Interview :: Seite 30
Ja, das hat mir von Anfang an in meinem Beruf gehol-
fen. Ich war früher beim Radio, habe dort Texte ge-
schrieben und schreibe ja auch beim Fernsehen hier
und da mal Moderationen. Über die Jahre ist dabei so
ein gewisser Willi-Stil entstanden. Mein Willi-Stil. Auf
diese schlichte, aber vielleicht auch kräftige Art ge-
lingt es mir glücklicherweise, häufig die Dinge beim
Namen zu nennen und nicht drum herum zu reden.
Sie haben auch Konzerte zu Ihrer DVD und CD mit der
Märchenoper „Peter und der Wolf“ veranstaltet – wel-
che Talente schlummern eigentlich noch in Ihnen?
Das frage ich mich auch die ganze Zeit (lacht). Ich bin
letztes Jahr 40 geworden und mittlerweile sprechen
viele meiner Freunde nicht mehr nur von Talenten,
sondern davon, Meister in etwas zu sein. Ich sehe das
nicht so. Wahrscheinlich ist es mein Talent, dass ich
einfach gut mit Menschen kommunizieren und eine
gemeinsame Ebene herstellen kann, egal ob sie jetzt
8 Jahre oder 80 Jahre sind. Man muss auch den Mut
haben, dabei zu scheitern. Ich mache mich auch mal
zum Kasper, weil mir etwas nicht gelingt. Aber die
meisten versuchen es nicht einmal.
Seit 2010 gehen Sie es ruhiger an und haben sich für
die Familie entschieden. Zieht es sie jetzt, wo die Klei-
ne langsam groß wird, wieder in die Öffentlichkeit?
Ich habe am Ende des vergangenen Jahres meinen
Kalender durchgeschaut. Da war 350 Tage was los.
Ich bin quer durch die Republik gereist und geflogen
meinsamen Kochen. Eltern sind meist im Zeitdruck,
nach dem Motto: Wir müssen jetzt aber wirklich mal
gegessen haben, denn danach geht es ins Bett. Beim
Kochen geht es meines Erachtens auch darum, dass
man sich näher kommt. Das gemeinschaftliche Erleb-
nis Kochen, und nicht nur das Essen, das kann aus
der Familie ein besseres Teammachen.
Das Kochbuch ist seit einem halben Jahr erhältlich.
Gab es auch unerwartete oder interessante Resonanz?
Ich freue mich immer noch wahnsinnig über die vie-
len positiven Rückmeldungen. Mir wird auch für an-
dere Sachen, die ich gemacht habe, ganz oft auf die
Schulter geklopft. Aber das ist mein erstes Buch, das
ich selbst verfasst habe. Da freut es mich riesig, das
ich offensichtlich auch dort den Ton getroffen habe.
Das kann ich bestätigen. Ist das eigentlich tatsächlich
das erste Kochbuch dieser Art für Große und Kleine?
Wir haben umfangreiche Recherchen gemacht. Es
gibt auf dem Markt wahnsinnig viele Kochbücher,
auch Kinderkochbücher. Wir fanden das Blödsinn.
Die heißen alle Kinderkochbuch, aber kein Kind wird
sich hinstellen und nach Anleitungen dieser Bücher
kochen. Es braucht einfach immer einen Erwachse-
nen. So entstand die Familienidee für ein Kochbuch.
Hat Ihnen beim Verfassen des Buches Ihr Lehrerstu-
dium auch geholfen? Immerhin haben Sie das einst
auch als Deutsch-Hauptschullehrer absolviert.
„Willi Kocht“ ist das erste Kochbuch zum gemeinsamen Famileinkochen und im Buchhandel erhältlich
Foto: Südwest Verlag / Emely Photography