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Titelthema :: Seite 56 rungen hat, wenn es beim Schach endlich den Papa geschlagen hat, wenn es eine knifflige Matheaufga- be gelöst hat. Solche eher unverhofften Erfolgsmo- mente lassen das Dopamin nur so durch das Hirn tanzen. Und dann passiert folgendes: Die Aufmerk- samkeit und die Leistungsfähigkeit werden gestei- gert. Man wird euphorischer und optimistischer, man ist neugieriger und motivierter. Deswegen ist es so wichtig, dass Kinder entspre- chend ihrer Begabung gefördert werden. Ein Kind, das im Unterricht überfordert ist und keine Erfolgs- erlebnisse hat, wird sich ebenso schnell von der Schule abwenden wie ein unterfordertes Kind. Ihm fehlen die unverhofften Erfolgserlebnisse. In beiden Fällen schaltet das Gehirn einfach ab. Routine ist ebenfalls kontraproduktiv. Insofern kann man ein Kind durchaus mal belohnen, wenn es eine schwierige Aufgabe bewältigt hat. Wenn es aber für jede Eins im Diktat eine Belohnung gibt, tritt ein Gewöhnungseffekt ein und die Motivation bleibt auf der Strecke. Belohnungen sollten wohl dosiert sein, unerwartet kommen und etwas Beson- deres sein – für besondere Leistungen. So entwickelt sich das kindliche Gehirn Kinder wachsen und mit ihnen ihr Gehirn. Wiegt es bei der Geburt etwa 250 Gramm, sind es um den ersten Geburtstag herum bereits 750 Gramm. Damit wachsen auch die kognitiven Fertigkeiten. Einen besonders großen Sprung macht die Entwicklung des Gehirns um das sechste Lebensjahr. Etwa im Vorschulalter hat das Gehirn seine endgültige Grö- ße erreicht. Im Gehirn sind dann jene Areale gereift, die für das Lernen in der Schule wichtig sind. Das Kind ist von seinen kognitiven Fähigkeiten her tat- sächlich schulreif. Bis es die Leistungsfähigkeit ei- nes Gehirns von Erwachsenen erreicht hat, dauert es allerdings noch ein paar Jahre. Bis dahin steigern sich u.a. die Verarbeitungsgeschwindigkeit von eintreffenden Reizen, die Leistungsfähigkeit des Ar- beitsgedächtnisses und es finden „Umbauarbeiten“ im Gehirn statt. Wer einmal mit einem Vorschulkind Memory ge- spielt hat, weiß, dass Teile des kindlichen Gedächt- nisses dem erwachsenen haushoch überlegen sein können. Gleichwohl sind andere Teile des Gedächt- nisses (Wissenschaftler unterscheiden u.a. zwi- schen Kurzzeit- und Langzeit- sowie implizitem und explizitem Gedächtnis) längst nicht ausgereift. Das Kurzzeitgedächtnis bzw. Arbeitsgedächtnis ist entscheidend, wenn es darum geht, Neues zu ler- nen. Was hier verarbeitet und mit bekanntem Wis- sen verknüpft wird, hat eine Chance, auch ins Lang- zeitgedächtnis zu wandern. Die Herausforderung für Lehrer und Schüler gleichermaßen: Das Kurz- zeitgedächtnis ist nicht besonders aufnahmefähig, es kann nur kleine Wissenshappen verdauen und braucht regelmäßig eine Pause. Das sollten Leh- rer bedenken, wenn sie ihren Schützlingen Wissen vermitteln wollen. Im klassischen Frontalunterricht Zum Beispiel Waldorf: Erziehung fürs Leben, mit Herz und Verstand Auch die Waldorf-Pädagogik ermöglicht ganz- heitliches und kindgerechtes Lernen. Ausge- richtet an der kindlichen Entwicklung und kindli- chem Lernvermögen werden Inhalte sehr bildlich und kreativ umgesetzt und so erlernt. Rhythmisch gestaltete Lehrtätigkeiten begleiten alle Fächer und Altersklassen. Kognitives Lernen bildet mit aktivem Wahrnehmen und Empfinden eine Einheit und befä- higt Schüler zum nachhaltigen Verstehen des Lern- stoffes. Das gibt es auch in der Lausitz: Die Freie Wal- dorfschule Cottbus vermittelt Allgemeinbildung für die Klassen 1 bis 12 sowie für Abiturienten bis Klasse 13. Als staatlich anerkannte Ersatzschule werden die in Brandenburg üblichen Abschlüsse vergeben. www.waldorf-cottbus.de Auch das ist Waldorf: Im Juni musizierten Cottbu- ser Waldorfschüler gemeinsam mit dem spanischen Orchester „San Nicolai“ vor dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst. Foto:MarliesKross
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