Titelthema ‹ 75 manchmal vor. Aus meiner Tätigkeit als Übungsleiter halte ich es für wichtig, bei den Kindern die Begeisterung zu wecken und zu erhalten. Dazu gehört eine wertschätzende, gewaltfreie Kommunikation, also beispielsweise das Kind mit dem Vornamen anzusprechen, seine persönliche Situation zu kennen, es zu loben. Allein über die Ansprache kann man Kinder unglaublich gut motivieren. Erst an zweiter Stelle kommt dann die Ausgestaltung des Trainings und der Übungen. Und wie können Eltern ihre Kinder für Bewegung und Sport begeistern, wenn diese eher Bewegungsmuffel sind? Indem sie selbst sich in ihre Kindheit zurückversetzen und überlegen: Was hat mir früher Freude gemacht? Wann habe ich mich gern bewegt? Und natürlich, indem sie Bewegung vorleben, indem sie selbst Sport und Bewegung ausprobieren und in ihren Alltag integrieren. Wie lässt sich abseits vom Verein mehr Bewegung in den Familienalltag integrieren? Da gibt es viele Möglichkeiten: Zum Beispiel mit dem Fahrrad zur Kita oder zur Schule fahren. Den Kindern nach der Schule zunächst einmal Bewegungszeit zu ermöglichen, bevor sie sich an die Hausaufgaben setzen. Hilfreich sind feste Strukturen, die Bewegung in den Alltag fest integrieren. Bei uns zu Hause ist es beispielsweise so, dass meine Tochter mit dem Fahrrad zu Kita fährt und ich laufe nebenher. Wenn ich sie abgegeben habe, laufe ich meist noch eine kleine Runde. Schlagzeilen wie „Mehr dicke Kinder“ tauchen immer häufiger auf. Hast Du ebenfalls den Eindruck, dass Kinder heute weniger sportlich sind als noch vor 20 oder 30 Jahren? Aus meiner Erfahrung im Handballcampus München, mit dem wir viel an Schulen unterwegs sind, kann ich das bestätigen. Vielen Kindern fallen koordinative Übungen wie ein Purzelbaum, ein Handstand, ein Überschlag, Ballwerfen und Ballfangen zunehmend schwer oder noch schlimmer: Solche Dinge werden teils gar nicht erst im Sportunterricht geübt. Dafür sollten wir Lösungen anbieten und die gibt es bereits. Dafür muss zunächst einmal der Sportunterricht attraktiver werden. Ein ganz junger Ansatz, mit dem ich selbst gern arbeite, nennt sich Gamification. Dabei animieren wir die Kinder zu mehr Bewegung, indem wir sie mit den Medien abholen, die in ihrem Alltag ohnehin eine große Rolle spielen, beispielsweise die Playstation. Ganz konkret können die Kinder an einer Sportstation mit ihrem Avatar Sterne sammeln, indem sie einen Bewegungsparcours absolvieren und so das nächste Level erreichen. Damit holen wir die Kinder nicht nur in ihrem Alltag ab, sondern können sie auch individuell fördern, mit Übungen, die ihremNiveau entsprechen. Warum ist es Dir persönlich wichtig, Dich als Botschafter für „Kinder stark machen“ zu engagieren? Ich bin ohnehin Jemand, der gern anpackt und mitmacht. Insofern war für mich schnell klar, dass ich auch hier dabei bin und die Entscheidung war goldrichtig: Bei jeder Veranstaltung, die ich bisher für die Initiative begleiten durfte, konnte ich bei den Kindern die Begeisterung für Sport wecken. Ihre leuchtenden Augen sind der schönste Erfolg – ganz egal, wie viele Titel man schon erreicht hat. Insofern erfüllt mich diese Aufgabe ungemein. Die Initiative will Kinder stark machen. Warum gehört Bewegung dazu und welche Aspekte sind noch wichtig für starke Kinder? Das wichtigste sind aus meiner Sicht Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Durch sportliche Erfolge und Misserfolge erfahren Kinder, dass sie mit Leistung und Anstrengungsbereitschaft etwas schaffen können, dass sie dafür auch mal mutig sein müssen, dass sie in manchen Situationen aber vielleicht auch mal nein sagen müssen. Das alles kann Sport schaffen und das alles macht Kinder stark. Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wie startete Deine sportliche Laufbahn und was hat Dir das langfristig gebracht? Ich bin durch meine Eltern früh zumHandball gekommen.MeineMama hat mich bei den Bambinis trainiert, mein Papa bei den Minis, mein älterer Bruder bei der E-Jugend. Ichwiederumhabe später meine jüngere Schwester trainiert. Wir sind imGrunde in der Handball-Halle groß geworden. Ich habe selbst gespielt, ich habe die erste Mannschaft angefeuert, Freundschaften geschlossen, Vorbilder gehabt, gelernt, füreinander einzustehen. Ich empfinde es bis heute als großes Geschenk, dass ich all das ausprobieren, meine Talente entdecken und diese Gemeinschaft erleben durfte. Genau deswegen sind heute auch meine Kinder im Sportverein und können sich in verschiedenen Sportarten ausprobieren. Das, was mir meine Eltern ermöglicht haben, möchte ich heute anmeine Kinder weitergeben.
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