lausebande- 06-2020

Aktuelles :: Seite 13 ser umgehen und den Sorgen und Nöten der Kinder gelassener begeg- nen als ein Elternteil mit niedriger Bildung und finanziellen Sorgen beispielsweise infolge von Kurzar- beit. Da können 30% weniger Ge- halt schnell existenziell werden. Und wenn dann ein Kind für die Schule neues technisches Equip- ment braucht oder der kleine Bru- der nörgelt und sich zum hunderts- ten Mal „Paw Patrol“ anschauen möchte, dann können die Nerven schnell blank liegen. Väter scheinen die Situation für ihre Kinder insgesamt gelassener zu sehen, woran liegt das Ihres Er- achtens? Väter sehen die Auswir- kungen der Ausnahmesituation auf das Wohlbefinden der Kinder weniger dramatisch. Wir haben in Deutschland aber nach wie vor eine Situation, in der Mütter deut- lich stärker in die Erziehung der Kinder eingebunden sind als die Väter. Insofern nehmen Mütter Veränderungen der Kinder sicher auch stärker wahr. Es verwundert daher kaum, dass sie die Situati- on für ihre Kinder einschneiden- der bewerten. Die Studie wurde von einem Team aus PsychologInnen, Erziehungs- und MedienwissenschaftlerInnen durchgeführt, können Sie den- noch etwas zu gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Pande- mie auf Kinder und Eltern sagen? Sicher kann man aus psychischen Problemen auch Schlussfolgerun- gen für mögliche gesundheitliche Belastungen ziehen. Das steht hier aber nicht im Fokus. Wenn Sie drei zentrale Erkenntnis- se der Studie ins Schaufenster stel- len dürften, welche wären das? Die meisten Kinder bekommen die Situation gut hin, aber etwa ein Drittel hat Schwierigkeiten – und auf diese Kinder müssen wir schau- en. Die veränderte Mediennutzung müssen wir weiter beobachten. Ich bin kein Gegner der Medien- nutzung und man muss schauen, wo sie eventuell auch Gewinn ge- bracht hat. Wenn Enkel und Groß- eltern plötzlich per Skype kommu- nizieren, entstehen auch Chancen. Beim Fernsehen muss sich zeigen, ob Eltern das wieder zurückdre- hen können. Ein drittes Ergebnis erkennen wir jetzt schon anhand der Geschwister: Kinder brauchen Kinder. Hier werden wir im wei- teren Verlauf der Studie noch ge- nauer auf das Verhältnis von Kin- dern zu ihren Freunden schauen. Kinder brauchen auch Freiflächen und Bewegung draußen. Das spie- geln auch erste Lockerungen wie die Öffnung der Spielplätze wieder. Die online-Befragung ist nun abge- schlossen, wann werden die kom- pletten Ergebnisse Ihrer Studie vor- liegen? Wir führen jetzt Interviews mit den Kindern. Der Abschlussbe- richt, der dann auch die Ergebnis- se aus den individuellen Interviews mit den Kindern enthält, dürfte im Spätsommer auf unserer Webseite zur Verfügung stehen. Wir danken für das Gespräch. Für Interessierte: Eine Zusammen- fassung der Studie ist unter www. dji.de über die Startseite ein- zusehen, ers- te Ergebnisse der Studie sind samt vielen In- fografiken hier auch als 26-seiti- ger Bericht (QR-Code) einzusehen. Bewältigung der Corona-Krise der Kinder nach Bildung der Auskunftsperson, Haushaltseinkommen, Wohnort, eigener Au- ßenfläche (in Prozent). Fragewortlaut: Wie kommt Ihr Kind mit der aktuellen Situation zurecht? Quelle: Studie Kindsein in Zeiten von Corona, Stand 04.05.2020, kompletter Bericht und weitere Grafiken unter www.dji.de.

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