Bis vor ein oder zwei Jahren war das gängige Kürzel KI für mich ganz eng mit dem kindlichen Immunsystem verknüpft. Denn Eltern von Kleinkindern wissen leider bestens, dass KI lange vor ChatGPT für „Kind krank“ stand. Ich hatte zwischenzeitlich drei Kinder gleichzeitig in der Kita. Sie besuchten eine recht große Kita mit vergleichsweise großen Gruppen. Im Umkehrschluss heißt das: Jedes meiner drei Kinder war Tag für Tag 20 potenziellen anderen Virenschleudern ausgesetzt. Das macht nach Adam Ries 60 potenzielle KI-Verursacher. Und natürlich war es je nach Jahreszeit und gerade umgehender Krankheiten nur eine Frage von Tagen, bis die ersten davon sich auch bei uns zu Hause breit machten. Denn wenn ein Kind erstmal einen Virus angeschleppt hatte, ging das Verteilen desselben zu Hause munter weiter. Aus KI wurde fast immer zwangsläufig EL: Eltern krank. Denn in der Regel haben mein Mann und ich unsere Immunsysteme unfreiwillig mitgestärkt und Grippe, Magen-Darm und all die anderen unerwünschten Gäste mitbewirtet. Das ging dann jeweils ein Mal reihum, bevor das nächste Kind einen neuen Gastvirus mitbrachte. Dabei lernten wir auch viele „Neue“ kennen. Von Krankheiten wie „HandMund-Fuß“ und „Ohrfeigenkrankheit“ hatte ich zuvor nämlich noch nichts gehört. Und ich hätte auf ihre Bekanntschaft auch gern verzichtet. Es gab Zeiten, da hatte ich jede Woche mindestens ein Kind krank zu Hause und sah unsere Kinderärztin öfter als meinen Chef. Wenn uns gerade mal kein KI-Virus lahmlegte, waren wir wegen Impfungen oder Vorsorge-Untersuchungen da. Die Zeit damals haben wir nur mit ganz viel Homeoffice, noch mehr Toleranz unserer Arbeitgeber sowie reichlich Nasenspray und Fiebersaft überstanden. Ich kann daher ganz gut verstehen, warum Eltern zwischenzeitlich Fiebersaft gebunkert haben. Für mich ist er so eine Art Asterix’- scher Zaubertrank: Das Kind, das eben noch völlig platt und heiß auf dem Sofa lag, ist eine halbe Stunde nach der passenden Dosis munter wie ein Flummi und würde am liebsten baden gehen und Eisessen. Daher ist Fiebersaft noch immer fester Bestandteil unserer Hausapotheke, wenngleich wir die Kitazeit mittlerweile hinter uns gelassen haben. Tatsächlich sind die drei kindlichen Immunsysteme nicht mehr ganz so anfällig. Aber manchmal erwischt es sie doch wieder. Zuletzt waren Windpocken und Keuchhusten im Umlauf. Die Windpocken haben unsere Kinder tatsächlich mit nach Hause gebracht. Das wiederum hat meine natürliche Intelligenz überfordert. Denn bis dahin hatte ich geglaubt, durch die Impfung wären sie immun. Ich habe mich dann mit Hilfe der künstlichen Intelligenz belesen: Tatsächlich schützt die Impfung vor Ansteckung – angeblich in 90 bis 95 Prozent der Fälle. Bei uns lag die Quote bei lächerlichen 33 Prozent. Immerhin: Die Impfung schützte sie vor schweren Verläufen. Zu Hause bleiben mussten sie trotzdem. Nun frage ich mich, ob man die beiden KIs vielleicht so miteinander verknüpfen kann, dass Eltern und Kinder davon profitieren. Vielleicht könnte die Künstliche Intelligenz anhand von Wetterprognose, aktueller Virenlast, Alter der Kinder, Dauer des Händewaschens, Inkubationszeit, Klassenstärke und Impfstatus die Wahrscheinlichkeit einer Infektion und einer daraus folgenden Notwendigkeit eines KI-Scheins berechnen. Wahrscheinlicher ist es aber, dass die Künstliche Intelligenz die Ablenkung des kranken Kindes übernimmt, damit ich im Homeoffice Kolumnen schreiben kann. Lausitz-Mummy: Künstlich immun
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