lausebande- 06-2020

Aktuelles :: Seite 10 Unter dem Titel „Kind- sein in Zeiten von Co- rona“ hat das Deutsche Jugendinstitut Mitte Mai erste Er- gebnisse einer Studie zum verän- derten Alltag und zum Wohlbe- finden von Kindern in Zeiten der Kontaktbeschränkung veröffent- licht. In ersten Medienberichten wurden die Ergebnisse schnell auf Schlagzeilen wie „Eltern und Kin- der in der Krise“ verengt. Wir woll- ten hinter die Schlagzeile blicken und sprachen mit der Leiterin der Studie, Dr. Alexandra Langmeyer: Sie haben eine Studie zu Kindern und Familien in Corona-Zeiten durchgeführt, welche Fragen ha- ben Sie bewegt? Wir haben gese- hen, dass in der Corona-Pandemie eine Reihe an Studien vor allem zur Situation von Eltern oder Familien allgemein gestartet wurden. Aber niemand hat auf die Kinder ge- schaut. Genau darauf wollten wir mit unserer Arbeitsgruppe den Fo- kus legen. Obwohl wir zeitlich stark eingespannt sind und aktuell un- ter erschwerten Bedingungen ar- beiten, war das Engagement sei- tens der Kollegen und Kolleginnen sehr groß. Wir mussten diese Stu- die schnell ins Leben rufen, um die Nähe zur Kontaktbeschränkung zu gewährleisten und haben an der Re- sonanz schnell gemerkt, wie groß der Bedarf bei den Eltern ist. Viele Eltern haben innerhalb kurzer Zeit an der Befragung zur Studie teilge- nommen; wir haben offensichtlich den Zahn der Zeit getroffen. Wie haben Sie die Wochen des Lockdowns in Ihrer Familie erlebt? Als Mutter von zwei kleinen Kin- dern und mit zwei Elternteilen im Homeoffice beschäftigt mich das Thema auch im privaten Famili- enbereich. Als die Studie noch lief, häuften sich bereits Medienberichte – wie sind Sie mit dem Erwartungsdruck der Medien umgegangen? Auf- grund meines Arbeitsbereiches habe ich im Vorfeld bereits Inter- views zu anderen Themen der Co- rona-Pandemie gegeben, beispiels- weise welche Kinder zuerst in der Notbetreuung aufgenommen wer- den sollten. Der Druck entsteht ei- gentlich jetzt erst, nachdem wir erste Daten veröffentlicht haben, die gesamte Auswertung aber noch nicht abgeschlossen ist. Heute ist übrigens genau der Tag, an dem wir die Onlinebefragung der El- tern abschließen. Nach Erscheinen der ersten Ergeb- nisse wurde in großen Onlinezei- tungen über Ihre Studie frei berich- tet, binnen Tagesfrist wurde daraus Bezahlinhalt – stört Sie, dass bei Corona-Themen in Deutschland oft Quote und Gewinn die Tonalität und Nutzung vorgeben? Das stört mich weniger, die Medien müssen sich auch refinanzieren können. Guter Inhalt muss auch etwas kos- ten dürfen. Es freut mich aber, dass Sie der Studie diese Bedeutung bei- messen und meinen, sie sollte den Eltern frei zugänglich sein. Das ist ein Lohn für unsere Arbeit und ehrt mich als Wissenschaftlerin. Wir ha- ben die Ergebnisse der Studie auch öffentlich auf der Webseite unseres Instituts unter www.dji.de zur Ver- fügung gestellt. Die Onlinebefragung, die der Stu- die zugrunde liegt, erfordert Ge- duld und einen gewissen Bil- dungsstand – werden Ergebnisse dadurch nicht in die Perspektive des Bildungsbürgertums verzerrt? Ja, wir haben mit der Befragung eher die Hochgebildeten erreicht. Eltern mit mittlerem und niedri- gem Bildungsniveau sind auch dabei, Eltern ohne Abschlüsse ha- ben sich eher nicht beteiligt. Das ist kein neuer Befund bei solchen Befragungen, an denen eher enga- gierte Menschen mit höherem Bil- dungsniveau teilnehmen. Es gibt andere Möglichkeiten, breitere Schichten der Bevölkerung zu er- reichen. Dazu suchen wir für Stu- Interview mit Dr. Alexandra Langmeyer, Leiterin der Fachgruppe „Lebens- lagen und Lebenswelten von Kindern“ beimDeutschen Jugendinstitut (DJI) Kinder brauchen Kinder

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