Schwerhörigkeit behandeln Die Therapie erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache. Wenn ein Kind bereits schwerhörig oder gehörlos zur Welt kommt, ist dies entweder genetisch veranlagt oder durch Komplikationen in der Schwangerschaft verursacht. Dazu gehören eine Röteln- oder Toxoplasmose-Erkrankung der werdenden Mutter, Antibiotika, Drogen, Alkohol oder bestimmte Medikamente. Auch ein Sauerstoffmangel unter der Geburt oder eine Frühgeburt kann zu Schädigungen des Gehörs führen. Im Kleinkindalter können Infektionen wie Paukenergüsse oder Mittelohrentzündungen, aber auch Mumps, Masern, Scharlach oder eine Hirnhautentzündung zu Hörproblemen führen. Auch Lärm kann je nach Intensität Probleme verursachen. Das können kurze, extrem laute Geräusche wie beispielsweise Knaller in der Silvesternacht oder häufiges Musikhören über Kopfhörer sein. Eine typische Folge davon ist Tinnitus. Ist die Ursache eine Infektion, wird zunächst versucht, diese Ursache zu beheben. Manchmal kommen schlechte Ergebnisse beim Hörtest in der Kinderarztpraxis nur durch einen Infekt zu stande. Ist der abgeklungen, hört das Kind wieder normal. Doch nicht immer ist die Lösung so einfach. Wenn es bereits zu irreparablen Schäden am Ohr gekommen ist oder angeborene Fehlbildungen die Ursache sind, kann ein Hörgerät oder eine Hörprothese helfen. 70 › Titelthema Das Hörgerät wird im Ohr oder hinter dem Ohr befestigt. Es ist nur dann sinnvoll, wenn das Kind „nur“ schwerhörig ist, also zumindest noch Geräusche wahrnimmt. Denn das Hörgerät verstärkt die Schallwellen. Bei kompletter Gehörlosigkeit kann ein sogenanntes Cochlea-Implantat helfen. Es ersetzt die Funktion der Hörschnecke (Cochlea) und wandelt die Schallwellen in elektrische Signale um. Ist allerdings der Hörnerv im Gehirn geschädigt, hilft auch ein solches Implantat nicht. Dann gibt es die Option, ein sogenanntes auditorisches Hirnstammimplantat einzusetzen. Dieser Eingriff allerdings wird in der Regel nur bei Erwachsenen durchgeführt. Eine Alternative oder Ergänzung zum Cochlea-Implantat ist die Gebärdensprache oder das Lippenlesen. Warum das Hören so wichtig ist Dass seit 2009 jedem Neugeborenen ein Hörscreening angeboten wird, hat einen wichtigen Grund: Je früher die Schwerhörigkeit erkannt und behandelt wird, desto mehr profitiert das Kind bei seiner weiteren Entwicklung. Denn um sprechen zu lernen, muss es hören können. Kinder lernen über Zuhören und Nachahmen ihre Muttersprache, können auf diese Weise auch weitere Sprachen erlernen. Als es das Hörscreening für Neugeborene noch nicht gab, ist eine Schwerhörigkeit bei Kindern oft erst im zweiten Lebensjahr festgestellt worden. Dann Foto: peakSTOCK, istock Bei einemHörtest wird mittels Kopfhörer die Hörfähigkeit beider Ohren überprüft. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind schlecht hört oder zumindest schlechter als gleichaltrige Kinder, dann sollten Sie das zeitnah abklären. Erster Ansprechpartner ist der behandelnde Kinderarzt. Der kann zunächst einen Hörtest in seiner Praxis machen und dann bei Bedarf an eine Fachärztin überweisen. Wenn Sie unsicher sind, können Sie zunächst auch einen Online-Hörtest am Bildschirm machen. Über die Google-Suche finden man viele kostenfreie Angebote. Beachten Sie aber, dass diese nur begrenzt aussagefähig und für Kinder nicht immer geeignet sind. Sie können aber einen ersten Anhaltspunkt geben, ob das Kind wirklich schlecht hört. Sie können aber nie den Hörtest in einer Praxis ersetzen. Hörtest: In der Arztpraxis oder online?
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