Titelthema :: Seite 24
erwartungsgemäß die motorischen Regionen im
menschlichen Gehirn aktiviert wurden. Darüber hi-
naus wurde eine starke Aktivität im Precuneus fest-
gestellt. Dabei handelt es sich um den Bereich im
Gehirn, der für die Orientierung und den Raumsinn
eines Menschen wichtig ist. Ein Ergebnis dieser
Studie war, dass Tänzer ein deutlich besseres Ver-
mögen als Nicht-Tänzer besitzen, sich durch den
Raum zu bewegen. Das wurde auch in weiteren
Studien festgestellt. Elizabeth Spelke von der Har-
vard University setzt sogar noch einen oben drauf:
Tanzende Kinder verfügen nach ihrer Studie über
ein besseres räumliches Denken als ihre nicht-
tanzenden Altersgenossen. Das macht sich auch
in der Schule bemerkbar, zumindest in Geometrie.
Kinder, die schon lange tanzen, haben auf diesem
Gebiet weit bessere Noten. Der besonders positive
Nebeneffekt bei tanzenden Kindern (und Erwach-
senen) scheint zu sein, dass der Precuneus sehr eng
mit anderen Hirnregionen zusammenarbeitet. Das
wären zum Beispiel: Gedächtnis und Lernen sowie
Emotionen und Sprachen. Küchenpsychologisch
gesprochen kann also davon ausgegangen werden,
dass tanzende Kinder besser lernen, kommunizie-
ren, sich bewegen, geometrische Zusammenhänge
begreifen und noch weitere Vorteile genießen.
Die Auswirkungen lassen sich auch an anderen
Beispielen festmachen: Tanzende Kinder haben in
der Regel beim Erlernen eines Musikinstrumentes
kaum Probleme, ebenso wie andersherum. Denn
beim Tanzen und beim Erlernen eines Instrumen-
tes werden gleiche sensomotorische Fähigkeiten
verlangt.
Tanzen hilft darüber hinaus beim Imitieren. So ak-
tiviert schon die Vorstellung zu Tanzen exakt die
Regionen im Gehirn, die beim tatsächlichen Tanz
angesprochen werden. Wer imitieren kann, kann
von anderen lernen und andersherum auch ande-
ren etwas zeigen und beibringen.
Im Jahr 2006 konnte der Psychologe Petrides fest-
stellen, dass Ballett-Tänzer auch in emotionalen
Bereichen bestens abschneiden. Je besser sie ihre
Schritte beherrschen, umso ausgeprägter sind ihre
charakterlichen Eigenschaften in Sachen Emoti-
on und sozialen Fähigkeiten wie Empathie oder
Eigenmotivation. Zudem wirkt sich der intensive
Tanz in höherer Konzentration und einer besseren
Aufmerksamkeitsspanne aus.
Wer sich auch in hohem Alter noch an diesen Arti-
kel erinnern möchte, dem sei ebenfalls ein Besuch
in der Tanzschule angeraten: Tanzen beugt dem
Risiko vor, an Demenz zu erkranken. Weit besser,
als ein Kreuzworträtsel zu lösen und das ein oder
andere Buch zu lesen.
Hals- und Beinbruch
Was sich liest wie ein Wundermittel gegen alles
und jeden, ist am Ende des Tages „nur“ ein Ergeb-
nis von intensiver Beschäftigung, Begeisterung
und Sport. Spaß muss es machen, ansonsten gibt
es auch keine guten Noten in Geometrie. Hinzu
kommt, dass die tänzerische Ausbildung, sei es
zur reinen Freizeitbeschäftigung, sei es für höhere
Ziele mit professioneller oder gar späterer berufli-
cher Perspektive, fundiert und professionell be-
treut werden sollte. Tanz beansprucht den ganzen
Körper. Wie bei jedem Sport kann dabei sehr viel
schief gehen, insbesondere bei Kindern im Wachs-
tum. Schon die Liste der „Berufskrankheiten“ von
Tänzern liest sich wie ein Gruselmärchen: Dabei ist
von geschädigten Nerven in den Füßen, verdreh-
ten Knien und Hüften, gestörtem Stoffwechsel, blo-
ckierten Wirbelsäulen und vielem mehr die Rede.
Dass es tatsächlich zu körperlichen Schädigungen
kommen kann, ist aber nicht für alle Kinder glei-
chermaßen der Fall. Dabei spielen verschiedene
• Gute (räumliche) Orientierung
• ausgeprägte emotionale und
soziale Kompetenzen
• Höhere Konzentration und
größere Aufmerksamkeitsspanne
• Gesteigerte Lernfähigkeit
• Gute Imitationsgabe
• vermindertes Demenzrisiko im Alter
Diese und viele weitere Vorteile
kann ihr Kind aus demTanzenmitnehmen: