Titelthema :: Seite 41
inneren Instinkte zu hören. Sie brau-
chennurVertrauenundeineHebam-
me für eine schöne Geburt. Ohne die
Begleitung einer Hebamme ist das
nicht denkbar. Es muss mehr Frau-
en geben, die offen über das inten-
sive, aber wunderschöne Erlebnis ei-
ner Hausgeburt und die Bedeutung
der Hebamme reden.
Sie haben sich mit der Hausgeburt
drei Jahre auseinandergesetzt. Wel-
chen Rat haben Sie für eine werden-
deMutter, den richtigenWeg für ihre
Geburt zu finden?
Die Entscheidung
für diesenWeghat sicher vielmit dem
Umfeld und den Einflüssen von Ärz-
ten, der Familie und von Freunden
zu tun. Ich kann jeder Frau nur ra-
ten, auf die eigenen Instinkte zu hö-
ren und sich alle Optionen anzu-
schauen. Optionen sollten auch die
natürliche Geburt und die Hausge-
burt sein. Jede Frau, die nicht krank
ist, kann auf natürlichemWeg gebä-
ren. Im Körper wächst auch nur he-
ran, was ihn auf natürlichem Weg
verlassen kann. Mein Sohnwar ganz
schön groß und wog vier Kilo, und
dennoch war ich entspannt und die
Geburt viel leichter als bei meiner
Tochter, die kleiner war. Wir Frauen
können das vonNatur aus, wir brau-
chen nur die Unterstützung von ei-
nem guten Geburtsteam. Auf jeden
Fall solltenschwangereFrauennicht
nur den Gynäkologen konsultieren,
sondern auch mit einer Hebamme
reden. Dannerst sollte eineEntschei-
dung getroffenwerden.
Können Sie Frauen verstehen, die
den Kaiserschnitt als vermeintlich ri-
sikoarme und schmerzarme Varian-
te vorziehen?
Nicht nur bei Risiko-
schwangerschaften enden heute in
Krankenhäusern zum Teil mehr als
80% der Geburten im Kaiserschnitt.
Bei Hausgeburten hingegen sind es
keine 8 %. Da muss man sich doch
fragen,wasdanicht stimmt. Insofern
scheintmir offensichtlich, dassRisiko
und Schmerzen auch durch das Um-
feld bestimmt werden. Die Geburt ei-
nes Kindes sollte für eine Frau das
größte und wichtigste Ereignis sein.
Aber auch für die emotionaleundge-
sundheitliche Stabilität des Kindes,
und zwar für sein ganzes Leben, ist
die Geburt wichtig. Deshalb setze ich
mich dafür ein, dass werdende Müt-
ter mehr Chancen haben, sich über
die Vorteile einer natürlichen Geburt
undeinerHausgeburt zu informieren.
Gerade bei älteren Frauen kann es
öfter zu Komplikationen kommen
– und deutsche Mütter werden im
Durchschnitt immer älter. Sie haben
Ihr 2. Kind auch mit 40 bekommen,
kann darin auch der Trend zum Kai-
serschnitt begründet sein?
Ich glaube, das hat viel mit Ängsten
zu tun, die bei Frauen geschürt wer-
den. Es kann natürlich immer etwas
schief gehen, aber das ist imLeben in
vielen Bereichen so. Natürlich muss
man auf eine gesunde Schwanger-
schaft achten und auf sich und das
Kind aufpassen. Ich bin 40 und es
gab in dieser Schwangerschaft NIE
Komplikationen, und doch wollte
eine Ärztin mich ständig erneut auf
Risiken hinweisen. Das habe ich ab-
gewürgt und gezielt danach gefragt,
obmeinKörper unddasKindgesund
sind. Ich habe nur notwendige Arzt-
termine wahrgenommen. Alles an-
dere war für mich Vertrauen in die
Geburt und meinen Körper. Bei mei-
ner Hebamme fühlte ich mich end-
lich aufgehoben und ermutigt, dass
mein Körper gebären und dass ich
Vertrauen inmeinBabyhabenkann,
dass es den Weg in die Welt findet.
Ichhabemichnatürlichauch intensiv
darauf vorbereitet und nicht faul auf
demSofagelegenundSchokolade in
mich hinein gestopft. Eine Geburt ist
wie ein Marathon, auf den man sich
mit gesunder Ernährung, Bewegung
und Atemtraining über einen länge-
renZeitraumvorbereitensollte.Wenn
Frauenkrank sind, dannkann es na-
türlich Komplikationen geben. Da
ist es wunderbar, dass wir auf Ärzte
und das Gesundheitssystem zurück-
greifen können. Die Möglichkeit des
Kaiserschnitts als Rettung finde ich
großartig. Aber wenn er immermehr
zum Regelfall wird, dann stimmt da
etwas nicht.
Welche Rolle spielte für Sie die Heb-
ammebei derGeburt?
Sie führtemich
durchdieWehenundgabmir immer
wieder dasGefühl der Sicherheit und
dass esmeinemBabygut geht.Wenn
die Wehen noch so stark sind, aber
deine Hebamme noch lächelt und
entspannt auf dem Sofa sitzt, weißt
du einfach, dass alles ganz normal
läuft. Das entspannt und hilft wiede-
rumdemGeburtsvorgang.Wir hatten
uns über Monate kennengelernt und
ein Vertrauen aufgebaut. Ich konn-
te in ihrer Nähe entspannen. Leider
investieren Frauen meist mehr Zeit
und Geld für´s Shopping von Schu-
hen und Taschen als für die Suche
nach der richtigenHebamme.
Wie stehen Sie zu den Entwicklun-
gen um die Hebammen in Deutsch-
land?
Ich unterstütze denDeutschen
Hebammenverband. Ich suche im-
mer wieder den Kontakt und plädie-
re für die Hebammen, auch mit mei-
nem Appell an die Frauen, auf ihre