lausebande-12-2023

Titelthema ‹ 35 Diese Rückkehrergeschichte lassen wir am besten mit dem Foto auf dieser Seite beginnen. Es zeigt Carmen und Steffen Schimmack mit ihren beiden Töchtern beim Dreh für den Spielfilm „Ein Feuerwerk für die Kleinstadt – eine Sommerkomödie aus der Lausitz“. Dort spielt die ganze Familie als Komparsen mit – ehrenamtlich: „Es heißt immer, die Großstadt bietet so viele Möglichkeiten“, sagt Carmen Schimmack. „Aber seit unserer Rückkehr in die Lausitz haben wir gemerkt, dass es hier so viel mehr Möglichkeiten als in Berlin gibt, sich zu engagieren und das Leben hier mitzugestalten.“ Und diese Möglichkeiten nutzt sie: Sie sitzt im Ortsbeirat und ist Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins „Wir lassen die Kultur im Dorf Hornow e.V. aufleben.“ Dieser hatte sich gegründet, nachdem ein Verkauf des Schlosses in Hornow zur Diskussion stand. „Das Schloss gehört zum Ort und sollte wieder zum kulturellen Anker des Ortes werden“, sagt Carmen Schimmack. Sie verbindet auch eine persönliche Erinnerung mit dem Schloss: 2009 hat sie hier ihre Jugendliebe Steffen geheiratet. Damals haben die beiden in Nordrhein-Westfalen gelebt. Nach dem Abitur hatten sie der Lausitzer Heimat den Rücken gekehrt, Carmen zog aus ihrem Heimatdorf bei Lohsa nach Freital, Steffen aus Hornow nach Berlin. Weitere berufliche Stationen waren Bonn, Mainz und Berlin. Dort wuchsen auch die Töchter Milena und Annelie auf. „Irgendwann haben wir gemerkt, dass uns doch die Nähe zur Familie fehlt“, berichten die beiden Rückkehrer. Also wuchs der Wunsch, wieder in die Heimat zurückzukommen. In direkter Nachbarschaft zum Grundstück von Steffens Eltern konnten sie sich ein Haus bauen. „Das hätten wir in Berlin niemals bezahlen können“, erzählt Carmen Schimmack schon vom ersten Vorzug der neuen, alten Heimat. Und natürlich die Nähe zur Familie: „Die Kinder müssen nur über die Wiese laufen und sind schon bei der Oma.“ Auch die Tante wohnt direkt nebenan. Dafür sind andere Wege mit dem Umzug aufs Land länger geworden. In Berlin konnte die Familie vieles mit dem Rad erledigen. Jetzt braucht es doch häufiger das Auto oder den Bus: Die Töchter besuchen ein Gymnasium in Hoyerswerda, die jüngere ist beim Turnen in Spremberg. Und Milena wünscht sich mit ihren 13 Jahren manchmal etwas mehr Abwechslung, als es das Landleben bieten kann. Den Filmdreh aber fand auch sie toll. Und diese Möglichkeit hätte sich in Berlin kaum ergeben. Von den Möglichkeiten des Landlebens Familie Schimmack zog 2019 von Berlin nach Hornow nungen fort. Deutschlandweit zählen diese in der Lausitz zu den niedrigsten. Je nach Kommune liegt die durchschnittliche Kaltmiete zwischen 4 und 6 Euro je Quadratmeter, in Hamburg bei 12 Euro, in München bei 17 Euro. Viele Kommunen schaffen aktuell neue Flächen zum Bau von Eigenheimen, Großvermieter investieren in Neubauprojekte, bei denen ganz bewusst auch große Familienwohnungen geschaffen werden. Wer nach Jahren im Ausland oder in anderen Bundesländern erstmals wieder in die Lausitz kommt, der ist zudem oft positiv überrascht, wie sich die Region herausgeputzt hat. Industriebrachen sind verschwunden, viele Städte und Dörfer haben ihre Zentren saniert, so dass dort heute schmucke Fassaden Einheimische und Gäste begrüßen. Der Spreewald ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland. Südlich davon entsteht seit einigen Jahren der nächste Touristenmagnet: das Lausitzer Seenland. Die riesigen Kohlebagger sind verschwunden und haben Platz gemacht für blaue Seen, weite Strände, Wassersportzentren, komfortable Campingplätze, Ho-

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