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Kolumne :: Seite 76 Kolumne :: Seite 76 lausitzDADDY Innenansichten eines verzweifelten Vaters se. Meine Kleine wollte das natürlich garnicht einse- hen und stand wie an den anderen Tagen kurz nach sechs auf der Matte. Sie habe so geschwitzt, sie will unbedingt ins Wasser, wir sollen uns nicht so haben. Ich versuchte es mit Frühstücksfernsehen, Krabbel- einheiten und bot ihr sogar an, bei ihren Tanzvideos mitzumachen. Nichts half, sie wollte ins Wasser, es war ihr viiieeel zu heiß. Kurz nach sechs. Nun wäre ich ja kein Superdaddy, wenn mir keine passende Idee käme. Ich schlug ihr vor, auf unserem Rasen alle Gartensprenger aufzustellen und für ein Regenspalier zu sorgen, durch das sie springen und rennen kann. Mit knapp zwölf Jahren ist ein Mäd- chen in der Frühpubertät von solch einem „albernen Gehampel“ allerdings nur schwer zu überzeugen. Vor allem, wenn es nackt sein soll, wie bei den India- nern. Was sie nur habe, fragte ich, die Frühaufsteher- Nachbarn sind im Urlaub und die anderen erblicken immer erst nach neun Uhr das Licht der Welt. Miss Supergenau bezweifelte das natürlich. Also wurde ich voller Inbrunst zumVorturner. Draußen ging noch die Sonne über der Wiese auf, die vor unserem Grund- stück liegt. Ich stellte vier Sprenger zum Spalier, zog meine Shorts aus, und sprang nackt durch den Morgenregen. Ich war „Der mit dem Wasser tanzt“ und kam mir vor wie Kevin Costner in Waterworld. Auf einmal hörte ich Lärm von der Wiese. Keine 50 Meter entfernt stand eine verstörte Menschenmenge mit Hunden. Wie sich später herausstellte, hatte eine Hundeschule mit einer Seniorengruppe einen frühen Ausflug geplant, „wenn es am Stadtrand noch ruhig ist und niemand stört“. Offensichtlich war eine Oma derart geschockt, dass ihr Kläffer mit Düsenjägerlaut- stärke um ihr Leben bellte. Augenblicklich setzten die übrigen Vierbeiner ein. Ich wollte ins Haus flüchten, aber meine Kleine filmte mit dem Handy und deutete hochamüsiert auf die von innen geschlossene Verrie- gelung. Die Hundestaffel lärmte weiter, was das Zeug hielt. Sämtliche Nachbarn stürzten aus den Häusern und sahen mich, den herumirrenden, pitschnassen Einender, verwirrt an. Meine Kleine hatte nach einer gefühlten Ewigkeit Erbarmen und ließ mich wieder ins Haus. Ihr Video „Sonnenstich“ bereitete ihr un- endlich Freude undmachte mich zumTages-Sommer- hit auf YouTube. Was man nicht alles für ein glückli- ches Mädchen macht. Euer lausitzDADDY Was war das für ein Sommer! Fast in jedem Gespräch drehte es sich irgendwann um die Hitzewelle. Da sind wir Deutschen schon sehr eigen. In Massen fliegen wir ans überhitzte Mit- telmeer, und wenn das Urlaubsklima dann einmal zu uns nach Hause kommt, ist es auch nicht richtig. Wir haben uns dem Jammer jedenfalls nicht angeschlos- sen und das Wetter effektiv genutzt – bis hin zum un- freiwilligen Striptease vor einer Hundestaffel und der Nachbarschaft. Wie so oft kam eines zum anderen. Es begann mit der extremen Hitze, die bereits im Juli einsetzte. Während die meisten daheimgebliebenen Familien die Morgenstunden komatös dahindämmer- ten, hatte der Superdaddy in mir ein Sommer-Seen- Programm aufgelegt. Zu viele Jobs in der Firma hatten leider nur eine Woche Urlaub möglich gemacht – des- halb wurde in den verbleibenden Sommerwochen jeder zweite Tag zumindest halbtags für die Familie eingerichtet. So ging es alle zwei Tage an einen neu- en See – und die Kids waren begeistert. Früh morgens um sechs startete Superdaddy den jeweiligen Ferien- tag und meist lagen wir schon zwischen sieben und acht Uhr am See. Das Wasser spiegelglatt, den ganzen Strand für uns, mit frischen Brötchen vom Bäcker unterwegs, Latte Macchiato für die Großen und aus- nahmsweise Kekse zumFrühstück für die Kleinen. Bis zum Mittag nutzten wir dann die meist ruhigen Stun- den und testeten mit den Kids unsere in diesem Som- mer neu erworbenen SUP-Boards. Papa tönte stolz, dass er all die Seen extra angemietet hat. Mittags ging es dann immer zurück nach Hause und für mich ins Büro. Der ganze Sommer hätte so laufen können, hät- te meine bessere Hälfte nicht für eine Unterbrechung gesorgt. Wir mussten ein paar Tage aussetzen, Sie wissen schon, warum. Mitte August hieß es Badepau- Noch nicht genug gelacht? Alle Kolumnen zum Nachlesen unter www.lausebande.de
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