Titelthema :: Seite 24
Apparative Diagnostik:
EEG oder bildgebende
Verfahren. Diese Untersuchung erfolgt in der Regel
nur bei Verdacht auf Anfallsleiden.
An der Vielschichtigkeit der Diagnose ist zu
ersehen, dass diese nicht vom betreuenden Kin-
derarzt allein gestellt werden kann. Wer beim Kin-
derarzt keine kompetente Hilfe erfährt, dem stehen
natürlich weitere Wege offen.
Hilfe bei Verdacht auf ADHS
Betroffenen stehen für eine Diagnose bzw. Be-
handlung verschiedene Wege offen – allerdings
sollte der erste Weg aus beschriebenen Gründen
immer zum Hausarzt führen. Allgemein können
folgende Experten bei ADHS weiter helfen:
Niedergelassene Ärzte, Psychotherapeuten
und andere Fachtherapeuten:
Eine ambulante
Behandlung wird von Fachärzten für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Kinder-
und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychologi-
schen Psychotherapeuten mit Zusatzqualifikation
für Kinder und Jugendliche oder durch Kinderärz-
te (Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin) mit
entsprechender Qualifikation angeboten. Bei den
Psychotherapeuten wird zwischen den Fachrich-
tungen tiefenpsychologisch fundierte Psychothe-
rapie und Verhaltenstherapie unterschieden. Die
meisten wissenschaftlich fundierten Leitlinien
empfehlen die Durchführung von Verhaltensthe-
rapie bei der Behandlung von ADHS. Andere Fach-
therapeuten, wie zum Beispiel Ergo- und Spracht-
herapeuten, Motopäden oder auch Heilpädagogen
bieten die Behandlung von einzelnen Problembe-
reichen oder Funktionsbeeinträchtigungen an, die
Teil eines umfassenden Behandlungsangebots sein
können.
Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie
des Kindes- und Jugendalters:
In Kliniken für
Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters ist ADHS im Behandlungsspektrum
der Institutsambulanzen inbegriffen.
Sozialpädiatrische Zentren (SPZ):
Außerdem bie-
ten sozialpädiatrische Zentren (SPZ), die häufig an
Kinderkliniken angeschlossen sind, ebenfalls Be-
handlungsmöglichkeiten.
Die Hinweise machen klar, dass spätestens
mit dem Schulalter die Probleme deutlich sichtbar
werden. Es ist heute eine Tatsache, dass bei eini-
gen Ärzten oder Schuluntersuchungen vorschnell
ADHS als Ursache für Verhaltensauffälligkeiten
vermutet wird. Auch sind Ärzte schnell beim Me-
dikament und viele Eltern dann froh über den ver-
meintlichen Segen, das Kind „endlich ruhig“ zu
sehen. Nur dem Kind ist damit nicht nachhaltig ge-
holfen. Komplexe Ursachen verlangen eben nach
einer komplexen Diagnose und ebenso komplexen
Hilfen.
Fürsorgliche Eltern sollten deshalb auf eine Di-
agnostik wert legen, die folgende Bereiche umfasst:
Anamnese (Vorgeschichte und familiäre Situa-
tion):
Familiensituation inklusive Erkrankungen,
Verhaltensauffälligkeiten,
Lern-Leistungs-Karri-
ere-Besonderheiten, Schwangerschaft, Geburt,
Entwicklung, Beschwerden, Befragung der El-
tern sowie Erzieher und Lehrer zu Sozial-, Lern-,
und Leistungsverhalten, Persönlichkeitsstruktur,
Fremdbeurteilung von Sozial- und Lernverhal-
ten, Leistungen durch Zeugnisse. Dieser Bereich
ist die wichtigste diagnostische Maßnahme und
unverzichtbar, um Symptome der ADHS und evtl.
weiterer Störungen und deren Entwicklung und
Auswirkungen in der Biografie zu erkennen. Einen
Arzt, der hier oberflächlich arbeitet, sollten Eltern
im Interesse ihres Kindes wechseln!
Klinische Untersuchung:
Ganzkörperuntersu-
chung, neurologische und motoskopische Unter-
suchungen, Beurteilung des Hör- und Sehvermö-
gens. Die klinische Untersuchung ist ebenfalls für
eine kompetente Diagnose unverzichtbar.
Verhaltensbeobachtung:
Intensive Beobachtung
des Kindes während aller Untersuchungen
ADS-spezifische Fragebögen:
Hier gibt es ver-
schiedene Methoden, wichtig ist, dass sowohl El-
tern als auch Erzieher bzw. Lehrer befragt werden.
Die Fragebögen können zusätzliche Erkenntnisse
bringen, eine gründliche Anamnese aber nicht er-
setzen!
Testpsychologische Untersuchungen:
Entwick-
lungs-, Intelligenztests, Aufmerksamkeitstests,
Rückgriff auf Vorbefunde aus Schule oder För-
dereinrichtungen. Diese Untersuchungen werden
empfohlen, um ADHS-Symptome klar von anderen
bereits bekannten Leistungs- oder Verhaltensstö-
rungen abzugrenzen.