Titelthema ‹ 69 Ostern ist schon wieder vorbei, Pfingsten steht vor der Tür und bis zur Weihnachtszeit ist es nur noch gut ein halbes Jahr. Eines haben diese Feste gemeinsam: Sie sind in jeder Familie mit bestimmten Ritualen verknüpft. Doch auch abseits von Festen und Feiern spielen Rituale im Alltag von Familien eine wichtige Rolle und das ist auch gut so. Denn diese regelmäßigen Gewohnheiten vom Abschiedskuss bis zur GuteNacht-Geschichte sind wichtig für die kindliche Entwicklung. Bevor wir darauf eingehen und Beispiele für Rituale für Familien vorstellen, wollen wir zunächst erläutern, was genau Rituale ausmacht und was sie von einfachen Gewohnheiten unterscheidet. Ritual oder Gewohnheit? Während Rituale oft eine größere symbolische und soziale Bedeutung haben, sind Gewohnheiten eher routinemäßige Verhaltensweisen, die das tägliche Leben erleichtern können. Dazu zählen Dinge wie das Händewaschen oder Zähneputzen, aber auch Hobbys, der morgendliche Kaffee, das Hausaufgaben-Erledigen nach der Schule oder die immer gleiche Zu-Bett-geh-Zeit. Gewohnheiten sind oft automatisiert, wir führen sie meist unbewusst aus, ohne groß darüber nachdenken zu müssen. Die Abläufe haben wir verinnerlicht. Auch Rituale brauchen eine gewisse Regelmäßigkeit und Wiederholung. Der entscheidende Unterschied zur Gewohnheit besteht in der bewussten, symbolischen Handlung. Ritualen wohnt eine gewisse soziale oder kulturelle Bedeutung inne. Sie gehen mit Emotionen und Werten einher und schaffen im Idealfall ein Gefühl der Zugehörigkeit – je nach Ritual zum Ehepartner, zu den Kindern bzw. Eltern, zum Freundeskreis, zur Schulklasse, zur Dorfgemeinschaft oder zur Kultur, in der man aufwächst. Beispiele dafür sind das Singen der Nationalhymne bei Europa- und Weltmeisterschaften im Sport, die Vereidigung des Bundeskanzlers, der Große Zapfenstreich beim Militär, der Gottesdienst zum Osterfest, das Schmücken des Weihnachtsbaums, die Bräuche und Traditionen der Sorben, das Aufstellen des Maibaums, das Zersägen eines Baumstamms bei der Hochzeit, das Überreichen einer Zuckertüte zum Schulanfang, das Abschiedsknuddeln vor dem morgendlichen Kitastart, die wöchentliche Klassenleiterstunde oder der Tischspruch vor dem Abendessen. Rituale können unbewusst und spontan entstehen aus einer bestimmten Situation heraus, sie können aber auch ganz bewusst etabliert und im Familienalltag verankert werden. Welche Rituale wir übernehmen, hängt ein Stück weit von unseren eigenen Erfahrungen als Kind ab. Wie wurde bei uns Weihnachten gefeiert? Was gab es zu Essen? Wann wurde der Weihnachtsbaum geschmückt? Diese Traditionen können Familien fortsetzen, vorsichtig anpassen oder aber auch ganz bewusst ändern, weil vielleicht der Partner andere Traditionen aus seiner Kindheit mitbringt oder weil manches einfach nicht mehr passt. Rituale sind oft eng mit religiösen und kulturellen Traditionen und Bräuchen verbunden. Sie markieren einerseits wichtige Ereignisse wie Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigungen und Feiertage. Sie entstehen andererseits in Familien und stärken durch ihre Regelmäßigkeit und Einzigartigkeit die Familienbande. Magie des Alltags Wie Rituale das Familienleben bereichern Feste wie Halloween sind eng mit Ritualen verknüpft.
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