lausebande-09-2022

Titelthema ‹ 93 Zwillinge Diese besondere Geschwister-Konstellation bedeutet für Familien nicht nur doppeltes Glück, sondern gerade in den ersten Lebensjahren viel Arbeit. Viele der in diesem Beitrag vorgestellten Tipps gelten so auch für Zwillinge. Da Zwillinge aber meist eine noch engere Bindung haben als „normale“ Geschwister und von ihrer Umwelt als Einheit wahrgenommen werden, fällt es ihnen etwas schwerer, sich voneinander abzugrenzen, ihre Besonderheit zu finden, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Zwillingseltern sollten sie dabei unterstützen. Das fängt schon mit der Alltagskommunikation an: Sprechen Sie Ihre Kinder nicht als Einheit an. Statt „Zwillinge, kommt mal bitte …“ oder „Könnt Ihr beiden mal …“ sollten die Kinder einzeln oder nacheinander und mit dem Namen angesprochen werden. Das Umfeld aus Erzieherinnen, Freunden und Lehrern wird die Zwillinge ohnehin oft genug über einen Kamm scheren. Daher sollten Eltern überlegen, ob sie ihre Zwillinge ständig gleich anziehen, denn das erschwert die Abgrenzung voneinander. Getrennte Hobbys entsprechend der jeweiligen Neigung können ebenfalls helfen. Ab wann Zwillinge jeweils ein eigenes Kinderzimmer brauchen und ob sie in Kita und Schule in getrennte Gruppen gehen sollten, lässt sich nicht pauschal sagen, hier kommt es auf das Miteinander der Geschwister und ihre Wünsche an. Achten Sie darauf, dass die Zwillinge jeweils eigene Freundschaften pflegen und nicht nur gemeinsame Freunde haben. Halb- und Stiefgeschwister: Herausforderung Patchworkfamilie Wird aus zwei Familien eine Patchwork-Familie, können sich von heute auf morgen die Geschwisterkonstellationen ändern. Der bisher Älteste ist auf einmal der Jüngste oder das Einzelkind bekommt mehrere Stiefgeschwister. Später können noch Halbgeschwister hinzukommen. In jedem Fall ist die neue Situation eine echte Herausforderung sowohl für die Erwachsenen als auch die involvierten Kinder. Ein guter Start wird erleichtert, wenn sich die leiblichen Eltern im Einvernehmen getrennt haben und es ihnen gelingt, eventuelle Konflikte nicht vor den Kindern auszutragen. Gleichwohl kann es sein, dass Kinder den neuen Partner oder die ungewollten Geschwister zunächst nicht akzeptieren. Manchmal liegt das einfach daran, dass sie den neuen Familienmitgliedern bewusst oder unbewusst die Schuld an der Trennung der Eltern geben. In jedem Fall braucht es seine Zeit, bis die neue Familie zusammenwächst. Wie lange das dauert, hängt unter anderem vom Alter und Temperament der Kinder, vom praktizierten Wechselmodell und vomVerständnis der Erwachsenen ab. Zunächst müssen sich die neuen Familienmitglieder kennenlernen, ihre neue (Geschwister-) Position in der Familie behaupten, die möglicherweise anderen Familienregeln aushandeln. Gerade das kann schwer sein, weil Kinder aus Patchwork-Familien häufig zwischen zwei Haushalten mit unterschiedlichen Regeln pendeln. Und so kann es durchaus ein bis zwei Jahre dauern, bis sich das neue Familiengefüge gefunden hat. Für die Erwachsenen ist es vor allem eine Herausforderung, sowohl den leiblichen als auch den Stiefkindern gerecht zu werden. In einer Patchwork-Konstellation kann es noch schneller zu dem Gefühl kommen, sich ungerecht behandelt zu fühlen. Neben Geduld und Verständnis sowie klarer Kommunikation durch die Erwachsenen kann ein Familienrat helfen. Dabei setzen sich alle Familienmitglieder zusammen und besprechen aktuelle Probleme undWünsche. Vorab werden die grundlegenden Regeln der Diskussion festgelegt: Dazu gehört, ausreden zu lassen, höflich zu bleiben, nicht zu schimpfen. Jeder darf zu Wort kommen. Umstrittene Punkte werden so lange diskutiert, bis sich alle Familienmitglieder auf einen Kompromiss geeinigt haben. Anschließend werden die vereinbarten Punkte schriftlich festgehalten und die Umsetzung beim nächsten Familienrat überprüft. Einen solchen Familienrat kann man nach Bedarf abhalten oder regelmäßig, beispielsweise ein Mal monatlich. Wenn sich Geschwister ein Zimmer teilen, ergeben sich mehr Gelegenheiten zum gemeinsamen Spiel.

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