72 › Titelthema einer Mittelohrentzündung oder auch bei vergrößerten Rachenmandeln. Diese Flüssigkeitsansammlung nennt sich Paukenerguss und ist zunächst harmlos. Meist läuft die Flüssigkeit nach einigen Tagen oder Wochen von allein wieder ab. Daher können Eltern in Absprache mit dem Arzt zunächst abwarten. Wenn jedoch die Hörfähigkeit des Kindes durch den Paukenerguss dauerhaft beeinträchtigt ist oder das Sekret nicht abfließt, kann man es in der Arztpraxis absaugen lassen. Leiden Kinder immer wieder unter einem Paukenerguss, kann das Legen eines Paukenröhrchen sinnvoll sein. Dazu wird über einen kleinen Schnitt im Trommelfell ein Kunststoff- oder Metallröhrchen ins Mittelohr gelegt. Darüber kann Flüssigkeit abfließen und das Ohr wird ausreichend belüftet. Das Röhrchen stößt sich nach mehreren Monaten von allein ab oder wird unter Kurznarkose entfernt. Die Studienlage zur Sinnhaftigkeit dieses Eingriffs ist unübersichtlich. Nicht jedes Kind profitiert von dem Eingriff und wie bei jeder OP gibt es Risiken, wenngleich diese sehr gering sind. Hier sollten Eltern zunächst abwarten, ob sich der Paukenerguss allein auflöst oder aber auf den Kinder- oder HNO-Arzt ihres Vertrauens hören. Kinder vor Lärm schützen Neben der Behandlung von Infekten können Eltern noch etwas anderes für die Ohren ihrer Kleinen tun: Sie vor übermäßiger Lärmbelastung schützen. Lärm ist die häufigste Ursache für nichtangeborene Schwerhörigkeit. Schätzungen gehen davon aus, dass unter jungen Erwachsenen etwa 20 Prozent schlecht hören können. Ursache ist meist eine chronische Überlastung der Ohren. Praktisch heißt das: Wer zu oft, zu lange und zu laut Musik hört oder anderem Lärm ausgesetzt ist, beispielsweise beim Heimwerken ohne Lärmschutz, droht sein Ohr dauerhaft und irreparabel zu schädigen. Seltener sind sogenannte Knall-Traumata, auch akustische Traumata genannt, die Ursache. Durch ein sehr lautes, aber kurzes Geräusch wie eine Explosion, werden in diesem Fall die Haarzellen im Ohr geschädigt. Dann fegen die Schallwellen gleich einem Orkan über die feinen Haarzellen hinweg und können sie abbrechen. Sind sie einmal abgebrochen, können sie sich nicht mehr regenerieren. Zudem kann das Trommelfell platzen und das Mittelohr geschädigt werden. Direkte Folgen können ein Bluten aus dem Ohr sein, ein zeitweiliges Taubheitsgefühl und ein Tinnitus. Eine schnelle Infusionstherapie mit Kortison kann geschädigten, nicht gebrochenen Haarzellen helfen, sich zu regenerieren. Sehr viel häufiger ist aber chronischer Lärmdie Ursache für Schwerhörigkeit. Wenn das Ohr immer wieder über mehrere Stunden lauten Geräuschen ausgesetzt ist und keine Ruhepausen zur Erholung hat, wird man mit der Zeit schwerhörig. Die Haarzellen stellen die Arbeit ein und man kann irgendwann bestimmte Frequenzen nicht mehr wahrnehmen. Bei Erwachsenen ist Arbeitslärm ein Auslöser, bei Kindern und Jugendlichen Freizeitlärm. Der Deutsche Berufsverband der HNO-Ärzte vermeldete 2015 eine Verdopplung der HörstöFoto: Ivan-balvan, istock Mit einem Othoskop, auch Ohrenspiegel genannt, kann die Kinderärztin nach der Ursache für Ohrenschmerzen suchen.
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