lausebande-10-2024

In dieser Ausgabe geht es im Titelthema um Kinderängste. Aber wer redet eigentlich über die Ängste von Eltern oder im Speziellen von Müttern? Ich habe erstaunlich viele Ängste entwickelt, seit ich Mama bin. Und damit meine ich noch nicht mal die wenig Realen aber trotzdem Großen, wie jene vor Kindesentführung. Ich meine die ganz alltäglichen, die den ohnehin turbulenten Alltag zusätzlich erschweren. Es ist die Angst, dass nachts ein Kind angetapst kommt, weil es nicht allein weiterschlafen kann oder will. Aus Erfahrung weiß es, dass es bei uns Obhut findet. Aus Erfahrung weiß ich leider auch, dass das meistens damit endet, dass mein Mann irgendwann auf das Sofa flüchtet. Erst am Wochenende war es wieder soweit, nachdem sich das immerhin schon 125 cm lange Kind quer zwischen uns gelegt und seinen Fuß wenig zärtlich in Papas Gesicht gedrückt hat. Noch größer ist die Angst, dass gleich zwei Kinder Albträume haben und nachts ins Elternbett flüchten. Denn für zwei Große und zwei Halbgroße sind die vier Quadratmeter Matratzenfläche mittlerweile definitiv zu klein. Rummel lösen ebenfalls unangenehme Gefühle in mir aus. Meine Kinder investieren unser und ihr Geld am liebsten in Losbuden, wahlweise Entenangeln, Blumenziehen oder Dosenwerfen. Jedes Mal hoffen sie auf das ganz große Losglück und jedes Mal gehen wir mit neuem Plastikschrott nach Hause, beim letzten Mal ein Dose Schleim, deren Inhalt genauso unangenehm roch wie er aussah. Immerhin: Das Kind war glücklich. Manchmal bereitet mir auch die Kreativität unserer Kinder Sorgen. Sie malen gerne, sie lieben es zu basteln und sie haben dank Kita und Schule das Töpfern für sich entdeckt. Nun stehe ich vor der Herausforderung, dass sich bei drei Kindern multipliziert mit Schul-AG, Kitatöpfern und HortKeramikwerkstatt so einiges an getöpferten Kunstwerken angesammelt hat. Leider fehlt uns ein Garten, um all die kleinen Schätze unterzubringen, die Fensterbretter sind mittlerweile alle besetzt und die Verwandten heben schon dankend die Arme. Es bilden sich also jeden Sommer zu Beginn des Schuljahres kleine Schweißperlen auf meiner Stirn aus Sorge, es könnte sich wieder eines der Kinder für einen Töpferkurs entscheiden. Die Schweißproduktion wird auch regelmäßig vor Geburtstagen, Kindertag, Ostern etc. angeregt. Denn dann wollen die lieben Verwandten unseren Kindern eine Freude machen. Sie wissen mittlerweile, dass sie das am leichtesten mit Süßigkeiten machen können. Es hat sich allerdings noch nicht bei allen herumgesprochen, dass diese Süßigkeiten am besten identisch sind. So kommt es immer mal wieder vor, dass unsere Kinder drei Tafeln Schokolade bekommen, davon eine mit Schokolinsen, eine mit Keksen und eine mit Nüssen. Die Diskussion darüber, wer welche Tafel bekommt, dauert länger als das Vertilgen derselben. Übrigens habe ich auch versucht, mich mit dem Muttersein von althergebrachten Ängsten wie jenen vor Spinnen und anderen Krabbeltieren zu trennen. Es ist mir nur mäßig gelungen, aber ich finde, dass ich dabei mitunter sehr tapfer war. Einmal sammelte unsere Jüngste auf dem Spielplatz munter Feuerkäfer. Vielleicht wollte sie einige zähmen und mit nach Hause nehmen. Ich weiß es nicht, da ich das Ganze nur aus großer Entfernung beobachtet hatte. Ich wollte verhindern, dass meine Tochter mir meine aufkommende Panik ansieht. Noch heute ist sie beim Thema Acht- und Sechsbeiner vergleichsweise entspannt. Wenn uns im Sommer die Wespen beim Picknick besuchen, ist sie neben meinem Mann die Einzige, die seelenruhig sitzenbleibt, während die Wespe über ihre Hand krabbelt. Ihre Geschwister verlassen derweil panisch den Ort des Geschehens – gefolgt von mir. Diese Kinderangst geht damit ganz klar auf meine Kappe. Lausitz Mummy: Mütterängste 94 › Kolumne

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