Titelthema ‹ 39 So werden Kinder glücklich In der Lausitz gibt es noch keine Glücksschule. Daher liegt es vor allem an uns Eltern, unseren Kindern den Kompass für ein glückliches Leben mit auf den Weg zu geben. Die meisten Studien zur Glücksforschung befragen Menschen im Erwachsenenalter. Es gibt nur wenige Studien, die Kinder und Jugendliche einbeziehen. Wir stellen beispielhaft zwei Studien vor, die schon etwas älter sind, aber dennoch aufzeigen, was Kinder glücklich macht. Die World Vision Studie erhebt seit 2007 die Lebensumstände von Kindern in Deutschland. Bei der zweiten Studie von 2010 stand die Lebenszufriedenheit der Kinder im Fokus. Befragt wurden gut 2.500 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren. Die große Mehrheit von ihnen ist glücklich und zufrieden. Ein Faktor dafür ist, neben Familien und Freunden, Selbstwirksamkeit. Kinder, die das Gefühl haben, mit ihrem Handeln etwas bewirken zu können und ernst genommen zu werden, haben ein größeres Selbstvertrauen und sind zufriedener. Allerdings blicken etwa 20 Prozent der befragten Kinder negativ und ohne Perspektive in die Zukunft. Dieser Pessimismus ist fast immer mit Armut im Elternhaus verknüpft. Die Sozialpädagogin und Familienforscherin Sabine Andresen, die die Studie wissenschaftlich begleitete, hat für einen Zeitungsbeitrag fünf Basis-Regeln zusammengefasst, die Kinder glücklich machen: 1. Kinder wollen Beachtung 2. Kinder brauchen Grenzen 3. Kinder wollen keine rundum verplanten Tage 4. Kinder brauchen nicht in Watte gepackt zu werden 5. Kinder sind gern mit anderen Kindern zusammen Die zweite Studie, die wir uns genauer angesehen haben, wurde 2013 anlässlich des Weltkindertages veröffentlicht. Für die „kinderStudie“ wurden 1.000 Kinder zwischen 4 und 12 Jahren im Auftrag der Süßigkeiten-Marke „kinder“ dazu befragt, wie glücklich sie sind und was sie glücklich macht. Die große Mehrheit der befragten Kinder ist glücklich. Die Top 3 der Glücksfaktoren sind: Familie, Freunde, Spielzeug. Wobei bei Kindern ab zehn Jahren die Freunde wichtiger werden als die Familie. Aber auch Freiraum ist Kindern wichtig. Ziemlich weit hinten landen Medien wie Handy oder PC-Spiele. Zu den Dingen, die Kinder unglücklich machen, gehören: ein fehlendes eigenes Kinderzimmer, krank sein, Hausaufgaben, Hausarbeit, Stress in der Schule. Die Studie hat sechs Glücksquellen für Kinder herauskristallisiert: • Kinder brauchen Freiräume und Reservate, in denen sie sich ausprobieren, beweisen oder einfach auch nur erholen können – denn Kindsein ist harte Arbeit. • Kinder brauchen Geborgenheit – denn aus dieser Geborgenheit wächst der Mut, Dinge auszuprobieren, Herausforderungen anzunehmen und – letztlich – erwachsen zu werden. • Kinder brauchen Regeln – egal ob streng oder lässig. Die Regeln müssen nachvollziehbar sein und eingehalten werden. • Kinder brauchen Zukunft – es kann nicht gelingen, Kinder unter einer Käseglocke zu halten und vor allem Bösen abzuschirmen, aber die Kinder müssen die Zuversicht gewinnen, dass alles gut wird. • Kinder brauchen Freunde – zwar eigentlich noch nicht so dringend, aber wer in jungen Jahren nicht die Konventionen der Freundschaft erlernt, wird Probleme haben, wenn die Freunde in der Jugend wirklich wichtig werden. • Kinder brauchen materielle Sicherheit – es braucht keine Reichtümer, aber ein solides wirtschaftliches Fundament, um Kindern die Freiräume und Chancen zu bieten, die sie verdienen. Schokolade gehört nicht zu den von Forschern herauskristallisierten Glücksfaktoren, kann aber in Maßen zumindest kurzfristig Glücksgefühle hervorrufen – bei Kindern und Eltern gleichermaßen.
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