lausebande-07-2021

Es gibt ja schöne Dinge in so einem Freizeit- park. Mit einem Boot durch ein Blumenmeer schippern. Gemütlich mit einem Zug durch den Park tuckern. So eine Kinder-Wasserbahn, die ist auch klasse, besonders an heißen Tagen. Und ich habe auch nichts dagegen, auch mal eine kleine Safaritour zu machen und an strombetriebenen Elefanten vorbeizufahren. Aber nun habe ich große Kinder. Soll heißen: Zwei von dreien sind über 1,30 Meter groß. Die magi- sche Grenze, ab der man in Begleitung eines Er- wachsenen (also ich!) in all die fiesen Bahnen mit freiem Fall, Looping, Schraube, Weltraumraketen- beschleunigung und anderen netten Gimmicks für „echte Thrillfans“ darf. Das sagt es ja schon. Echte Thrillfans. Das ist diese Spezies, die auf wehende Haare, krib- belnden Bauch und extreme Beschleunigung steht. Ich zähle nicht dazu. Wehende Haare habe ich lieber am Strand, krib- belnden Bauch beim Anblick meines Freundes und bei der extremen Beschleunigung reicht mir das, was mein familientauglicher Kombi an der Ampel so drauf hat. Schrauben gibt es bei mir imWerkzeugkasten, der freie Fall beschränkt sich auf Eier, die aus 1,59 Me- ter auf den Boden fallen und Loopings bevorzuge ich in der Murmelbahnmeiner Kinder. Die vergangenen Jahre war ich fein raus. „Zu klein“ diente als Ausrede für die schlimmsten Bahnen, die mit dem meisten „Thrill“, von denen man das Kreischen schon am Parkeingang hören kann. Meine Kinder zogen lange Gesichter, sahen aber ein, dass sie gegen die fehlenden Zentimeter auch mit Meckern nicht viel ausrichten konnten. Ich at- mete insgeheim auf und erfreute mich an der Be- schleunigung der Kinderachterbahn, die so ziem- lich genaumeine Kragenweite war. Aber seit meine Jungs haben sich genau gemerkt, dass die magische Grenze bei 1,30 Meter liegt. Und fieberten das ganze Jahr über mit. Aßen sogar von sich aus Brokkoli, weil ich ihnen mal erzählt hat- te, dass man davon schneller wachsen würde. Als im Herbst erst der eine und dann vor kurzem der andere die Grenze überschritten, leuchteten ihre Augen triumphierend. „Im Sommer musst du mit ganznormalemama.com Mehr über das Thema, wie man Kinder ent- spannt beim Großwerden begleitet und auch im sonstigen Familienleben weniger Druck erlebt, hat die Autorin Nathalie Klüver in ihrem neuen Buch „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ (Trias Ver- lag, 14,99 Euro) gewohnt undogmatisch zu- sammengefasst. in die Achterbahn, Mama.“ Denn die kleineren Kinder dürfen erstmal nur in Begleitung eines Er- wachsenen in die fiesen Bahnen. Groß genug für eine Alleinfahrt sind sie noch nicht. Da hilft auch kiloweiser Brokkolikonsumnichts. Seitdem liegen sie mir damit in den Ohren. Nun hat unser Freizeitpark um die Ecke aufgemacht, da ist auch Corona keine Ausrede mehr. Mama muss mit und zwar in alle Achterbahnen, das wurde mir schon angekündigt. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass ich „zufällig“ keine Begleitperson für den Frei- zeitparkbesuch finde. Denn dann habe ich ja nie- manden, der auf die kleine Schwester aufpasst, die sich ein Glück noch für die Blumenfahrt begeis- tern lässt. Und da eine Dreijährige ja wohl kaum alleine warten kann, bis ich mit wackeligen Beinen und grüner Gesichtsfarbe aus der Achterbahn stei- ge, müssen meine Jungs wohl noch etwas warten mit demAchterbahnspaß… Über die Autorin: Die Journalistin Nathalie Klüver, besser bekannt als „ganz normale Mama“ ist Mut- ter von drei Kindern (3,7 und 10) und bloggt auf www. ganznormalemama.com über das Alltagschaos mit drei Kindern, Vereinbarkeit und entspanntes Famili- enleben. Sie hat außerdem mehrere Bücher für Eltern geschrieben. Ganz frisch erschienen ist das Buch „Das Kind wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Erziehung einfach unperfekt: Wie du deine Kinder ent- spannt beim Großwerden begleitest“ (Trias Verlag), in dem sie Tipps gibt, wie man die Kinder in ihrem eige- nen Tempo erzieht und ohne Druck durch die Kindheit begleiten kann – gewohnt undogmatisch und ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit einer Portion Humor und viel Ermutigung. Freizeitpark mit Kindern – Hilfe, meine Kinder wollen in die Achterbahn!

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