Seite 28 - lausebande-12-2013

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Titelthema :: Seite 28
mehr der klassischen Vorstellung von Mama, Papa
und den leiblichen Kindern. Für rund 1,5 Millionen
Kinder ist das längst Alltag. Patchworkfamilien wer-
den immer mehr zur Normalität. Dabei gibt es aber
nicht die eine Patchwork-Familie.
K)eine ganz normale Familie
Patchworkfamilien sind keine Normalfamilien.
Über 70 verschiedene Möglichkeiten der Zusam-
mensetzung unterscheiden Familienforscher. Die
Konstellation einer solchen Patchworkfamilie kann
dabei ganz unterschiedlich sein. Beide Partner
können Kinder in die neue Beziehung einbringen
oder die Kinder eines Partners leben im Haushalt.
Wiederum können diese Kinder dauerhaft in einem
Haushalt leben, oder leben aber beim ehemaligen
Lebensgefährten und kommen nur am Wochenen-
de zu Besuch. Gegebenenfalls kommen auch noch
gemeinsame Kinder dazu. Gemeinsam ist ihnen
allen, dass zu dem leiblichen Elternteil ein neues
hinzutritt – und mit ihm oft zahlreiche Konflikte.
Es dauert manchmal Jahre, bis sich die Familien
zu einer neuen, gut funktionierenden Familie zu-
sammengefügt haben. Zusätzlich müssen sie meist
auch finanzielle Schwierigkeiten meistern. Häufig
bestehen noch Unterhaltsforderungen aus ehema-
ligen Beziehungen, so dass im Alltag auch noch
Geldsorgen hinzukommen können. Idealtypischer
Weise lassen sich drei Arten von Patchworkfamili-
en voneinander abgrenzen. Diese Unterscheidung
vereinfacht die Realität stark, lässt aber die Vielfäl-
tigkeit der verschiedenen Arten von Patchworkfa-
milien erahnen.
„Die härteste Nuss ist der tägliche Kleinkrieg
der Stiefgeschwister auf dem Schlachtfeld
einer kleinen Wohnung.“
Tino Korwitz
1. Als-ob-Normalfamilie
Diese Familien verstehen sich als ganz normale
Familien. Das scheint sehr praktikabel zu sein. Das
Familienklima wird in der Regel von allen als har-
monisch erlebt. Es gibt aber einen großen Nachteil:
Familien diesen Typs können nur funktionieren,
wenn das Kind keinen Kontakt zum außerhalb le-
benden Vater sucht und auch der leibliche Vater
seinerseits keinen Kontakt möchte oder den Kon-
taktabbruch akzeptiert. Das kann zu großen Prob-
lemen für das Kind führen. Dies ist der Fall, wenn
Mutter und Stiefvater die Familie quasi als Kernfa-
milie erleben, das Kind aber nicht in dieser Vorstel-
lung lebt.
2. Gescheiterte Patchworkfamilie
Wenn auch nach längerer Zeit das Kind den Stief-
vater weder als väterlichen Freund noch als Part-
ner der Mutter akzeptiert, dann kann der Stiefvater
nicht in die neue Familie integriert werden. Unter
den dauernden Konflikten leidet das Familienle-
ben und letztlich auch die Beziehung zwischen den
Partnern, so dass eine Trennung der Eltern oder die
Ausgrenzung des Kindes unausweichlich wird. Der
leibliche Vater spielt im Familiennetzwerk in der Re-
gel keine Rolle.
3. Erweiterte Patchworkfamilie
Viele Familien wünschen sich ein faires Neben-
einander zwischen den alten Partnern und ihren
neuen Familien. Erweiterten Patchworkfamilien
gelingt dieser Spagat. Jeder hat das Vertrauen, sich
in schwierigen Situationen auf die Hilfe der anderen
Familienmitglieder verlassen zu können. Die er-
weiterte Patchworkfamilie bietet den Kindern nicht
Pädagogische Praxis
Katharina Gutschmidt
Hauptstraße 24, 03096 Burg (Spreewald)
Tel.: 035603/ 149747
Mobil: 0175/ 4184273
www.praxis-knirpsfidel.de
Knirpsfidel
• Lerntherapie bei LRS,
ADHS und Dyskalkulie
• Online-Schülernachhilfe
Der Begriff Patchworkfamilie kam in den 1990er
Jahren zunächst in den USA auf und schwapp-
te dann auch nach Deutschland über. Die Be-
zeichnung rührt her von der Patchwork-Arbeit,
die eine bestimmte Form der Textilverarbeitung
bezeichnet. Hierbei werden verschiedene Stoffe
und Flicken miteinander verbunden. Weil die
Patchwork-Familie einen bunten Mix an Perso-
nen beinhaltet, trifft die Bezeichnung sehr gut zu.
Kleines Begriffslexikon