Eine Studie hat gezeigt, dass Kinder und Jugendliche mit angeborenem Herzfehler mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Angststörung entwickeln. Generell sind chronische Erkrankungen durch die höhere psychische Belastung ein Risikofaktor für Angststörungen. Zudem gehen Fachleute von einer möglichen genetischen Veranlagung aus. So sind Eigenschaften wie die Anpassungsfähigkeit an neue Reize, die emotionale Erregbarkeit und die Reaktionsweise des Nervensystems zu einem gewissen Grad angeboren. Angststörungen betreffen daher häufig Kinder, bei denen ein Elternteil vergleichbare Probleme hat. 66 › Titelthema Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Corona-Pandemie durch die vielen Beschränkungen im öffentlichen und privaten Alltag und die damit verbundene Isolation zu einer Zunahme von psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen geführt hat, darunter auch typische Angstsymptome. Wann Angst gut ist Auch wenn sie negativ behaftet ist (zum Beispiel durch Kindersprüche wie „Angsthase, Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase!“), hat Angst durchaus ihre guten Seiten. Angst kann Leben retten. Weil wir Angst haben, springen wir nicht vom Hochhausdach, laufen nicht über die Autobahn und fassen nicht ins Feuer. Angst versetzt uns in die Lage, in wirklich gefährlichen Situationen passend zu reagieren, im Zweifel sogar über uns hinauszuwachsen. Wir reagieren reflexartig und ziehen das Kind von der befahrenen Straße zurück, noch bevor wir die Situation überhaupt richtig begriffen haben. Im zweiten Lebenshalbjahr setzt bei den meisten Babys das Fremdeln ein. Die Wissenschaft vermutet, dass diese Angst vor Fremden ein Schutzmechanismus ist, da die Kinder in diesem Alter anfangen zu krabbeln. Das Fremdeln sorgt dafür, dass sie immer wieder zu Mama und Papa zurückkommen. Ängste haben noch einen weiteren Nutzen: Sie unterstützen die kognitive Entwicklung von Kindern und fördern sie in ihrer Selbstwirksamkeit. Wenn Kinder ihre Angst überwinden und doch von der Mauer springen oder über den Bach hüpfen, dann sind sie danach stolz auf sich. Sie sind an sich selbst gewachsen. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sie eine Herausforderung selbst bewältigt haben. Das stärkt langfristig ihr Selbstvertrauen und die Fähigkeit zur Selbstregulation. Angst begleiten Auch wenn Angst bei Kindern ganz normal ist und durchaus positive Seiten hat, sollten Eltern ihre Kinder liebevoll durch diese mitunter schwierigen Phasen begleiten. Denn dann können sich die Kinder normal entwickeln und lernen mit dem Alter immer besser, ihre Ängste zu überwinden. Passiert das nicht, besteht das Risiko, dass bestimmte Ängste übergroß werden und sich zu einer krankhaften Angststörung ausweiten. Gerade sehr kleine Kinder schaffen es in der Regel noch nicht, ihre Ängste ohne Unterstützung von außen zu bewältigen. Die wichtigste Regel zuerst: Tipps, um Kindern Angst zu nehmen: • Machen Sie sich über die Ängste Ihres Kindes nicht lustig. • Verharmlosen Sie die Ängste nicht, sondern nehmen Sie Ihr Kind ernst. • Reden Sie Ihrem Kind die Angst nicht aus, sondern machen Sie deutlich, dass es wichtig ist, sich der Situation zu stellen. • Verzichten Sie auf Zuschreibungen wie „wasserscheu“, sonst könnte sich die Wortwahl mit der Zeit auf das tatsächliche Verhalten übertragen. • Erzählen Sie selbst von Situationen aus Ihrer Kindheit, in denen Sie Angst hatten und wie es Ihnen dabei ging. • Nehmen Sie Ihrem Kind das, wovor es Angst hat, nicht ab. • Besprechen Sie die schwierigen Situationen mit Ihrem Kind und üben sie, diese zu bewältigen. • Fördern Sie die Autonomie Ihres Kindes. Geben Sie ihm ausreichend Zeit und Gelegenheit, Probleme selbst zu lösen. • Ermutigen Sie Ihr Kind mit Sätzen wie: „Du schaffst das! Das traue ich Dir zu!“ • Geben Sie Ihrem Kind die Sicherheit, dass es notfalls immer auf Ihre Nähe und Hilfe zurückgreifen kann. • Loben Sie Ihr Kind, wenn es eine Situation bewältigt hat. • Überlegen Sie sich zusammen mit Ihrem Kind geeignete Strategien gegen die Angst.
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