88 › Titelthema wenn das große Kind jetzt erst mal mehr Papakind ist und von ihm die exklusive Zeit geschenkt bekommt, die Mama gerade nicht bieten kann. Und wenn das Große trotz allem aggressiv oder ablehnend auf das Geschwisterchen reagiert? Dann sind Geduld, Zeit und Zuneigung gefragt. Vorwürfe oder schimpfen helfen nicht, sondern verschlimmern die Situation nur. Versuchen Sie in Gesprächen herauszufinden, warum das Baby das große Geschwisterkind so wütend und traurig macht. Ist es genervt, fehlt ihm Zeit mit Mama, hat es den Eindruck, alle mögen das Baby viel lieber? Falls es zu körperlichen Aggressionen kommt und das Kind das Baby hauen, schubsen oder kneifen will, trennen sie die beiden. Das Baby kann sich nicht wehren und braucht Ihren Schutz. Alle Kinder gleich und gerecht behandeln? Klassiker-Sätze einer Mehrkindfamilie: Der hat aber mehr! Wieso darf sie länger aufbleiben? Du bist zu ihr immer viel netter! Du bist so ungerecht! Mit ihm hast du aber länger gekuschelt! Wer zwei oder mehr Kinder hat, hat es nicht immer ganz einfach. Fast egal, wie man es macht, mindestens ein Kind fühlt sich ungerecht behandelt. Wenn Sie der „Ich habe zwei Schwestern. Mit denen springe ich gern auf dem Trampolin oder wir backen gemeinsam. Aber manchmal nerven sie auch.“ Tim, 12 „Ich habe leider keine Geschwister, wünsche mir aber eine Schwester. Mit ihr könnte ich dann spielen, am liebsten mit meinen Puppen. Das wäre schön.“ Zlata, 8 großen Schwester und dem kleinen Bruder beim Mittagessen gleich viele Kartoffeln auftun, wird sich die große Schwester beschweren, warum der kleine Bruder genauso viel bekommt, obwohl er doch viel kleiner ist und gar nicht so viel schafft. Wenn Sie nun aber der großen Schwester mehr auftun, wird sich wiederum der kleine Bruder lautstark beschweren, weil er sich ungerecht behandelt fühlt. Bei der Verteilung von materiellen Gütern wie Smarties, Pommes, Erdbeeren werden Kinder zu Erbsenzählern. Es wird genau abgezählt und darauf geachtet, dass niemand mehr oder weniger bekommt. Beim Eingießen wird mit dem Lineal überprüft, ob auch keiner mehr hat als die oder der andere. Wie aber gehen Eltern am besten mit diesem sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn um? Zunächst ein tröstlicher Gedanke: Dass Kinder ein Gerechtigkeitsempfinden haben, ist ja schon mal gut. Im Idealfall wenden sie das Ringen um Kompromisse nach ausgiebigem Einstudieren mit den Geschwistern später erfolgreich außerhalb der Familie an. Doch bis dahin ist es ein mühsamer von Streit und Frust übersäter Weg. Alle Kinder einer Familie gleich zu behandeln, wird nicht funktionieren. Zu unterschiedlich sind
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