Seite 35 - lausebande-10-2012

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Interview :: Seite 35
Wie sieht das in Ihrer Familie aus, konnten Sie Ih-
ren Kindern die Hundeliebe vererben?
Bei Kindern
wechseln die Interessen ja häufig sehr schnell. Was
gestern angesagt war, ist morgen schon wieder out.
Aber natürlich hatten meine Kinder eine sehr innige
Beziehung zu Mina, sie war ein fester Bestandteil der
Familie. Ich glaube, dass die größte Fähigkeit beim
Thema Hund die Beobachtungsgabe ist. Zwei meiner
Kinder haben die auf jeden Fall, aber nur eines hat
auch so einen engen Draht zu Tieren.
Wie sehr nutzen Ihnen die Kenntnisse der Hun-
depsyche bei der Erziehung Ihrer Kinder, gibt es
hier eigentlich Parallelen?
Prinzipiell lassen sich
viele Aspekte der Kinder- mit der Hundeerziehung
vergleichen. Konsequenz beispielsweise spielt in
beiden Bereichen eine sehr wichtige Rolle. Es wäre
jedoch leichtfertig, sämtliche Merkmale der Erzie-
hung eines Menschen eins zu eins auf die Hundeer-
ziehung und umgekehrt zu übertragen. Der gravie-
rendste Unterschied ist, dass man bei Kindern durch
den Erziehungsprozess eine Selbständigkeit errei-
chen möchte. Dieses Ziel gibt es bei Hunden nicht,
dort muss eine Abhängigkeit zum Halter bestehen
bleiben, damit der Hund sich nicht abnabelt und auf
sich alleine gestellt ist.
Sie haben einmal vor dem Deutschen Kinderschutz-
bund zum Thema Kind und Hund referiert – was ist
denn da bei Kindern anders als bei Erwachsenen?
Zu-
nächst einmal denke ich, dass es nichts Schöneres
für ein Kind gibt, als mit einem Hund aufzuwachsen.
Ein Kind lernt dadurch, ein empathisches Bewusst-
sein für andere Lebewesen zu entwickeln. Gleichzei-
tig müssen gewisse Spielregeln eingehalten werden.
Es müssen für das Kind und den Hund Rückzugs-
möglichkeiten existieren, Tabu-Orte bzw. Situatio-
nen, in denen der jeweils andere nichts zu suchen
hat. Und beim Zusammenleben von Kind und Hund
ist sehr wichtig, dass der Erzieher konsequent ist.
Aus diesem Grund muss stets ein Erwachsener in
der Nähe sein, um gegebenenfalls reagieren zu
Martin Rütter ist durch das TV Deutsch-
lands bekannteste Instanz für die Hundeer-
ziehung. Im Oktober kommt er mit seinem
neuen Live-Programm nach Cottbus – Grund genug
für ein Gespräch mit dem Familienvater von vier
Kindern über Familie und darüber, wie er auf den
Hund gekommen ist:
Sie sind Vater von vier Kindern, wie viele Hunde
leben eigentlich im Hause Rütter?
Aktuell keiner.
Unsere Mina, die mir über 16 Jahre zur Seite stand,
ist leider im letzten Jahr verstorben. Mina war der
Auslöser für meinen heutigen Beruf. Noch befinden
wir uns innerhalb der Familie im Trauerprozess,
aber sobald dieser abgeschlossen ist, wird es bei uns
natürlich wieder einen Hund geben. Denn ein Leben
ohne Hund wäre für mich unvorstellbar.
Wussten Sie eigentlich, dass es in Deutschland 5,3
Millionen Hunde – und demnach auch Hundebesit-
zer gibt?
Ja. Und die Zahl der Menschen, die einen
Hund im Haushalt haben, ist noch wesentlich hö-
her: rund 10 Millionen.
Haben Sie als Kind schon Hunde gemocht – oder wie
kam es zu dieser besonderen Beziehung?
Ich hatte schon immer einen engen Draht zu Hun-
den, obwohl ich als Kind keinen eigenen haben
durfte, da meine Eltern auch heute noch jedes Tier
für sinnlos halten, das man nicht auf den Grill legen
und essen kann. Ich habe aber beispielsweise in
meiner Jugend die Hunde der Nachbarn ausgeführt
und die Hunde meiner Tante ohnmächtig gekrault.
Tante Thea besaß in den 80er Jahren so eine Art Pfle-
gestelle für gestrauchelte Vierbeiner – und nicht nur
das, sie besaß auch die phänomenale Gabe, Hunde,
die anfangs ganz wunderbar waren, binnen weniger
Wochen völlig wahnsinnig zu machen. Ein Schlüs-
sel-Erlebnis, ich wollte unbedingt wissen, warum so
viele Menschen um mich herum Probleme mit ihren
Hunden haben. Ich habe dann begonnen, Unmen-
gen an Literatur zu verschlingen.
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