lausebande-10-2024

Titelthema ‹ 71 standen, dass die unberechenbaren Bewegungen der Krabbelbabys es überfordert haben. Wenn Angst zu Hause eine große Rolle spielt: In welchen Fällen sollten sich Eltern eine externe Beratung oder sogar ärztlichen Rat suchen? Die Frage muss immer sein, wie groß der Leidensdruck des Kindes ist, wie bewältigungsstark die Eltern sind und ob die Ängste sich ausbreiten. Leidet ein Kind so stark, dass sein Verhalten sich immer stärker verändert, egal, welche Hilfestellungen man gibt, dann ist Expertenrat gefragt. Solche Kinder werden zum Beispiel immer stiller und verweigernder, manchmal auch auf sehr aggressive Art. Und haben die Eltern, zum Beispiel aufgrund eigener Belastungen oder einer eigenen psychischen Erkrankung nicht die Möglichkeit, dem Kind sinnvollen Umgang mit Angst beizubringen, ist auch eine Therapie wichtig. Angst sollte allgemein früh angegangen werden. Aber wenn Eltern nach drei bis sechs Monaten Unterstützung merken, das ist nicht nur eine Phase und die Angst vor A weitet sich aus zu einer Angst vor B, C, D und E, ist auch Handeln angesagt. Generalisierung sollte vermieden werden. Dann wird die Bewältigung immer schwieriger. Wie groß ist nach Ihrer Erfahrung der Anteil der Eltern an der Angst ihrer Kinder, weil sie diese unbewusst weitergeben? Dass Eltern Angst haben, ist nicht unbedingt ein Problem, selbst nicht, wenn es so eine spezifische Thematik ist. Das muss sich nicht übertragen. Wichtig ist tatsächlich, ob ihr Umgang bewältigungskräftig ist oder hilflos. Hilflosigkeit kann ein ungutes Vorbild werden. Dann ist der Anteil sicher groß. Schüchterne Kinder gelten als ängstlich. Ist es tatsächlich so, dass sie per se ängstlicher sind? Sie sind per se sensibler für alles, was um sie herum passiert: bemerken mehr, bewerten es schneller als gefährlich, und brauchen oft gute Ideen, um mit Herausforderndem, Neuem oder auch Beängstigendem gut umgehen zu können. Das heißt, eine Zeit lang kann es schon sein, dass sie ängstlicher als Gleichaltrige sind. Aber das muss nicht so bleiben. Sie können lernen, mit der Angst taff umzugehen. Dann merkt man ihnen weder Schüchternheit noch Ängstlichkeit mehr an. Sie haben selbst drei Kinder, die vermutlich auch Ängste haben. Gelingt es Ihnen im Familienalltag www.inkehummel.de immer, die Tipps aus Ihren Büchern umzusetzen? Schöne Frage! Ich habe viele Pädagogikprofis in meiner Beratung, die ein großes theoretisches Wissen haben und auch praktisch viel auf die Straße bringen, aber im emotional fordernden Umgang mit dem eigenen Kind ab und zu Blicke von außen brauchen. Und ich denke, das ist bei mir nichts anderes. Ich bin ja kein wandelndes, automatisches Lehrbuch, das sofort innerlich die richtige Seite aufschlagen kann, wenn es zu Hause dramatisch hergeht. Aber ich kann Situationen spätestens im Nachgang natürlich professioneller reflektieren. Das ist eine große Hilfe. Sie sind Profi auf dem Gebiet und wissen in der Theorie, wie Kinder und Eltern mit Ängsten umgehen. Gibt es dennoch etwas, das Ihnen Angst macht? Ich bin auch ein eher ängstlicher Mensch, aber habe daran schon viel gearbeitet, so dass ich weiß, dass ich raus aus der Ohnmacht muss und rein ins Handeln. Dennoch kommen natürlich immer wieder Situationen vor, in denen ich erst einmal im Gefühl stecke, bevor ich wieder mit dem Kopf dagegen an arbeiten kann. Aber insgesamt bin ich auch sehr optimistisch. Sie geben in Ihren Ratgebern viele Tipps zum Umgang mit Angst. Welchen davon würden Sie abschließend gern Familien mit auf den Weg geben? Mit am wichtigsten finde ich zunächst, Angst ernst zu nehmen. „Du musst keine Angst haben“ ist ein netter Satz für Kinder, aber nicht hilfreich. Das Gefühl ist ja da. Ein Kind kann es nicht einfach in den Schrank packen. Also: angucken, wo es herkommt, und schauen, wie man dagegen angehen kann. Kinder bis etwa 8 Jahre brauchen dabei Elternunterstützung. Deine Angst, meine Angst, ISBN:978-3842617322 Ups, ich habe Angst, ISBN 978-3842617384

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