lausebande-09-2024

44 › Titelthema Nationaler Bildungsbericht 2024 – die zentralen Herausforderungen für Schulen: • Mangel an Fachpersonal • unzureichende Finanzierung • Integration von Kindern mit Migrationshintergrund • hoher Transformationsbedarf durch Digitalisierung • stagnierende und zum Teil sogar sinkende Schulleistungen • Rückgang der Lesekompetenz von Viertklässlern • viele Jugendliche ohne Schulabschluss • anhaltende soziale Ungleichheiten Forscher Prof. Kai Maaz vom DIPF mahnt Anpassungen an, da das Bildungssystem schon jetzt vielerorts am Anschlag arbeite: „Verschiedene weitreichende Entwicklungen bringen zusätzlichen Anpassungsdruck mit sich. So stellt etwa die Integration von Personen mit Flucht- und Migrationserfahrung inzwischen eine Daueraufgabe und große Herausforderung dar, für die es bislang keine nachhaltigen Konzepte gibt. Bildungsprozesse müssen zudem vermehrt digital gestaltet und der Kulturwandel durch die Digitalisierung mitgedacht werden.“ Der Bildungsbericht legt zudem den Finger in eine bekannte Wunde: Die Kompetenzen von Schulkindern in Deutschland werden immer geringer – das gilt besonders für das Lesen. 19 Prozent der Kinder in Klasse 4 erreichen nicht die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Mindeststandards, sie gelten somit als leseschwach. Bei den JugendEin Blick auf die zurückliegenden Europawahlen und die bevorstehenden Landtagswahlen zeigt, dass ein weiteres Bildungsthema stärker in Schulen verankert werden sollte: Demokratiebildung. Wie man Kindern Weltoffenheit, Toleranz und den Wert von Demokratie vermitteln kann, zeigt beispielhaft die Mosaik-Grundschule Peitz seit mehr als 20 Jahren mit dem Projekt „Theresienstadt und ich“. Entstanden ist es einst aus dem Musikunterricht heraus, als dort die Kinderoper „Brundibár“ Thema war. Das Stück hatte der tschechische Komponist Hans Krásas 1938 geschrieben, 1943 hatte es im KZ Theresienstadt Pre- „Theresienstadt und ich“ – ein fächerübergreifendes Projekt miere. Krásas wurde ein Jahr später in Auschwitz ermordet. Auch viele der Kinder, die für die Aufführung auf der Bühne standen, starben später in Gaskammern. Aus der Beschäftigung mit der Oper und dem Buch „Die Kinder aus Theresienstadt“ von Kathy Kacer entstand ein fächerübergreifendes Projekt, das jedes Jahr die sechsten Klassen zu einer Studienfahrt nach Theresienstadt/Terezín und Prag führt. „Die Reise bereiten die Kinder vorher im Unterricht in mehreren Fächern vor. Vor Ort besuchen wir dann die Gedenkstätte, das Krematorium, die Kleine Festung (damals ein Gefängnis) sowie das jüdische Viertel in Prag samt Synagogen und altem jüdischen Friedhof. Diese authentischen Orte und die Berichte von Zeitzeugen haben eine ganz andere Wirkung auf die Kinder als der Text in einem Geschichtsbuch“, erläutert Schulleiter SvenOlaf Kurzhals. Gut 80 Jahre nach der BrundibárAufführung gibt es kaum noch Zeitzeugen von damals, mittlerweile berichtet die zweite Generation und gibt die Erzählungen ihrer Eltern wieder. Die Teilnahme an der Studienfahrt ist freiwillig, doch fast alle Kinder des jeweiligen Jahrgangs nutzen diese Chance. Umso mehr ist dem Projekt eine langfristige Finanzierung zu wünschen. „Wir müssen jedes Jahr neue Mittel akquirieren. Fahrten zu Gedenkstätten werden zwar gefördert – Tschechien als Zielland ist aber bisher von einer Förderung ausgeschlossen“, so der Schulleiter.

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