lausebande-12-2019
Spezial :: Seite 61 » derschulen im Vergleich zur Sekundarstufe I und II nicht mehr. Das Land Brandenburg hat hier für Gleichbehandlung gesorgt und die Gehälter zwi- schen Lehrern im Grundschulbereich und solchen in höheren Klassenstufen angeglichen. Der Grund, warum sich eine volle Abdeckung der Lehrerstellen an Grund- und Förderschulen schwieriger gestaltet, liegt vor allem an der hohen Altersstruktur an die- sen Schulen. Auch Oberschulen sind davon betrof- fen. Der Bedarf an Lehrern, die hier in Pension ge- hen, kann bisher nicht vollständig durch Universi- tätsabsolventen gedeckt werden. Erleben Sie es, dass es an Gymnasien mehr Be- werber gibt, als an Oberschulen? Das kann ich hundertprozentig bestätigen. Zwar wur- de das Lohngefüge auch zwischen Oberschulen und Gymnasien aneinander angeglichen, aber dennoch haben wir an Gymnasien besonders viele Bewerber. Das hängt mit den gewählten Fächerkombinationen zusammen: Bei diesen Fächerkombinationen, die vor allem an Gymnasien gefragt sind, gibt es ein Überan- gebot. Ich hoffe, dass sich dieses Verhältnis mit der Zeit zugunsten der Grund-, Förder- und Oberschu- len verbessern wird. Viele Familien zieht es aus Berlin ins Branden- burger Umland. Profitieren Sie bei der Suche nach Lehrkräften von dieser Stadtflucht? Davon profitiert vor allem der Speckgürtel um Ber- lin – hier werden Schulen neu gebaut und erweitert. Offensichtlich ist es attraktiv, beispielsweise in Ber- lin zu wohnen und in den Norden des Landkreises Dahme-Spree zu pendeln. Die Stadt Berlin reagiert allerdings schon auf diese Situation und entschloss sich, die Verbeamtung von Lehrkräften wieder ein- zuführen. Sehen Sie noch Steigerungspotenzial darin, Ber- liner Lehrkräfte in die Lausitz zu locken? Es wäre sicherlich von Nutzen für unser Schulamts- gebiet, wenn der Pendlerverkehrsausbau so stattfin- det, dass eine durchgängige öffentliche Linie mit en- ger Zeittaktung angeboten werden kann. Vonseiten der Brandenburger Landesregierung gibt es ja schon Bestrebungen, den Streckenausbau voranzutreiben. Der Konkurrenzkampf um Lehrkräfte ist unter den Bundesländern groß. Wie ist aktuell in Ih- rem Amtsgebiet das Verhältnis zwischen Zuwan- derungen und Abwanderungen? Wir haben einige Abwanderungen aus unserem Amtsgebiet in andere Bundesländer und profitieren auch durch Rückkehrer, die nach einer Zeit aus den alten Bundesländern zurück zu ihrer Familie in die Lausitz wollen. Wir reden hier aber von kleinen Grö- ßenordnungen. Wäre es dennoch ein sinnvolles Mittel zur Leh- rergewinnung, in anderen Bundesländern offen- siv für die Lehramtsanstellung in Brandenburg zu werben? Wir unternehmen natürlich alles, um für unseren Schulamtsbereich Lehrkräfte zu akquirieren. Wir haben beispielsweise im Süden Brandenburgs Lehr- kräfte, die im Dresdner Umland wohnhaft sind und zwischen beiden Regionen pendeln. Würden wir ver- suchen, das zu intensivieren, bestünde jedoch die Gefahr, dass das Bundesland Sachsen ebenso in die Werbeoffensive geht, um seine Lehrkräfte wieder „nach Hause“ zu holen. Da stehen wir vor einem Spagat: Wie offensiv will man das angehen – in der Gefahr, dass beide Bun- desländer einen immensen Aufwand betreiben, um sich gegenseitig Lehrkräfte abzuwerben? Wo sehen Sie dennoch die Argumente, sich in der Brandenburgischen Lausitz einen Lehrplatz zu suchen, und nicht in der sächsischen Lausitz? Ich kann nur sagen: Wir haben eine ganze Menge hoch motivierter Kollegien, die sich wahnsinnig über frischen Wind freuen würden. Die Problematik „Di- gitalisierung“ ist momentan in aller Munde – jun- ge Kollegen, die neue Ideen einbringen, sind da- her mehr als willkommen. Für sie ist das in der Re- gel überhaupt kein Thema. Von der Warte her kann ich nur die Werbetrommel für unseren Schulamts- bereich rühren! Stichwort „frischer Wind“: Ende 2018 lag der An- teil an Seiteneinsteigern unter den Brandenbur- ger Lehrkräften bei rund 12 % – Tendenz stei- gend. Wie sind die zu Ihnen getragenen Erfah- rungen mit Seiteneinsteigern als Lehrkräfte? Grundsätzlich wollen wir natürlich ausgebildetes Fachpersonal haben. Wir besetzen eine Stelle nur mit Seiteneinsteigern, wenn wir keine ausgebil-
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