Spezial: Beruf und Familie

Datum: Montag, 27. Februar 2023 15:06


Eine neu zu gestaltende Region und 20.000 neue Arbeitsplätze – Groß und Klein blicken in der Lausitz auf gute Perspektiven. Foto: tatyana_tomsickova, istock

Warum die Strukturentwicklung eine einmalige Chance bietet

Laut einer auf Statista veröffentlichten Umfrage legt jeder zweite Befragte bei der Wahl des Arbeitgebers sehr viel Wert auf eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Familienfreundlichkeit stellte sich nach dem Betriebsklima sogar als das zweitwichtigste Entscheidungskriterium überhaupt heraus. Doch was macht eine gute Work-Life-Balance für Familien aus? Und wie stehen die Chancen für Eltern in der Lausitz, familiengerechte Benefits durchzusetzen?


Chancen-Boost 1: der Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde – und ein Blick auf zwei einfache Statistikwerte verdeutlicht schon heute das Problem. Die Arbeitslosenquote sinkt, gleichzeitig steigt die Anzahl an freien Arbeitsstellen in Deutschland. Das bedeutet im Umkehrschluss: Für immer mehr Stellen stehen immer weniger Menschen zur Verfügung. Das hängt mit der Altersstruktur der deutschen Bevölkerung zusammen: Während immer mehr Menschen aus der Babyboomergeneration in Rente gehen, rücken weniger junge Leute nach.

Die alternde Bevölkerung

… kommt im sogenannten Osten besonders zum Tragen. Eine Ursache liegt in dem Strukturbruch, der sich in der Nachwendezeit ereignete. So bot insbesondere die Braunkohleförderung, von der sich das Lausitzer Revier bis 2038 nun endgültig verabschiedet, bis 1990 noch über 100.000 Arbeitsplätze. Mit dem Ende der DDR brachen 90 Prozent dieser Jobs weg. Die Folge war eine starke Abwanderung junger Menschen, darunter insbesondere junge Frauen. Wenn in der Gegenwart Frauen fehlen, bleiben in der Zukunft Kinder aus – das merken wir heute an den generell geringen Anteilen junger Menschen an der Lausitzer Gesamtbevölkerung.

Alternde demokratische Republik

So liegt der Anteil junger Menschen unter 24 Jahren in vielen ostdeutschen Bundesländern unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 7,3 Prozent. In der Lausitz erreicht nur Cottbus annähernd diesen Wert, der Landkreis Spree-Neiße bildet mit 4,2 Prozent hingegen das Schlusslicht.

Auf wenige Junge treffen viele Alte: 2020 waren 26,5 Prozent der Cottbuser Beschäftigten 55 Jahre oder älter, im umliegenden Landkreis Spree-Neiße sogar 30 Prozent, was den landesweiten Rekord darstellt. Mindestens jeder vierte Arbeitnehmer bzw. jede vierte Arbeitnehmerin geht demzufolge in absehbarer Zeit in Rente. Aktuellen Prognosen zufolge wird die Zahl der Erwerbstätigen allein in der Brandenburgischen Lausitz bis 2040 um weitere 30 Prozent absinken.

Zugreifen, bitte

Des einen Mangel ist des anderen Wertsteigerung: Was insbesondere den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen der Lausitz Sorgenfalten auf die Stirn treibt, bedeutet für alle Hiergebliebenen, Zugezogenen und Zurückgekehrten eine einmalige Chance. Sowohl qualifizierte Fachkräfte als auch Berufsstarter oder Auszubildende sind in der komfortablen Lage, Ansprüche gegenüber dem potenziellen Arbeitgeber offensiv zu stellen. Mit einer gesunden Portion Fleiß und Ehrgeiz kann der Weg insbesondere in der Lausitz sogar ganz nach oben führen.

Chancen-Boost #2: die Strukturentwicklung

Was die Situation in der Lausitz heute erst recht einmalig macht, ist erneut eine Strukturentwicklung. Doch diesmal soll alles anders werden als in der Nachwendezeit. Die Braunkohle geht endgültig, dafür gibt’s Kohle vom Bund. 40 Milliarden Euro Strukturhilfen fließen in die fossilen Kohleregionen, um sie in moderne Wissens-, Technologie- und Energieregionen zu transformieren. Am Horizont blüht eine neue Wissenschafts-, Industrie- und Behördenlandschaft auf – und auch eine neue Infrastruktur entsteht, von Straßen- und zahlreichen Schienenprojekten bis hin zur Schnellzugtrasse Berlin-Lausitz-Breslau. Die Lausitz vermarktet sich selbst als dynamische Wachstumsregion und attraktiver Investitionsstandort, soll eine Modellregion für die Transformation weiterer Kohleregionen in Europa werden.

Allein in Cottbus sind 15.000 neue Arbeitsplätze geplant. Lausitzweit dürfte die Marke von 20.000 neuen Stellen locker geknackt werden. Ursprünglich war die bundespolitisch gewollte Strukturentwicklung mit dem Versprechen verbunden, die im Braunkohle-Business wegfallenden Jobs zu ersetzen – mittlerweile sieht es danach aus, dass dieser Wunsch mehr als übererfüllt wird. Das schafft in der Lausitz eine einzigartige Situation: Auf der einen Seite scheiden besonders viele Kräfte aus dem Markt aus, auf der anderen Seite kommen unglaublich viele Jobangebote neu dazu.

