lausebande-10-2024

68 › Titelthema Wann muss Angst ärztlich behandelt werden? Es kommt also darauf an, ein Kind in seiner Angst zu ermutigen, ohne es zu überfordern. Wenn aber die genannten Maßnahmen und Strategien nicht helfen und ein Kind trotzdem immer wieder Angst vor einer bestimmten Situation hat, dann besteht die Gefahr, dass sich eine normale kindliche Angst zu einer krankhaften Angststörung entwickelt. Angst ist so lange normal, wie sie vergleichsweise mild ist, nur vorübergehend auftritt und das Kind oder die Familie nicht im Alltag beeinträchtigt. Krankhaft werden Ängste dann, wenn sie mit sehr starken Symptomen einhergehen, über mehrere Monate immer wieder auftreten und die normale kindliche Entwicklung beeinträchtigen und den Alltag der Familie einschränken. Nach einer Erhebung des Robert Koch-Instituts (BELLA-Studie) sind etwa zehn Prozent der Kinder- und Jugendlichen in Deutschland von einer Angststörung betroffen. Damit gehört sie zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in dieser Altersgruppe. Angststörungen gehen häufig mit einer Depression einher. Zusätzlich zu den klassischen AngstSymptomen können Appetitlosigkeit, Traurigkeit und Gereiztheit auftreten. Eine solche Angststörung kann sich auf einen konkreten Auslöser beziehen, im Kinderalter ist das am häufigsten Trennungsangst. Die Angststörung kann aber auch sehr unspezifisch sein, so dass die Kinder dauerhaft große Angst haben, aber nicht angeben können, wovor. Betroffene Kinder sind oft angespannt, vermeiden in ihren Augen gefährliche Situationen, sie leiden unter Nervosität, Schmerzen, Übelkeit und Durchfall, Konzentrations- und Schlafstörungen – und generell an ihren Sorgen um die Familie oder die Schule. Meist bemerken die Betroffenen durch den hohen Leidensdruck selbst, dass etwas nicht stimmt. Manchmal sind es auch die Eltern oder andere enge Bezugspersonen, wie Erzieher oder Lehrerinnen, Wenn diese Symptome über mehrere Wochen auftreten, ist ein Arztbesuch nötig: • intensive Ängste und Sorgen mit Nervosität und Konzentrationsproblemen • motorische Unruhe und innere Anspannung, zum Beispiel Ruhelosigkeit, Zittern, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen • körperliche Übererregung in bestimmten Situationen, zum Beispiel Übelkeit, Schweißausbrüche, Schwindel, Herzrasen, Durchfall, Mundtrockenheit • starke Trennungsangst des Kindes von den Eltern oder anderen Bezugspersonen • Schlafstörungen, zum Beispiel unruhiger und schlechter Schlaf, Einschlafprobleme, Durchschlafprobleme • psychosomatische Probleme, zum Beispiel häufige Magenschmerzen, Durchfall, Kopf- und Gelenkschmerzen Erster Anlaufpunkt ist der Kinderarzt, der wird in der Regel an eine Kinder- und Jugendpsychiaterin oder einen Psychotherapeuten überweisen. Nach der Diagnose, die auf Grundlage von Gesprächen, Fragebögen und Tests erfolgt, kann die Behandlung beginnen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTcxMjA2