Seite 26 - lausebande-10-2012

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Titelthema :: Seite 26
Was kümmern mich heute die Grenzen von ges-
tern
? Gestern sollte Ihr Kind noch Punkt 18 Uhr
am Essenstisch sitzen, heute ist Ihnen aber auch
20 Uhr angenehm und morgen wäre es am Besten,
wenn alle 17 Uhr zusammen essen? Wenn Sie Gren-
zen setzen, dann sollten diese Hand und Fuß und
vor allem Bestand haben. Wenn Sie jeden Tag neue
Grenzen definieren, können Sie weder von Ihrem
Kind, noch von allen anderen, die gemeinsam mit
Ihnen essen, erwarten, dass sie wissen, wann Sie
eigentlich essen wollen.
Ein starkes Team:
Wenn Sie Grenzen festlegen
wollen, besprechen Sie diese mit Ihrem Part-
ner. Damit können Sie die Situation vermeiden:
„Wenn Mama Nein sagt, frage ich eben Papa.“ El-
tern sollten sich einig sein, dann fällt es dem Kind
auch einfacher, Grenzen zu akzeptieren und auch
einzuhalten.
Der Ton macht die Musik:
Auf Aktion folgt Reak-
tion. Wenn Sie mal eben nebenher ein „Nein“ ge-
langweilt vor sich hinmurmeln, wird das genauso
wenig Erfolg haben wie ein geschrienes „Nein“.
Wenn Sie ein „Nein“ und somit eine Grenze aus-
sprechen, sollten Sie es auch so meinen und es
dementsprechend übermitteln. Reden Sie sachlich
und direkt mit Ihrem Kind. Sorgen Sie dafür, dass
alle Ablenkungen in diesem Moment ausgeschal-
ten sind. Hier, wie auch in jedem anderen Aspekt
des menschlichen Miteinanders, gilt die Goldene
Regel „Was du nicht willst, was man dir tu´, das
füge keinem anderen zu.“
Das Stellvertretersyndrom:
Sie haben die vorhe-
rigen Punkte gelesen und denken sich „Das habe
ich alles ganz genau richtig gemacht“? Und trotz-
dem will Ihr Kind partout nicht auf Sie hören? Es
ist möglich, dass nicht Sie das Problem sind, son-
dern lediglich der Puffer für ein anderes Problem.
Möglicher Weise fühlt sich Ihr Kind in der Schule
überfordert oder hat Probleme mit seinen Freun-
den. Sie als erste Bezugsperson sind dann eine
gefundene Fläche, um diese Probleme abzuladen.
Auch in dieser Situation sollten Sie das Gespräch
mit Ihrem Kind suchen.
Immer mit der Ruhe
Wir befinden uns wieder im Supermarkt mit dem
schreienden Kind an der Kasse. Sie haben alle
Grenzen konsequent und sachlich formuliert und
dennoch hört Ihr Kind nicht. Also haben Sie Ursa-
chenforschung betrieben. Hier stellt sich die Frage,
ob Ihr Kind nie und zwar wirklich niemals auf Ihre
Regeln und Grenzen hören möchte oder ob es Ein-
zelsituationen sind. Trifft der erste Fall zu, sollten
Sie sich nicht scheuen, Hilfe aufzusuchen. In den
meisten Fällen ist der Kinderarzt die erste Anlauf-
stelle. Er kann Ihnen mit Rat und Tat zur Seite ste-
hen und Sie gegebenenfalls an Psychologen oder
Pädagogen verweisen. Außerdem können Sie sich
an Jugend- und Familienberatungsstellen wenden.
Handelt es sich bei Ihrem Problem jedoch um ein-
zelne Situationen und Ihr Kind akzeptiert und be-
folgt ansonsten die von Ihnen gesetzten Regeln,
gibt es kleine Tipps, um in Momenten wie diesem
an der Kasse die Nerven zu behalten.
Bis zehn zählen:
So simpel dieser Rat klingt, so
hilfreich ist er aber. Reagieren Sie nicht spontan
auf die Grenzüberschreitung Ihres Kindes. Zählen
Sie bis zehn und atmen Sie tief durch. Wenn nötig
wiederholen Sie dieses Prozedere. Wenn Sie selbst
ruhig sind, überträgt sich das auch auf Ihr Kind
und die Situation kann sich nicht hochschaukeln.
Guck mal da drüben:
Ablenkung ist vielleicht
nicht die feine englische Art, vermeidet aber in
banalen Alltagssituationen wie der an der Kasse
Konfrontationen. Dieser Tipp funktioniert vor al-
lem bei jüngeren Kindern und in kleinen Alltags-
situationen.