Titelthema ‹ 77 Osterreiten: Im katholischen Gebiet überbringen Osterreiter die Osterbotschaft. Sie singen und beten in sorbischer Sprache und verkünden die Auferstehung. Hexenfeuer: Bei diesem Frühlingsbrauch wird in der Nacht vor dem 1. Mai ähnlich wie beim Osterfeuer ein hohes, weithin sichtbares Feuer entfacht. In einigen Dörfern wird auf den Holzhaufen eine Strohpuppe (Hexe) gesetzt. Maibaum: Ebenfalls am Vorabend des 1. Mai wird der Maibaum aufgestellt. Es ist ein langer Baumstamm, der mit Girlanden umwunden wird. Den Wipfel bildet eine mit bunten Bändern geschmückte kleine Birke oder ein Nadelbaum. Unterhalb des Wipfels wird ein Kranz angebracht. Oft wird dieser Maibaum auf dem Dorfplatz von der Jugend aufgestellt. In der Oberlausitz ist es üblich, dass danach unter dem Maibaum geistliche Lieder gesungen werden. Den Höhepunkt bildet jedoch das Maibaumwerfen. Dazu versammeln sich am Maibaum die Einwohner des Dorfes. Zunächst tanzt die Dorfjugend einige dafür einstudierte Volkstänze, die Mädchen tragen dazu meist die Tanztracht ihrer Region. Schließlich wird der Baum ausgegraben. Sobald er fällt, laufen die Burschen nach dem Wipfel. Wer ihn als erster erhascht, ist Maikönig. Aus dem Kreis der Mädchen wählt er sich seine Maikönigin. Fronleichnam: Das christliche Hochfest „Bože ćěło“, zu Deutsch Fronleichnam, ist in der gesamten katholischen Kirche ein bedeutender Feiertag. Die Fronleichnamsprozessionen finden zehn Tage nach Pfingsten und am darauffolgenden Sonntag statt. Dazu werden die Kirche und ein Altar im Freien mit Blumen und Birken geschmückt, der Prozessionsweg mancherorts mit Gras bestreut und mit jungen Birken umsäumt. An vielen Häusern und vom Kirchturm wehen kirchliche und sorbische Fahnen. Zu den Prozessionen legen viele Schulmädchen die große Festtracht, die nur zu kirchlichen Festen und zur Hochzeit oder Taufe getragen wird, an. Das aufwändige Ankleiden der „Družka“, das jeweils mehr als eine Stunde dauert, vermögen nur geübte Ankleidefrauen. Während der Prozession streuen die Mädchen Blumen auf den Grasteppich, Bläser begleiten die zahlreich versammelte Gemeinde beim Singen sorbischer Kirchenlieder. Johannisreiten: Sommerlicher Brauch mit Reiterspiel zum Johannistag am 24. Juni in Casel. Erntebräuche: Im August und September gibt es verschiedene sorbische Rituale rund um die Ernte, darunter das Stollenreiten und das Ringreiten, das Hahnschlagen und das Hahnrupfen. Kirmes: Kirchweihfest im Herbst, bei dem Treffen mit der Familie und Geselligkeit im Mittelpunkt stehen. Martinssingen: Heischegang der Kinder am 11. November in den katholischen Dörfern. Heilige Barbara: Ein Bescherbrauch am 4. Dezember in den katholischen Dörfern um Wittichenau. Weihnachtsbräuche: Sorbische Rituale während der Adventszeit sind die „Heilige Maria auf Herbergssuche“ und das Christkind bzw. Bescherkind, das gemeinsam mit zwei Trachtenträgerinnen den Kindern die Geschenke überreicht. Im Kirchspiel Schleife wird jeweils am 1. Advent das Schleifer Christkind in der Kirche eingesegnet. Es trägt eine sehr aufwendige Schleifer Tracht, sein Gesicht ist verschleiert und es trägt Handschuhe, weil das junge Mädchen nicht erkannt werden soll. Die Aufgabe des Christkinds ist die Weitergabe des Segens. Es streichelt den Kindern dreimal mit dem Handrücken über die Wangen – das soll Gesundheit und Glück für das kommende Jahr bringen. Dazu verteilt es kleine Gaben wie Nüsse, Äpfel oder Pfefferkuchen. Älteren Menschen kann es, ebenfalls zum Zwecke der Gesundheit, seine aus Ginster und Birke gebundene Lebensrute auf die linke Schulter legen. Jedes Dorf in der Schleifer Region hat seine eigene Tracht entwickelt und jedes Christkind beschert auch nur dort. Es darf der Sage nach die Ortsgrenze nicht überschreiten. In Jänschwalde, gibt es einen ähnlichen Brauch. Hier ist es das „Janšojski bog“, das Jänschwalder Christkind. Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Quelle: Broschüre „Die Sorben/Wenden verbinden die Lausitz“ (2020) und Dawid Statnik/Domwina.
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