lausebande-06-2019

Titelthema :: Seite 34 dergesundheit (www.kinderge- sundheit.de ) eine sehr wichtige Zielgruppe. Süßigkeiten gibt es nicht nur zu Hause. Welche Rolle spielen Ki- tas und Schulen bei gesunder Er- nährung? Heute besuchen 93 % der Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren in Deutschland eine Kindertagesstätte. Es ist deshalb sehr wichtig, auch dort mit Sü- ßigkeiten maßvoll umzugehen. Der Kindergarten darf an norma- len Tagen eine „süßigkeitenfreie Zone” sein. Zuckerhaltige Geträn- ke oder Kuchen sollten nur zu be- sonderen Gelegenheiten wie Fes- ten oder Geburtstagen ihren Platz haben. Und genauso wie zu Hause sollen auch in der KiTa Süßigkei- ten nicht als Belohnung oder Lock- mittel eingesetzt werden. Auch praktische Informationen für El- tern zum Umgang mit Süßigkeiten können Kindergarten und Schule bieten. Über die Stiftung Kinder- gesundheit bieten wir wirksame Präventionspogramme wie Tiger- Kids (www.tigerkids.de ) für KiTas und DIE RAKUNS für Grundschu- len an, mit denen Kinder gute und gesundheitsfördende Gewohnhei- ten erlernen und festigen. Mit die- sen Prorgrammen sinkt der Ver- zehr von zuckerhaltigen Getränken und der Obst- und Gemüseverzehr steigt an. Der Zuckerkonsum von Kindern aber auch Er- wachsenen liegt häufig über den offiziellen Empfehlungen. Mit welchen Folgen? Die zu hohe Zuckerzufuhr ist ein Risikofak- tor für Übergewicht und Adiposi- tas. Eine zu hohe Zuckeraufnahme führt in Kombination mit anderen Lebensstil-Fehlern zu einem deut- lich erhöhten Risiko für die Zucker- krankheit (Diabetes mellitus) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Kinder- und Jugendmedizin kann heute viele Krankheiten sehr wirk- sam behandeln. Aber viele der Er- krankungen der an unserer Klinik betreuten Kinder wären mit effek- tiver Prävention vermeidbar. Für uns täglich sichtbare Folgen fal- scher Ernährung sind individuelles Leid, und natürlich entstehen auch hohe Behandlungskosten. Durch eine Verminderung der Zucker- aufnahme auf die von der Welt- gesundheitsorganisation angera- tene Höchstmenge könnten wir in Deutschland geschätzte zwölf Mil- liarden Euro Kosten einsparen. Vermutlich gehört zur Behandlung von Übergewicht auch eine Ernäh- rungsumstellung. Wie schwer oder leicht fällt das den Kindern? Kinder lieben Süßigkeiten, ohne Frage. Die Umstellung erlernter Gewohn- heiten ist oft schwer, zu Hause und auch mit professioneller Unterstüt- zung. Zucker- und fettreiche Le- bensmittel sind im Alltag der Fa- milien meist leicht verfügbar und zugänglich. Die Stiftung Kinder- gesundheit setzt vor allem darauf, von vornherein gesundheitsför- dernde Gewohnheiten zu fördern, um eine spätere aufwändige und schwierige Ernährungsumstellung gar nicht mehr zu brauchen. Welche Rolle spielen die Eltern? Inwiefern können und müssen auch sie an einer erfolgreichen Be- handlung mitwirken? Die Zucker- und Fettzufuhr zu begrenzen, ist ein echtes Familienprojekt. Eltern können am besten mitwirken, in- dem sie als Vorbild wirken und selbst gute Ernährungsgewohn- heiten vorleben, mit begrenztem Verzehr an Zucker und an den so- genannten gesättigten Fetten aus tierischen Lebensmitteln. Es ist für alle Familienmitglieder von Nut- zen, zuckerhaltige Getränke wie Li- monade, Cola und Säfte aus dem Haushalt zu werfen und auf unge- süßte Getränke umzusteigen und sich zudem regelmäßig gemein- sam zu bewegen, z.B. durch Lau- fen oder Radfahren. Kinder ler- nen in der frühen Kindheit sehr stark dadurch, dass sie Erwachse- ne nachahmen. Eltern können als Vorbilder am besten helfen. Daher sind Eltern auch in den Präventi- onsprogrammen der Stiftung Kin- Kinder lieben Süßes – das weiß auch die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Karin Bergmann. Sie ist Direktorin für Wissenschaft und Zukunftsstrategi- en bei der Stiftung Kindergesundheit, die an der Dr. von Haunerschen Kin- derklinik in München angesiedelt ist. Was Kitas, Eltern und Politik für eine gesündere Ernährung unserer Kinder tun können, verrät sie im Interview. Kitas sollten eine süßigkeiten-freie Zone sein

RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2