lausebande-12-2018
ation wenig verwunderlich. Im Moment gibt es dringendere Sor- gen, nämlich den Lehrerbedarf abzudecken. Aber natürlich ist die Qualität dennoch wichtig, sonst rächt sich zu schneller Akti- onismus in der Zukunft. Entschei- dend ist dabei, dass das Personal sowohl vorbereitend als auch be- gleitend geschult wird. Aber die Qualitätsfrage müssen wir auch bei grundständig ausgebildeten Lehrern stellen, sie müssen sich ebenfalls regelmäßig fortbilden. Lässt sich denn schon sagen, wie sich der Lehrermangel und der relativ hohe Anteil an Seiteneinsteigern auf die Un- terrichtsqualität an den Schu- len auswirken? Da lässt sich bisher kein kausaler Zusammenhang feststellen. Bis- herige Erhebungen zeigen kei- ne Auffälligkeiten, aber vielleicht ist es dafür einfach noch zu früh. Ich denke, dass sich der hohe An- teil an Seiteneinsteigern langfris- tig sehr wohl auf die Unterrichts- qualität auswirken kann. Daher ist es in jedem Fall wichtig, die Qua- litätsfrage intensiv zu stellen und Seiteneinsteiger v.a. im Bereich Didaktik zu qualifizieren. Sie sagten, der Lehrerberuf müsse wieder attraktiver wer- Laut jüngstem Bil- dungsbericht wird sich der aktuelle Leh- rermangel in den kommenden Jahren weiter verschärfen … Ja, wir stehen möglicherweise erst am Anfang der kritischen Situati- on. Allein aufgrund der weiter steigenden Geburtenzahlen dürf- te sich der Lehrermangel auswei- ten. Auch die derzeitige Alters- struktur der Lehrer deutet darauf hin, dass der Bedarf nicht weniger werden wird. Die Zahl der Schüler ist in der Regel mindestens sechs Jahre im Voraus bekannt, die Zahl der in den Ruhestand gehenden Lehrer sogar noch länger – warum hat der Leh- rermangel dennoch so vie- le Verantwortliche offenbar überrascht? Das ist eine sehr gute Frage. Wir konnten uns das auch nicht erklä- ren. Denn die Wissenschaft hatte das lange angekündigt. Möglicher- weise hat die Politik sich die Zah- len nicht in aller Tiefe angeschaut. Vielleicht hatte sie auch die Hoff- nung, dass die Schülerzahlen zu- rückgehen. Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Aber zumindest beim Thema Zuwanderung muss man die Politiker in Schutz neh- men. Deren Größenordnung war nicht vorhersehbar. Die Gebur- tenentwicklung hatte sich dage- gen schon lange abgezeichnet. Welche Maßnahmen würden Sie empfehlen, um den Bedarf an Lehrkräften zu decken? Langfristig muss es gelingen, den Lehrerberuf attraktiver zu ma- chen. Das fängt schon bei einer gezielten Berufs- und Studienori- entierung an. Denkbar sind auch bundesländer-übergreifende Wer- bemaßnahmen und Abstimmun- gen. Der Lehrermangel trifft ja vor allem die ostdeutschen Bun- desländer. Bis die jetzt eingelei- teten Maßnahmen greifen, dau- ert es mindestens fünf bis sieben Jahre. Trotzdem würde ich emp- fehlen, noch mehr Lehrer auszu- bilden. Denn dass wir demnächst einen Lehrerüberschuss haben, sehe ich derzeit nicht. Kurzfristig hat die Politik wenig Handlungs- spielräume. Da bleiben fast nur die Seiteneinsteiger. Können Sie beurteilen, wie die Seiteneinsteiger an den Schu- len ankommen? Wie steht es um ihre Qualifizierung? Inwiefern die Seiteneinsteiger aus- reichend qualifiziert werden, kann ich nicht pauschal beurteilen. Da- für fehlen noch empirische Studi- en. Das ist in der aktuellen Situ- Interviewmit Prof. Dr. Kai Maaz, Direktor der Abteilung „Struktur und Steu- erung des Bildungswesens“ am Deutschen Institut für Internationale Päda- gogische Forschung (DIPF). Prof. Maaz ist Co-Autor des jüngst veröffentlich- ten Bildungsberichts, der von einem weiter steigenden Lehrerbedarf in den kommenden Jahren ausgeht. Ein Gespräch über Statistiken, Seiteneinstei- ger und faire Bezahlung. Wir stehen erst am Anfang des Lehrermangels Titelthema :: Seite 58 Foto (c) Tom Baerwald für DIPF
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