lausebande-05-2024

80 › Titelthema Trennung von den Eltern und dem Abholen zu überbrücken. Die morgendliche Trennung von den Eltern wird durch wiederkehrende Abläufe erleichtert: das Anziehen der Hausschuhe, das Anhängen der Jacke am Garderobenhaken, das Verstauen des Rucksacks, die Übergabe an die Erzieherin und das Winken. Gerade sehr junge Kinder, die recht spontan sind und ihre Gefühle noch nicht so gut selbst regulieren können, profitieren davon. Rituale schaffen eine Vorhersagbarkeit. Wenn das Kind weiß, was als nächstes passiert, kann es sich leichter selbst regulieren und beruhigen. Die Rituale helfen den Kindern auch deswegen, weil sie noch keine Zeitvorstellung wie wir Erwachsene haben. Mit dem Satz „Ich hole dich in acht Stunden bzw. um 15 Uhr wieder ab.“ können sie noch nichts anfangen. Sobald sie aber die Kita-Rituale und -Abläufe verinnerlicht haben, wissen sie: Nach dem Mittagessen/ Mittagsschlaf/ Spielen im Garten werde ich abgeholt. Rituale in der Kita heben einen weiteren Vorteil, der sich zu Hause eher selten ergibt: Durch die relativ große Kinderzahl lernen sie Geduld, Empathie und Kooperation. Wenn im Morgenkreis jedes Kind erzählen darf, was es am Wochenende erlebt hat, lernen die Kinder, anderen zuzuhören, zu warten, bis sie an der Reihe sind und ruhig zu sein, bis der Morgenkreis beendet ist. In Krippe und Kindergarten gibt es einerseits täglich wiederkehrende Rituale. Dazu gehören der Morgenkreis zum gemeinsamen Start in den Tag, eine Abschiedsrunde am Nachmittag, die gemeinsamen Mahlzeiten, die Mittagsruhe, Gesprächsrunden, Vorlesezeiten. Das gemeinsame Spielen und das Aufräumen lassen sich durch feste Abläufe ebenfalls als Ritual gestalten. So kann am Ende der Spielzeit ein Glöckchen erklingen und ein Aufräumlied angestimmt werden. Darüber hinaus gibt es im Jahresverlauf wiederkehrende Rituale. So werden Geburtstage oft nach einem wiederkehrenden Muster gefeiert: das Kind bekommt eine Krone aufgesetzt und darf sein Geschenk auspacken, ein bestimmtes Lied wird gesungen, alle Kinder dürfen gratulieren und anschließend darf jeder vom gedeckten Geburtstagstisch naschen. Vielleicht darf sich das Geburtstagskind ein Spiel aussuchen, das alle gemeinsam spielen. Auch Feste wie Vogelhochzeit, Fasching, Ostern, Weihnachten oder ein großes Sommerfest werden jedes Jahr gefeiert – oft ebenfalls mit wiederkehrenden Abläufen. Im Hort und in der Grundschule sind Rituale weniger präsent, aber auch hier können sie Kindern noch gut tun. Das gilt besonders für das erste Schuljahr, das für Kinder viele Veränderungen mit sich bringt. Wenn das Kind in der Schule feste Rituale wie eine Begrüßung oder einen Morgenkreis, Entspannungs- oder Sportübungen im Unterricht, gemeinsame Pausengestaltung und gemeinsames Frühstück und Mittag erlebt, können diese das Ankommen in der neuen Lebensphase erleichtern. Auch während der Grundschulzeit können Rituale rund um Geburtstage und Feste etabliert werden. Neue Rituale wie Klassenrat und Streitschlichtung können hinzukommen. Ganz wichtig sowohl in Kita als auch in Schule: Die dort umgesetzten Rituale stärken die Gemeinschaft. Die Kitagruppe und die Klasse wächst zusammen, die Kinder halten zueinander. Rituale für die Paarbeziehung Zum Abschluss dieses Titelthemas wollen wir uns jenen Ritualen widmen, mit denen Eltern ihre Paarbeziehung stärken können. Denn wenn aus Paaren Eltern werden, dann schleichen sich nicht nur ganz viele neue Familienrituale in den Alltag, sondern allzu oft geht Zeit zu zweit verloren und mit ihr auch Paarrituale. Dabei können sie echte Booster für gestresste Eltern sein. Gerade in den ersten Jahren mit Baby und Kleinkind laufen Eltern Gefahr, dass ihnen zwischen Breigeben, Windelnwechseln, Schlafmangel und Job die Liebe abhanden kommt. Wenn ein Baby schreit, weint, Hunger hat, eine frische Windel braucht, dann duldet dieses Bedürfnis keinen Aufschub. In den ersten Lebensjahren ihrer Kinder sind Eltern ziemlich fremdbestimmt, Hobbys, Freunde und auch die Partnerschaft stehen hintenan. Um die Liebe dennoch über die Kleinkindjahre zu retten, hilft zum einen Unterstützung von außen (Großeltern, Haushaltshilfe, Babysitter…). Zum anderen sind Paarrituale sehr wichtig und hilfreich. Die meisten Paare haben solche Rituale bereits etabliert, bevor sie Eltern werden. Das kann das jährliche Begehen des Hochzeitstags oder des Kennenlern-Tags sein, das wöchentliche Date oder Candle-Light-Dinner, der gemeinsame Filmabend oder das gemütliche Sonntagsfrühstück. Wenn Kinder dazukommen, lassen sich viele dieser Rituale nicht mehr so umsetzen oder nur noch in einer abgespeckten Version. Wichtig bleiben sie dennoch, angesichts der neuen Herausforderungen vielleicht sogar mehr als zuvor. Studien belegen, dass Partnerschaften besser funktionieren, je mehr Zeit Paare miteinander verbringen. Daher sei es für Paare unerlässlich, sich gegenüber

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