Seite 48 - lausebande_09-2013

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Titelthema :: Seite 48
den einen Königsweg – deswegen
ermöglichen wir bewusst Metho-
denvielfalt. Jeder Lehrer hat ande-
re Erfahrungen und Vorlieben. Sie
müssen aber letztlich dazu führen,
dass das Kind in der Grundschu-
le verlässlich schreiben und lesen
lernt. Dass das in der Regel gut
gelingt, zeigen die Ergebnisse der
Vergleichsarbeiten.
Neben der Methodenvielfalt gibt
es auch viele unterschiedliche
Lehrmaterialien für gleiche Klas-
senstufen. Wie begegnen Sie hier
dem Wunsch vieler Eltern nach
Vereinheitlichung?
Das kann ich gut nachvollziehen,
da ich als Mutter von sieben Kin-
dern auch jedes Jahr neues Mate-
rial kaufen muss. Das kann schon
mal nerven. Aber ich sehe auch
die Vorteile: Wir wollen eigenstän-
dige Schulen und schreiben ihnen
nicht vor, mit welchem Buch bei-
spielsweise das Lesen gelernt wer-
den muss. Wir wollen, dass die
Lehrerinnen und Lehrer – ausge-
hend von ihren Erfahrungen und
den Voraussetzungen vor Ort –
selber die geeigneten Bücher aus-
wählen.
Eine Forderung vieler Bildungs-
experten lautet: Weg vom Fakten
pauken hin zu mehr Methoden-
kompetenz. Spiegelt sich das in
den Brandenburger Lehrplänen
schon wieder?
Ja, wir haben die Rahmenlehrplä-
ne in den vergangenen Jahren auf
der Grundlage der Bildungsstan-
dards angepasst. Die Schulen sind
verpflichtet, anhand dieser Rah-
menlehrpläne schulinterne Lehr-
pläne aufzustellen. Hausaufga-
ben und Üben müssen sein. Das
fängt in der Grundschule mit dem
Einmaleins und dem Lesen-Ler-
nen an. Damit Kinder gut, schnell
und textverstehend Lesen können,
müssen sie vor allem eins: Lesen,
Lesen, Lesen.
Wenn Eltern mit der Schule oder
Lehrern Probleme haben, auch
mit Methoden, wo können sie sich
hinwenden und auf welche Kon-
sequenzen und Kontrollmecha-
nismen können sie sich verlassen?
Ich empfehle bei Problemen zwi-
schen Eltern und Lehrern immer
das direkte Gespräch. Eltern und
Lehrer müssen Partner sein, wenn
sie Kinder in ihrer Entwicklung
unterstützen und bestmöglich för-
dern wollen. Wenn das direkte Ge-
spräch keinen Erfolg bringt, kann
man den Elternsprecher um Unter-
stützung bitten oder sich an den
Schulleiter wenden. Wenn auch
das nicht zur Klärung des Prob-
lems beiträgt, kann man sich an
das Schulamt wenden. Meine Er-
fahrung ist aber, dass die meisten
Probleme in der Schule im direk-
ten Gespräch geklärt werden.
Wie sieht das bei den Freien Schu-
len aus, wie wird da Qualität über-
wacht?
Die Schulen in freier Trä-
gerschaft unterliegen nicht den
gleichen Regularien wie die Schu-
len in öffentlicher Trägerschaft.
Sie sind zum Beispiel nicht ver-
pflichtet, an den landesweiten Ver-
gleichsarbeiten oder den Schulvi-
sitationen teilzunehmen. Einen
Hinweis geben aber die Ergebnis-
se bei den zentralen Prüfungen in
der 10. Klasse und beim Abitur. Es
gibt eine Reihe von Schulen in frei-
er Trägerschaft mit sehr guten Leis-
tungsergebnissen – es gibt aber
auch welche, deren Schülerinnen
und Schüler insgesamt eher schwa-
che Leistungen haben. Da schauen
wir sehr genau hin.
Wenn Sie die berühmten drei
Wünsche frei hätten, was wür-
den Sie sofort am Brandenburger
Schulsystem ändern?
Ich würde mir erst einmal wün-
schen, dass alle Kinder aus ei-
nem elterlichen Umfeld kommen,
in dem sie eine maximale Unter-
stützung erfahren. Dass sie gut ge-
frühstückt haben, dass ihre Eltern
sie danach fragen, wie es in der
Schule war. Dass es nicht egal ist,
was in der Schule passiert. Dann
würde ich mir wünschen, dass das
Miteinander und der Austausch
zwischen Schule und Gesell-
schaft noch besser klappen. Und
ich wünsche mir, dass jeder Leh-
rer die Unterstützung bekommt,
die er braucht, um jeden Tag freu-
dig zur Arbeit zu gehen – in dem
Wissen, dass er einen der schöns-
ten Berufe der Welt hat: Einen jun-
gen Menschen beim Aufwachsen
zu begleiten.
Das ausführliche Interview
in ca. doppelter
Länge lesen Sie in unserem
Schul-Spezial unter
www.lausebande.de
(oder scannen Sie einfach
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