Titelthema :: Seite 14
Kindern oft vorenthalten werden. Machen Kinder
solche Erfahrungen in bestimmten Altersstufen
nicht, wird das Defzit Jahre später immer deutli-
cher spürbar. Wer heute den Sportunterricht einer
durchschnittlichen mittleren Klassenstufe einer
Stadtschule besucht und Jungen wie Mädchen bei
Übungen wie Stangenklettern oder Balancieren zu-
schaut, wird das Ausmaß schnell erkennen.
Kinder müssen sich austoben, ausprobieren,
auch mal auf die Nase fallen, sich eine Schramme
holen. Sie vor allem beschützen zu wollen heißt
vor allem, ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu
nehmen, sich selbst und ihren Körper kennen und
beherrschen zu lernen. Wenn wir sie also schon
nicht allein auf Bäume oder Mauern klettern oder
Berge mit Purzelbäumen herunterrollen lassen
wollen – dann sollten wir den Spaß wenigstens
mit Ihnen teilen und als Eltern diese Entwicklung
mit Lachen und Spaß begleiten. Na ja, soweit un-
sere müden Knochen das auch mit machen. Wenn
Jungs heute draußen spielen, sind sie oft auf Fuß-
ball fxiert oder ziehen sich dann nach drinnen zur
Playstation zurück. Es wird immer wichtiger, Kin-
der zum Toben zu animieren.
Auf Wohngebiets-Spielplätzen ist heute auch
ein interessanter Effekt zu beobachten, der dieses
Problem ebenso zur Grundlage hat. Wenn Sonn-
tagseltern bei bestem Wetter mal zum Spielplatz
schreiten und den Nachwuchs zum Alibi an die fri-
sche Luft ausführen, sind naturentfremdete Kinder
schnell ganz oben auf Kletterspinnen und –gerüs-
ten und rufen dann weinend nach Hilfe. Sie haben
es nicht gelernt, sich einzuschätzen, Gefahren zu
erkennen.
Natur und Durchatmen:
Frische Luft für kleine Forscher
An frischer Luft so richtig Dampf abzulassen
oder auf einer Wiese einfach nur zu träumen ist
für Kinder gleich aus mehreren Gründen gesund.
Erzieher und Mediziner empfehlen täglich min-
destens zwei Stunden Aufenthalt an frischer Luft,
unabhängig vom Wetter. Dabei sollen Kinder auch
mal toben und aus der Puste kommen, denn Spie-
len bis zur Erschöpfung stärkt das Immunsystem.
Die spielerische Belastung leistet einen Beitrag zur
Entwicklung der Lunge, des gesamten Bronchial-
systems und der Atmung, durch die Anstrengung
wird zudem der ganze Körper und vor allem das
Gehirn extrem gut durchblutet. Aktivität in der Na-
tur hat somit Auswirkungen auf die grundlegende
körperliche Entwicklung. Aber Unternehmungen
an frischer Luft haben auch psychische Aspek-
te: Gerade Kindergartenkinder können im Freien
Stress abbauen, der sich durch Konfikte mit der
Gruppe in beengten Räumen aufbaut, sie können
hier ihre Grenzen ausloten und so auch den Kopf
von kindlichen Sorgen frei bekommen. Johlen,
Schreien, alles Rauslassen – das sollte man bei
Kindern in der Natur nicht unterdrücken.
Natur und Gesundheit:
Stromern gegen Allergie
Immer mehr Kinder leiden heute unter Aller-
gien. Eltern von Allergikern ist der Frühling mit
Es wird immer wichtiger, Kinder zum
Toben zu animieren.
TIPP: Ab in den Wald!
Die Vereinten Nationen haben
2011 zum Internationalen Jahr
der Wälder erklärt. Passend
dazu ist dieser Wald(ver)füh-
rer erschienen, der Lust auf den
Wald und gemeinsame Unter-
nehmungen macht. Eine wun-
derbare Vielfalt an Tieren, Pfanzen und kleinen
Wundern, an Erlebnissen und Sinneseindrücken
offenbart sich. Tierspuren erkennen, über Moos-
wege laufen, Pilze fnden, die Rotwildbrunft be-
obachten, Forstzeichen an Bäumen verstehen
oder verborgene Spechthöhlen ausmachen. Die
Biologin Bärbel Oftring leitet seit vielen Jahren
Naturforscher-AGs an Grund- und Hauptschulen
und schafft es, dass Kinder sich auf das Abenteu-
er Natur einlassen und dabei ihre ganz eigenen
Entdeckungen machen können. Ein Buch mit 88
tollen Anregungen für Klein und Groß.
Bärbel Oftring, 150 Abbildungen, 9,95 EUR