Seite 50 - lausebande-12-2013

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Kolumne :: Seite 50
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
ne offensichtliche Lieblingszeile „Kleine Kinder
hab ich gern, zerstückelt und in Scheiben“ mit. Ich
legte zur Freude meiner Kleinen unsere Schnappi-
CD ein. Gegen Gute-Laune-Schnappi hatten beide
deutschen Volksmusiken von nebenan keine Chan-
ce. Wir hatten Spaß und ich sah uns schon als ein-
deutige Sieger den Platz verlassen.
Bis es dann in die Waschbox ging. Skeptisch ver-
folgten mich die Blicke der Sonntagswaschexper-
ten. Ich machte nun erst recht eine Kindertagsparty
daraus. Mein Kleiner durfte erstmals auch an die
Hochdruck-Waschpistole und vertiefte sich so in
seine Arbeit, dass keine weitere Information von
außen mehr zu ihm durchdrang. So überhörte er es
auch, als ich ihm dreimal sagte, dass ich jetzt über-
nehme. Beim vierten Mal war ich dann laut genug,
sodass er sich mit einem „Hääh?!“ zu mir umdreh-
te. Die Hochdruck-Waschpistole schwenkte gleich-
mäßig in meine Richtung – und wanderte von links
nach rechts über meinen Körper, ab Kniehöhe bis
zur Nase war ich einheitlich pitschnass. Kinder ha-
ben die Angewohnheit, in solchen Momenten zu
versteinern. Mein Kleiner leider auch. So kämpfte
ich mich wie ein Seemann durch den Hochdruck-
strahl und entriss ihm die Wasserkanone. Es wurde
kurzzeitig sehr ruhig zwischen uns.
Ich überlegte kurz, stellte die Schnappi-CD auf Song
Nummer 16 und wir sangen zu Dritt: „Hey ich bin der
Krötenkäpt`n, alle Mann an Deck“. Ich konnte nicht
meckern, die Sonntagswaschexperten beobachteten
uns inzwischen, als seien wir Außerirdische. Mir war
schweinekalt, aber wir putzten in Ruhe das Auto zu
Ende, als würden wir das immer so tun. Zu allem
Übel griff meine Kleine in einem Moment meiner
Unachtsamkeit dann noch einmal zur Hochdruck-
pistole und wiederholte den Spaß einer ordentlichen
Papawäsche. „Papa, das ist toll. Das können wir
jetzt jedes Wochenende machen“. VW-Goldkettchen
schaute verstört zu uns herüber, der Skoda-Rentner
packte nun eifrig sein Zeug zusammen und fuhr
wahrscheinlich zu einem anderen Waschplatz. Sein
Abschiedsblick war eindeutig voller Angst, das an-
steckend sein könnte, was diesen irren Vater (mich)
mit seinen zwei Blagen befallen hatte. Aber das Auto
war sauber, ich auch – und singend fuhren wir nach
Hause. Euer lausitzDADDY
Schweren Herzens haben wir im Novem-
ber die Trennung von unserem geliebten
Familiengefährt vorbereitet, das uns seit
acht Jahren so treu und ohne Zwischenfälle überall
hingebracht hatte. Ein zweites Auto, das aus der
Firma „geerbt“ wurde, ist leider schwerer zu ver-
kaufen und zwei Autos sind zuviel. Also machten
wir uns daran, unser Familiengefährt noch einmal
ordentlich zu putzen, bevor es in den Verkauf geht.
Natürlich wollten meine zwei Kleinen mitkommen
und unseren „Froschi“ auch mit schick machen. So
fuhren wir zu dritt zum Autowaschplatz und nah-
men zwischen einem tiefergelegten Chrom-VW mit
Goldkettchen-Solarium-Muckimännchen samt Böh-
se Onkelz-Beschallung und einem Skoda-Rentner
mit Hut und Stasi-Beschattungsblick Platz. In der
Sonntagsgemeinde deutscher Autoputzer sind klei-
ne, spielende Kinder mit Spaß am Autoputzen kei-
ne gern gesehenen Gäste. Die Reingung eines Autos
wird bei diesen Menschen offensichtlich als eine
Art heiliges Ritual begriffen. Früher ging man in die
Kirche, heute fährt man auf den Waschplatz. Selbst
die Fußmatten werden nicht einfach nur gereinigt,
sondern wie Gebetteppiche gebürstet und mit Zau-
berwasser eingesprüht. Während meine Kids mit
dem Reinigungszeugs aus der Sprühflasche Ge-
sichter aufs Auto sprühten und jede Menge Spaß
hatten, verdüsterte sich mit zunehmendem Spaß-
faktor bei den Kleinen der Gesichtsausdruck bei
den Großen nebenan. Der Skoda-Rentner blickte
mich vorwurfsvoll an und drehte sein Radio lauter.
Die Wildecker Herzbuben, auch das noch. Nebenan
konterte Goldkettchen, zappte zum Böhse Onkelz-
Song „Der nette Mann“ vor und sang lauthals sei-
Noch nicht genug gelacht?
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