lausebande-06-2019

Titelthema :: Seite 29 nig machen die süße Bienenernte nicht zu einem besseren Zuckerersatz. Um von den Nährstoffen im Honig wirklich zu profitieren, müsste man ein gan- zes Glas auslöffeln. Kinder als Zielgruppe Kinder lieben Süßes. Und Eltern lieben ihre Kinder. Aus diesen zwei simplen Grundsätzen versucht eine ganze Branche Profit zu schlagen – mit Erfolg. Zahl- reiche mit Zucker zugesetzte Lebensmittel richten sich explizit an Kinder. Über TV- und Internet-Wer- bung und ansprechende Verpackungen erreichen sie ihre junge Zielgruppe auch. Allein Deutschlands Süßwarenindustrie investierte im vergangenen Jahr etwa eine Milliarde Euro in die Werbung. Und da Kinder in Deutschland zum einen über re- lativ viel Taschengeld verfügen und zweitens über Mitspracherecht beim Wochenendeinkauf, richten sich viele Werbespots an die Käufer von morgen. Lebensmittel kommen in kindgerechter Aufma- chung her: bunt, knallig, mit Comicfigur und Sam- melfigur versehen. Tipps und Regeln für zu Hause Was also können Familien tun, um den täglichen Zuckerkonsum zu reduzieren? Zwei einfache Re- geln, die schwer umzusetzen sind, aber viel be- wirken: wenig oder keine Süßigkeiten kaufen, so wenig wie möglich industriell verarbeitete Le- Kinderlieblinge als Lockmittel. Hersteller von Müsli und Co. zielen mit ihren Verpackungen bewusst auf die Quengelstrategie der lieben Kleinen: „Mama, darf ich bitte bitte das Müsli….“ Dass in vielen Lebensmitteln zu viel Zucker enthal- ten ist. Hat vor allem drei Gründe: Er dient – wie auch Fett und Salz – als Geschmacksträger. Ge- rade fettarme Produkte enthalten oft vergleichs- weise viel Zucker. Weil das fehlende Fett durch Zucker ersetzt wird – für den Geschmack. Zudem verlängert er die Haltbarkeit vieler Produkte und bestimmte Lebensmittel, wie Gebäck, brauchen Zucker fürs Volumen. Zum anderen ist der mensch- liche Geschmack so auf Zucker, Fett und Salz ge- eicht, dass er stets nach mehr giert, was man spä- testens merkt, wenn man in die Chipstüte greift. Und das ist natürlich im Interesse der Lebensmit- telindustrie. Denn dann kaufen wir auch mehr die- ser Lebensmittel. Um diesen Kaufanreiz zu fördern, investiert die Lebensmittelindustrie viel Geld. In Studien und Labors wird für viele Lebensmittel der sogenannte Glückspunkt ermittelt. Er besagt, wie- viel Zucker ein Lebensmittel höchstens enthalten darf, damit der Körper nach mehr verlangt, ohne dass das Produkt zu süß schmeckt. Bei Kinderle- bensmitteln liegt der Glückspunkt in der Regel hö- her als bei denen für Erwachsene. Daher enthalten Müsli, Joghurt und Pudding in Kinderoptik fast im- mer mehr Zucker. Maissirup, Agavendicksaft, Rohrzucker – welcher Zucker ist gesünder? Wer beim Einkauf wissen will, wo überall Zucker drin steckt, kann sich leicht in einem Begriffswirr- warr verlieren. Aktuell gibt es auf den Zutatenlis- ten etwa 50 verschiedene Begriffe, hinter denen sich Zucker versteckt. Viele Begriffe sind für Laien nicht mit Zucker in Zusammenhang zu bringen. Hier einige Beispiele: Agavendicksaft, Dextrose, Fruchtsaftkonzentrat, Gerstenmalzextrakt, Inulin, Laktose, Maltodextrin, Molkenpulver, Raffinose, Saccharose, Weizendextrin. Wer wissen möchte, ob und v.a. wieviel Zucker ein Produkt enthält, der schaut am besten auf die Nährwerttabelle. Dort müssen die Hersteller den Zuckeranteil angeben. Dinkelkekse mit Agavendicksaft zu kaufen, bringt übrigens nichts. Die sind genauso ungesund wie klassische Butterkekse. Selbst brauner Zucker ist nicht wirklich gesünder als weißer. Die unter- schiedlichen Zucker unterscheiden sich höchstens im Geschmack und in der Konsistenz. Dem Or- ganismus und den Zähnen schaden sie alle. Und auch die vermeintlich gesunden Nährstoffe im Ho- » Werbeausgaben für Süßwaren (in D) 2017: 868 Mio. Euro | 2016: 838 Mio. Euro 2015: 738 Mio. Euro Quelle: Statista

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