Titelthema ‹ 67 Nehmen Sie die Ängste Ihres Kindes ernst. Sätze wie „Du brauchst doch keine Angst haben.“ oder „Jetzt stell dich nicht so an.“ helfen dem Kind nicht weiter, sie können sogar kontraproduktiv sein. Stattdessen brauchen Kinder Geduld, Zuwendung, aber auch Ermutigung und Zutrauen. Sie helfen Ihrem Kind nicht, wenn sie angstauslösende Situationen vermeiden. Denn sonst verinnerlicht das Kind das Gefühl, dass seine Angst begründet ist und steigert sich immer weiter hinein. Stattdessen sollten Sie „begleitete Konfrontationen“ ermöglichen. Wenn es beispielsweise Angst vor Hunden hat, sollten Sie nicht jedes Mal die Straßenseite wechseln, sobald Sie einen Hund erblicken. Stattdessen könnten Sie das Kind ermutigen den Hund (nach Rücksprache mit Frauchen oder Herrchen) zu streicheln. Oder die Geschwister streicheln den Hund, so dass das Kind erlebt: Das ist ja gar nicht gefährlich. Strategien gegen Angst In bestimmten Situationen kann es hilfreich sein, wenn man eine bestimmte Strategie hat, um mit der Angst klarzukommen. Größere Kinder kann man nach ihren Ideen fragen: Was würde dir helfen, wenn du wieder am Nachbarszaun mit dem bellenden Hund vorbeigehen musst? Was könnte dir guttun, wenn wir das nächste Mal zum Impfen müssen? Wir geben hier ein paar Anregungen, die Sie an Ihre Situation und Angstauslöser anpassen können. • Zu „magischen Ängsten“ finden Sie weiter vorn im Text einige Anregungen wie Geisterspray, Gespensterfalle oder Monsterstoppschild. • Bei Angst vor Dunkelheit können kleine Nachtlichter oder eine offene Tür helfen. • Rituale können zusätzliche Sicherheit bieten und Ängste reduzieren. Finden Sie ein Lied, dass Sie immer dann hören, wenn es draußen gewittert. Bei Trennungsangst morgens vor der Kita hilft ein fester Ablauf mit kleinen Ritualen wie einem auf die Hand gemaltem Herz. • Ein Kuscheltier oder Glücksbringer kann dem Kind in Situationen mit Angst helfen, auch wenn gerade kein Elternteil da ist. Das kann entweder das Lieblingsplüschtier sein, das morgens mit in die Kita darf oder ein selbstbemalter Glücksstein, den das Kind in Angstsituationen aus der Hosentasche nehmen kann. • Bei vielen Kindern schlägt das Herz schneller oder sie atmen schneller, wenn sie Angst haben. Üben Sie ein körperliches Ritual ein, mit dem sich das Kind selbst zu beruhigen lernt. Es könnte beispielsweise beide Hände auf seine Brust halten, bis sich der Herzschlag beruhigt hat oder sich selbst umarmen, wenn gerade Niemand zum Trösten in der Nähe ist. • Denken Sie sich gemeinsam einen „Mutmacher-Spruch“ aus, wie zum Beispiel „Yo, wir schaffen das!“ von Baumeister Bob. Damit kann sich das Kind selbst Mut zusprechen, wenn es Angst hat. • Mit älteren Kindern können Sie etwas rationaler an das Thema herangehen und es mit Mathematik versuchen. Finden Sie gemeinsam heraus, wie wahrscheinlich es ist, dass man vom Blitz getroffen wird, dass ein Flugzeug abstürzt oder dass man von einem Wolf angegriffen wird. • Legen Sie gemeinsam kleine Etappen fest. Die sind leichter zu erreichen und motivieren zusätzlich. Wenn das Kind zum Beispiel lernen soll, allein in die Bäckerei zu laufen und dort Brötchen zu kaufen, könnten Sie beim ersten Mal gemeinsam hingehen. Im zweiten Schritt kommen Sie mit, aber das Kind bestellt und bezahlt allein. Beim dritten Mal warten Sie vor der Bäckerei, während das Kind drinnen einkauft. Und so geht es in Etappen weiter, bis das große Ziel erreicht ist.
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