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Titelthema :: Seite 78 spielsweise haben sehr viel weni- ger Zeit als Schüler oder auch Stu- denten. Junge Menschen, die durch den Wechsel von der Schule in die Ausbildung oder zum Studiummo- bil sein müssen, fallen schnell aus dem Engagement raus. Für solche regional mobilen Jugendlichen, die auch mal den Wohnort wechseln, müsste es Angebote geben, die fle- xible Formen des Engagements er- möglichen. Wovon hängt es ab, ob sich ein Ju- gendlicher ehrenamtlich engagiert oder nicht? Eine Rolle spielen die Bildungsressourcen. Gymnasias- ten sind deutlich engagierter als Schüler anderer Bildungsgän- ge. Auch Faktoren wie Mobilität, das Geschlecht, Migrationshinter- grund und das Elternhaus, spielen eine Rolle dabei, wer sich engagiert und in welchem Bereich. Welchen Einfluss haben denn El- tern? Ein Kind zu bekommen, ist etwas wirklich Schönes. Daher empfehle ich den Eltern zuerst: Ge- nießen Sie die Zeit, wenn sich Müt- ter an uns wenden, schon während der Elternzeit. Wir beraten – auch unverbindlich – über Alternati- ven [...] Viele Vereine bekla- gen Nachwuchsmangel: Können Sie das bestäti- gen? Sind Kinder und Jugendli- che vereinsmüde? Was das Enga- gement Jugendlicher in Vereinen und Verbänden angeht, haben wir – seit Erhebungsbeginn Anfang der 1990er Jahre – eine weitge- hende Konstanz. Der Wert ist über die Jahre weitgehend stabil geblie- ben. Aktuell sind etwa 67 Prozent der 12- bis 25-Jährigen mindestens in einem Verein aktiv und etwa 26 Prozent haben mindestens ein Eh- renamt inne. Dabei steht der Sport bei den Jüngeren an erster Stelle, das geht aber mit dem Alter stark zurück. Bei jungen Leuten spie- len zudem Musik und Kultur so- wie Kirche und religiöse Gruppen eine große Rolle. Auch die Freiwil- lige Feuerwehr ist für junge Leute relativ wichtig. Aktivitäten in Ge- werkschaften werden erst mit Be- ginn der Ausbildung interessant. Inwiefern unterscheiden sich Ju- gendliche und Erwachsene bei ehrenamtlichem Engagement? Unterschiede gibt es vor allem hin- sichtlich der Bereiche, in denen sich Jugendliche und Erwachsene engagieren. Erwachsene finden wir stärker im Bereich Politik, berufli- che Interessenvertretung, Gesund- heit und Soziales, also Themen, die für Jugendliche noch weiter weg sind. Die unterschiedlichen Ge- schlechterprofile, also dass Frauen eher in den Bereichen Kirche und Soziales und Männer eher bei Sport und Politik zu finden sind, findet sich bei Erwachsenen und Jugend- lichen gleichermaßen. Warum engagieren sich Jugend- liche ehrenamtlich? Was sind die wichtigsten Motive? Da bietet der Freiwilligensurvey eine ganz gute Datenbasis. Für fast alle Alters- gruppen steht im Vordergrund: Das Ehrenamt soll Spaß machen. Wichtig ist auch die soziale Kom- ponente, also mit anderen Men- schen zusammen zu kommen. Für die Jugendlichen speziell ist zu- dem das Motiv der Qualifikationen wichtig, das hat in den vergange- nen Jahren zugenommen. Darin drückt sich die Hoffnung aus, die- se erworbenen Qualifikationen für das berufliche Vorankommen zu nutzen. Laut Freiwilligensurvey 2014 ist der Anteil ehrenamtlich Engagierter unter Schülern mit knapp 55 Pro- zent besonders hoch. Warum enga- gieren sich Schüler stärker als an- dere Altersgruppen? Schüler sind tatsächlich in Vereinen und in der Schule sehr aktiv und überneh- men da auch eher freiwillige Auf- gaben. Allerdings lässt das mit dem Alter deutlich nach. Azubis bei- Interview mit Soziologin Martina Gille über das Engagement junger Leute. Martina Gille leitet im Deutschen Jugendinstitut das Kompetenzteam „Ju- gend“ im Projekt „AID:A Aufwachsen in Deutschland“. Aus ihren Forschun- gen weiß sie, wie sich Jugendliche für freiwilliges Engagement begeistern lassen und warum das für die Gesellschaft so wichtig ist. Jugendliche finden häufig über die Schule zum Ehrenamt www.lausebande.de [online weiterlesen]
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