lausebande- 06-2020
Aktuelles :: Seite 12 vollständig, meist weitgehend weg- bricht – hatten Sie hier andere Er- wartungen? Es wäre sicher wün- schenswert, dass dieser Abbruch weniger abrupt und stark ausfällt. Je länger die Zeit andauert, desto wichtiger wird es meines Erach- tens, dass Bezugspersonen aus Kita und Schule den Kontakt auf- nehmen und pflegen. Gerade für Kitakinder ist dieser Kontakt wich- tig. Ein Schulkind, das lesen und schreiben kann, kann auch eine E- Mail lesen. Das können Kindergar- tenkinder nicht, hier zählt der per- sönliche Kontakt. Wenn man da monatelang nichts voneinander hört, werden Bindungsbeziehun- gen unterbrochen und es braucht viel Zeit, diese wieder neu auf- zubauen. Die Überforderung des Schulsystems hat mich weniger verwundert. Digitale Kommuni- kation funktioniert hier allenfalls an vereinzelten Standorten. Insge- samt wird auf herkömmlichen Un- terricht gesetzt und die Umstellung fällt nun entsprechend schwer. Wir sehen an unseren Daten, dass die Schüler überwiegend E-Mails mit Aufgaben erhalten, ein Austausch mit den Lehrkräften findet kaum statt. Gemessen wurde nur die Kontakt- häufigkeit zu externen Bezugsper- sonen, nicht die Bedeutung der Be- zugspersonen für das jeweilige Kind –wird die Studie in diesemundwei- teren Aspekten eine Vertiefung er- fahren? Wir wollen in den noch folgenden Interviews mit Kindern auch die positiven Aspekte der Situ- ation herausfiltern. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Kinder über die unfreiwilligen Schulferien froh sind, weil sie den ein oder anderen Lehrer nicht mögen und zu Hause gut klarkommen. Das wird sich also noch zeigen. Wie hat sich das Freizeitverhalten der Kinder in zwei Wochen „gefan- gen daheim“ verändert? Da gab es deutliche Veränderun- gen hin zum Spielen drinnen statt draußen und hin zu digitalen Me- dien. Fernsehen hat in allen Al- tersgruppen mehr Zeit eingenom- men als zuvor, bei älteren Kindern hat die Nutzung von Internet und Computerspielen deutlich zuge- nommen. Bei den kleineren Mäd- chen wird auch mehr gebastelt. Die Verlagerung ins Innere war zu er- warten, den deutlichen Anstieg im Medienkonsum wieder zu vermin- dern, dürfte eine Herausforderung für die Zukunft sein. Konnten Sie geografisch, beispiels- weise zwischen Ost und West, Un- terschiede feststellen? Diese Ana- lyse steht noch an. Unterschieden haben wir bereits nach städtischer und ländlicher Umgebung. Hier haben wir festgestellt, dass sich Kinder in ländlicher Umgebung in der Krisenzeit etwas wohler fühlen als Kinder in der Stadt, das ist aber auch nur ein minimaler Effekt. Wohnumfeld, Familie oder Bildung – welcher Faktor wirkt in diesen Krisenzeiten am stärksten auf das Wohlbefinden der Kinder? Eindeutig die Familie. Das wissen wir aus vielen Studien. Wie Eltern handeln und mit ihren Kindern umgehen, wirkt stärker auf das Wohlergehen der Kinder als alle anderen Effekte. Das passiert oft unbewusst. Sicher ist die Gesamt- situation auch bedingt durch Bil- dung und Wohnumfeld. Die drei Aspekte hängen meist miteinan- der zusammen. Wer hochgebildet und weniger beruflichen Sorgen ausgesetzt ist, der kann mit einer solchen Ausnahmesituation bes- Einschätzung des Familienklimas nach Geschlecht der Auskunftsperson, und Kinder im Haushalt (in Prozent) – konkrekt wurde nach der Häufigkeit von Reibereien und Streitigkeiten gefragt. Quelle: Studie Kindsein in Zeiten von Corona, Stand 04.05.2020, kompletter Bericht und weitere Grafiken unter www.dji.de.
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