lausebande-06-2019

Kolumne :: Seite 57 lausitzDADDY Das Lied von Eis und Feuer trotz Betteln und meiner Prophezeihungen vom Unter- gang der Bürolande von Vaterus auf den festgelegten Ausstrahlungstermin. Der Rat habe gesprochen, und der Meister der Selbsthelfer müsse sich unterordnen, meinte mein Junior. Königin Mutter und die Thronfol- gerin auf halber Höhe pflichteten bei. Abends war ich eine halbe Stunde vor der Zeit bereit zum Präsentie- ren. Tatsächlich konnte ich zehn Minuten eher starten und flog wie Drogon auf riesigen Schwingen durch die Kampagne und schilderte meinen Schlachtplan im Kampf gegen bestehende Vorurteile zur Selbsthilfe und wie ich die Völker durch Aufklärung in gutem Willen einen werde. Am Ende applaudierten alle und wiesen mir den eisernen Thron zu, ähm ... einen Holzstuhl am Tischende. Ich hatte meine Präsentation tatsächlich an Game of Thrones angelehnt und so fragten mich die Herren in der Runde, wie ich auf diese abgefahre- ne Idee gekommen sei. Ich berichtete vom heimischen Familienrat, der in Kürze ohne König in die letzte Schlacht ziehen würde. Vier der fünf anwesenden Her- ren schauten mich erleichtert und hoffnungsvoll an. Sie würden mein Schicksal teilen und die Schrecken nachvollziehen können. Die drei Damen in der Runde verdrehten kollektiv die Augen, der übrige Herr war sich seiner Zugehörigkeit nicht ganz sicher. Schließlich stimmte die Runde vier zu drei bei einer Enthaltung, den tapferen Ritter zu den Seinen zu entsenden, um seinem Hause beizustehen. Zehn Minuten nach Start der Folge traf ich zu Hause ein. Wir hatten am Tag da- vor gewettet, was mit unseren Helden passiert und wer es bis zum Ende schafft. Meine Kleine, die ohnehin im- mer mit der Königin schnatterte, während König und Knappe männlich fokussiert starrten (ach, das kennen Sie auch?), wurde an diesem Abend zum Orakel. Sie sagte ständig, was passieren würde – und es trat ein. Als mein Junior und ich protestierten, rolltemeine Klei- ne mit den Augen und sagte: Dann gründet doch eine Selbsthilfegruppe. Am nächsten Tag schrieb ich mei- ner Ansprechpartnerin bei der Selbsthilfe tatsächlich aus Spaß, dass man für verzweifelte Game of Thrones Fans eine Selbsthilfegruppe gründen könne, jetzt, wo das Epos für alle Zeiten zu Ende sei. Die Nachricht er- reichte den falschenMitarbeiter, der wahrscheinlich im Stuhlkreis für Humorlose sitzt. Gestern erreichte mich die Antwort, dass ich gern zur ersten Selbsthilfegruppe Game of Thrones einladen könne, es haben sich per Forum bereits 18 Interessenten gemeldet. Alle wollen wissen, wer der schreckliche #Drogon sei. Verdammt, der Winter naht. Euer lausitzDADDY Im vergangenen Monat wäre ich durch den eisernen Thron und die – trotz noch Vor-Tee- nie-Status bereits ausgebrochene – weibliche Intuition meiner Tochter fast zum König der Selbsthil- fe geworden. Das Game of Thrones-Fieber war Anlass für diese skurrile Geschichte. Ja, in den vergangenen Wochen drehte sich auch bei uns wie wohl bei der halben Weltbevölkerung montags alles um Drachen und Schlachten zwischen Winterfell und Königsmund. Denn jeden Montag wurde eine neue Folge der fina- len Staffel eingestellt. Ausgerechnet Montag. Mit den vielen Besprechungen im Büro und dem Arbeitsstau durchsWochenende bin ichmontags eigentlich nie vor 20 Uhr zu Hause. Meine Kids bestanden aber darauf, die Folgen gleich am Montagabend zu sehen, bevor in der Schule andere Kids „spoilern“ und die ganze Span- nung dahin ist. Der Familienrat tagte und beschloss, dass 19 Uhr als Game of Thrones-Ausstrahlungszeit für alle Familienmitglieder zumutbar ist, mit drei ge- gen eine Stimme. Der Bürotiger unterlag. Fünf Folgen lang lief dann auch alles reibungslos. Wir fieberten mit den Helden auf der Mattscheibe und jeder hatte sei- nen Liebling. Bei meiner Tochter war es Arya Stark mit dem Motto #unkaputtbar, bei mir als Werbefuzzi das Serienmaskottchen Drogon mit dem Motto #Dracarys. Bei jeder Serie der letzten Staffel wetteten wir, wer das Drama überlebt. Ausgerechnet bei der finalen sechs- ten Folge hatte ich abends um 18 Uhr einen wichtigen Kundentermin. Die Präsentation einer Kampagne für die Selbsthilfe stand an. Ein sensibles Thema, zu dem ein Arbeitskreis aus den umliegenden Landkreisen zusammenkam. Da konnte ich schwer mit meinen Dra- chen und sieben Königslanden um die Ecke kommen, ummich früher aus dem Staub zu machen. Schließlich war ich ja in unseremKreativladen für die Entwicklung der Kampagne zuständig. Der Familienrat beharrte Noch nicht genug gelacht? Alle Kolumnen zum Nachlesen unter www.lausebande.de

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