oder stark schwerhörig zur Welt, das sind etwa 0,1 Prozent der Neugeborenen. Entweder wird die Schwerhörigkeit bei einem Hörtest festgestellt oder aber den Eltern fällt auf, dass ihr Kind auf bestimmte Geräusche nicht reagiert oder vielleicht undeutlich spricht. Der erste Hörtest, auf den seit 2009 jedes Kind in Deutschland Anspruch hat, ist das sogenannte Neugeborenen-Hörscreening. Dieser für das Kind schmerzfreie Test wird in den ersten 2 bis 4 Lebenstagen durchgeführt, meist noch in der Geburtsklinik. Er wird aber auch in ausgewählten Kliniken und Praxen als Kassenleistung angeboten. Durch das Screening werden jene Kinder mit schwerer Hörstörung frühzeitig erkannt und können zeitnah behandelt werden. Ist der Screening-Befund auffällig, erfolgt zunächst zeitnah ein weiteres Hörscreening. Denn manchmal sorgt einfach noch verbliebenes Fruchtwasser im Ohr für einen falschen Befund. Wenn allerdings auch der zweite Test auffällig ist, werden weitere Untersuchungen bei Fachärzten veranlasst. Denn je früher eine Schwerhörigkeit behandelt wird, desto besser ist es für die sprachliche und geistige Entwicklung der Kinder. Damit auch jene Kinder rechtzeitig behandelt werden, die nur leicht schwerhörig sind oder bei denen sich eine Schwerhörigkeit erst im Laufe der Kindheit entwickelt, sollten Eltern die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt wahrnehmen. Dort wird getestet, ob die Kinder auf Geräusche reagieren. Ein klassischer Hörtest mit Kopfhörern wird zur U8 – um den vierten Geburtstag herum – gemacht. Das ist relativ spät, wenn das Kind wirklich schlecht hört. Denn dann lernt es schlechter sprechen. Es ist daher gut, wenn Eltern im Alltag gelegentlich auf das Hörvermögen ihrer Kinder achten. Hörtest zuHause – unser Tipp: Bei Babys kannman Reiskörner in die leere gelbe Hülle von einem Überraschungsei füllen und mit dieser selbst gebauten Rassel aus unterschiedlichen Entfernungen vom Baby testen, ob es auf das Geräusch reagiert. Bei älteren Kindern ist der Schlüsseltest gut geeignet: Reagiert das Kind, wenn Papa oder Mama nach Feierabend heim kommen, auf das Drehen des Schlüssels im Türschloss? Wenn dieses relativ leise Geräusch an der Wohnungstür dafür sorgt, dass das Kind freudig zur Tür läuft, spricht das für ein gutes Hörvermögen. 68 › Titelthema Signale für Schwerhörigkeit • Babys suchen keinen Blickkontakt • kein Erschrecken bei lauten Geräuschen • ab etwa 6 Monaten kein Brabbeln mehr • keine altersgerechte Sprachentwicklung • bei älteren Kindern häufiges Nachfragen oder Missverständnisse
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