Hier besteht aktuell Bedarf

In der Lausitz sind Stellen durchschnittlich 152 Tage lang ausgeschrieben – 29 Tage länger als im deutschlandweiten Durchschnitt. Lausitzer Jobgesuche treffen auf durchschnittlich 0,8 weniger Arbeitssuchende als in der Gesamt-BRD. Das verbessert die Verhandlungsposition von ausgebildeten oder studierten Fachkräften einerseits und Unternehmensnachwuchs andererseits. Besonders lange sind laut der Agentur für Arbeit Arbeitnehmergesuche in den folgenden Berufshauptgruppen ausgeschrieben (Region Lausitz):

  • (Innen-)Ausbauberufe: 268 Tage
  • Mechatronik-, Energie- & Elektroberufe: 265 Tage
  • Hoch- & Tiefbauberufe: 261 Tage
  • Nichtmedizinische Gesundheit, Körperpflege, Medizintechnik: 216 Tage
  • Metallerzeugung, -bearbeitung, -bau: 211 Tage
  • Kunststoff- & Holzherstellung bzw. -verarbeitung: 206 Tage
  • Führer von Fahrzeug- & Transportgeräten: 201 Tage
  • Maschinen- & Fahrzeugtechnikberufe: 195 Tage
  • Gebäude- & versorgungstechnische Berufe: 186 Tage
  • Lebensmittelherstellung & -verarbeitung: 182 Tage


Besonders hohe zukünftige Bedarfe bestehen laut dem B&esinstitut für Berufsbildung (BIBB) bis 2040 in Brandenburg & Sachsen in diesen Berufsgruppen:

  • Informatik-, Informations- & Kommunikationstechnologie: plus 18.000
  • Nichtmedizinische Gesundheit, Körperpflege, Medizintechnik: plus 18.000
  • Lehrende & ausbildende Berufe: plus 14.000
  • Medizinische Gesundheitsberufe: plus 7.000
  • Tourismus-, Hotel- & Gaststättenberufe: plus 7.000


Hier entsteht Zukunft

Perspektiven bieten darüber hinaus insbesondere die zahlreichen Strukturwandelprojekte und die Ansiedlungen, die der Lausitzer Entwicklungsimpuls bereits anziehen konnte. In Cottbus sind mit dem Lausitz Science Park (Potenzial von 10.000 Arbeitsplätzen), Europas modernstem Bahnwerk (1.200) sowie dem Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (1.500+2.000) drei Mega-Vorhaben im Anflug. In Görlitz entsteht das Deutsche Zentrum für Astrophysik (3.000 künftige Mitarbeiter:innen). Infolge des Niederlassens von Tesla in Grünheide sprießen vielerlei batteriebezogene Firmen aus dem Boden, wodurch in Brandenburg ein deutschlandweit einzigartiger Batteriekreislauf von der Materialgewinnung bis zum Recycling erschlossen wird. HY2GEN wird künftig grünes Kerosin auf dem Green Areal Lausitz herstellen, einem neuen ökologischen Industriepark auf dem Flugplatz Drewitz bei Jänschwalde. Die Investitionen für all diese Vorhaben gehen in Summe in die Milliarden, die neuen Arbeitsplätze in die Tausende. Und alle suchen Fachkräfte. Wo sonst liegen so viele Chancen auf der Straße, als in der Lausitz?
Es liegt am Ende an jeder bzw. jedem Einzelnen, zuzugreifen und sich die attraktivste Perspektive herauszusuchen. In der Lausitz treffen diese vielfältigen Möglichkeiten, angefangen bei einer wissenschaftlichen Karriere über Verantwortung für Klimaschutz bis hin zum Einstieg etablierter Unternehmen, auf vergleichsweise geringe Lebensunterhaltungskosten. Hierzulande kann man also nicht nur besonders schnell Karriere machen, sondern auch günstig leben und wohnen.

Eine einzigartige Kombination, die immer mehr nach außen dringt. Das Land Brandenburg startete zu diesem Zweck die Kampagne „Die Lausitz. Krasse Gegend“, der Junge Lausitz e.V. verbreitet die Botschaft vor dem Brandenburger Tor in Berlin, Cottbus vermarktet sich selbst als Boomtown (siehe www.boomtown.de, mit vielen Stellenangeboten). Alle sind eingeladen, beim Lausitzer Wandel mitzumachen!

Arbeitgeber-Benefits für Familien

  • Teilzeit
  • Aktive Elternzeitgestaltung
  • Home-Office / Telearbeit
  • Jobsharing
  • Betriebsinterne Kindertagesstätte oder Belegplätze
  • Pflegeangebote für Angehörige
  • Kinderbetreuungszuschüsse
  • Ferienbetreuung für Kinder
  • Flexibilität bei Kindernotfällen
  • Zusätzlicher (unbezahlter) Sonderurlaub


Empfehlungen

Das Kuratorium berufundfamilie Service GmbH erteilt regelmäßig den „audit berufundfamilie“ anhand strenger Kriterien – die aktuelle Liste der Zertifikatsträger umfasst auch viele Lausitzer Unternehmen:

www.berufundfamilie.de

Mit „Boomtown Cottbus“ brachte die Stadt Cottbus eine mutige Fachkräftekampagne an den Start, die mit Good-News, Stories und Job-Tickern die aktuellen Karriereperspektiven in der Stadt näherbringt: 

www.boomtown.de

Bestandteil der Boomtown-Kampagne ist mit Lausitz Jobs eine umfangreiche Jobdatenbank für die Region zwischen Eisenhüttenstadt und Zittau. Hier gibt’s tagesaktuelle Stellenangebote für Azubis und Fachkräfte:

www.lausitz-jobs.de