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Titelthema :: Seite 62 zwischen 28 und 44 Prozent. Die wichtigste Daten- basis zumEhrenamt in Deutschland ist der Deutsche Freiwilligensurvey. Im Auftrag des Bundesfamilien- ministeriums wird seit 1999 regelmäßig im Abstand von fünf Jahren geschaut, wie es um das freiwillige Engagement der Menschen im Land steht. Die aktu- ellste Studie stammt von 2014. Demnach engagieren sich 43,6 Prozent der Deutschen freiwillig neben Job bzw. Schule/Studium und Familie, das entspricht fast 31 Millionen Menschen. Der Anteil der Men- schen, die ein Ehrenamt ausüben, ist in den vergan- genen Jahren stetig gestiegen. Männer (45,7%) engagieren sich etwas häufiger als Frauen (41,5%). Besonders niedrig ist die Quote bei Menschen ab 65 Jahren. Auffallend oft engagieren sich Schüler: 54,8 Prozent der befragten Schüler gaben an, sich freiwillig zu engagieren – das ist Re- kord unter allen Befragten. Dazu kommen jene Menschen, die sich ebenfalls freiwillig engagieren, aber informell, außerhalb von festen Strukturen. Sie kümmern sich z.B. ein Mal die Woche als Leihoma um die Kinder von Bekannten, sie helfen dem Gartennachbarn beim Baumverschnitt, sie hüten den Hund der Nachbarn oder helfen regelmäßig beim Einkauf, sie bringen den PC der besten Freundin auf Vordermann. Etwa jeder fünfte Befragte engagiert sich auf dieser in- formellen Ebene. In der jüngsten Shell-Jugendstudie von 2015 gaben 34 Prozent der befragten Jugendlichen ab zwölf Jahren an, sich aktiv für andere zu engagieren. Die vom Deutschen Jugendinstitut erhobene Stu- die „AID:A Aufwachsen in Deutschland“ hat die Vereinstätigkeit von jungen Menschen zwischen 13 und 32 Jahren erfasst. Demnach sind 61 Prozent der Befragten in einem Verein aktiv und etwa 24 Prozent haben dort auch eine Funktion, üben also ein klassisches Ehrenamt aus. Dabei zeigt sich, dass das Engagement mit dem Übergang von der Schule zum Studium/ Beruf deutlich zurückgeht: Üben noch etwa 30 Prozent der Kinder ab 13 Jahren ein Amt im Verein aus, sind es nach Erreichen des Schulabschlusses nur noch etwa 20 Prozent. Durch alle Altersgruppen und Studien zieht sich der Befund, dass Menschen mit höherem sozialen Status eher ein Ehrenamt übernehmen als andere. Abiturienten und Hochqualifizierte sind häufiger in Vereinsvorständen und auf Trainerbänken zu finden als Oberschüler oder Arbeitslose. Jetzt in den S omme rmo - naten verbringt der 12-jährige Lars jeden Samstag im oder am Zug. Für seinen Dienst bei der Cottbuser Parkeisenbahn schlüpft er immer samstags von 9.30 bis 18 Uhr in die Uniform. Dann kontrolliert er die Fahrtkarten der Gäste, öffnet und schließt die Schranken oder sagt am Bahnhof die Züge an. Begeistert für das Hobby Eisenbahn wur- de er vor drei Jahren von seinem großen Bruder. Insgesamt hat die von Cottbusverkehr betriebene Parkeisenbahn 25 junge Eisenbahner zwischen neun und 17 Jahren. Ohne sie könnte die bei Ein- heimischen und Touristen gleichermaßen beliebte Parkeisenbahn nicht fahren. Allein im Jahr 2017 leisteten die Kinder und Jugendlichen insgesamt 5.000 Stunden. „Das ist schon eine ordentliche Ich & mein Ehrenamt – Parkeisenbahner Lars Zahl“, meint dann auch Lars nicht ohne Stolz. Die Wintermonate nutzen die Jungs und auch ein paar Mädchen für Schulungen, Übungen an der Modell- eisenbahn und Wartungsarbeiten. Gemeinsame Ausflüge stehen ebenfalls auf dem Programm, z.B. zur Parkeisenbahn Berlin oder zu einem Stellwerk der Deutschen Bahn. Ein schöner Nebeneffekt für den Betreiber Cottbusverkehr: Hier finden sich die Mitarbeiter von morgen. Denn bei einigen Parkei- senbahnern hält die Leidenschaft für Eisenbah- nen, die oft genug im Kinderzimmer begonnen hat, bis ins Erwachsenenalter an. Und so hat von den Cottbuser Bus- und Straßenbahnfahrern der eine oder andere seine Laufbahn bei der Parkeisenbahn begonnen. Auch Lars ist sich sicher: „Ich möchte beruflich mal was mit Zügen machen.“ Lars Wilhelm Sumin (12) Parkeisenbahn Cottbus »

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