lausebande- 06-2020
Aktuelles :: Seite 11 dien über Einwohnermeldeäm- ter Kinder bzw. Familien mit einer breiteren Streuung, das braucht aber Zeit. Uns war hier die Ge- schwindigkeit wichtig, um die Be- fragung noch im Lockdown zu star- ten und durch die Aktualität auch mehr Qualität in den Ergebnissen zu erreichen. Ihre Studie zeigt, dass bildungs- starke Familienhaushalte bes- ser mit der Situation klarkamen – gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Bildungsstärke der Eltern und Vereinsamungsgefühl der Kin- der? Beim Einsamkeitserleben fällt der Effekt der Bildung relativ ge- ring aus. Eltern mit höherer Bil- dung geben dennoch an, dass ihre Kinder sich etwas weniger einsam fühlen. Beim generellenWohlemp- finden ist der positive Zusammen- hang zum Bildungsniveau der El- tern stärker ausgeprägt. Wir führen das vor allem darauf zurück, dass Eltern mit höherer Bildung mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Viele von ihnen arbeiten derzeit auch im Homeoffice. Wer leidet Ihres Erachtens mehr, Eltern oder Kinder? Jeder leidet auf seine Art undWeise und hat mit ei- genen Schwierigkeiten zu kämp- fen. Bei den Eltern sind es teils fi- nanzielle oder berufliche Sorgen, aber auch Herausforderungen in der Kinderbetreuung wie beim Homeschooling. Für Kinder än- dert sich das tägliche Umfeld kom- plett, sie können nicht mehr in Kita oder Schule gehen und ihre Freun- de nicht mehr sehen. Sie müssen öfter allein sein und da kann sich schnell Langeweile einstellen. Wer da mehr leidet, ist sicher ein ganz individuelles Empfinden. Wie wirken sich fehlende Sozi- alkontakte der Kinder zu ihren Freunden auf die Familie aus, können Eltern das Freunde-Va- kuum kompensieren? Diese Frage wollen wir mit unserer Studie un- bedingt noch beantworten. Meine Hypothese wäre, dass Eltern dies bei kleineren Kindern bis zu einem gewissen Grad kompensieren kön- nen, es mit zunehmendem Kindes- alter aber deutlich schwieriger für die Eltern wird. Andererseits kön- nen Kinder mit zunehmendem Al- ter leichter auf digitalemWeg Kon- takt zum Freundesumfeld pflegen. Bei kleinen Kindern können Eltern eine digitale Freunde-Kommuni- kation beispielsweise per Videote- lefonie zwar unterstützen, hier ist aber die Aufmerksamkeit und das Interesse meist noch nicht ausge- prägt und es entsteht eher kein in- tensiver Austausch. Wir starten jetzt aufbauend auf der Onlinebe- fragung individuelle Interviews mit Kindern und sehen bereits, dass größere Kinder ihre Kommunika- tion ideenreich mit Skype oder Vi- deospielen gestalten können. Je mehr Kinder im Haushalt, des- to mehr Reibereien und desto ge- nervter die Mütter – kann man so ein Ergebnis der Studie auf den Punkt bringen? Je mehr Kinder, desto turbulenter geht es imHaus- halt zu – das ist richtig. Anderer- seits führen Geschwister auch zu weniger Einsamkeit. Jetzt könnte man fragen, was besser ist – Cha- os oder Einsamkeit. Da komme ich zu dem Schluss, dass Chaos sicher das kleinere Übel ist. Es ist normal, dass in Familien mit mehreren Kin- dern Strukturen durcheinanderge- raten, wenn sie plötzlich wochen- lang ganztägig gemeinsam daheim sein müssen. Aber Einsamkeitsge- fühle sind aus Sicht des Kindes deutlich schlimmer als der Trubel. Sie haben ermittelt, dass der Kon- takt der Kinder zu ihren Bezugsper- sonen in Kita und Schule teils » Veränderungen der gemeinsam verbrachten Zeit nach Personengruppen und alleine im Kindergartenalter (in Prozent). Fragewortlaut: Und wie hat sich insgesamt die Zeit verändert, die Ihr Kind mit folgenden Personen verbringt? Quelle: Studie Kindsein in Zeiten von Corona, Stand 04.05.2020, kompletter Bericht und weitere Grafiken unter www.dji.de.
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