Seite 37 - Lausebande

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Interview :: Seite 37
boren und hat mir einen anderen Blick auf die Welt
verschafft. Von da an wollte ich meinen Traum von
Kita und Schule verwirklichen und zeigen, dass sich
nicht immer alles am Geld hängt, sondern an der Mo-
tivation und den Menschen, die eine Idee umsetzen.
Uwe: Dieser Enthusiasmus hat mich so angesteckt,
dass ich mitgemacht habe. Sicher ist das auch ein
einmaliger Vorteil für das Projekt, dass wir genau
über die entscheidenden Kompetenzen verfügen.
Ohne diese wäre das Projekt gar nicht realisierbar –
und mit diesen ist es auch gar nicht so ungewiss.
Sehen Sie das als Familienbetrieb?
Madlen: Ja. Die Entscheidung für unseren Standort
fiel ja auch, weil wir uns hier schon vor der Geburt
unseres Sohns einen Dreiseitenhof aufgebaut haben.
Auf dem Hof leben auch meine Eltern – und meine
Mutter leitet als ausgebildete Erzieherin auch unsere
Kita. Mein Bruder ist gelernter Restaurantfachmann
und leitet die Küche. Von Beginn an sollte aus der
familiären Struktur eine familiäre Gemeinschaft wer-
den, gerade auch was die Kinder und Eltern betrifft
– und das merkt man. Es ist bei uns wirklich so, dass
wir alle Schüler und Eltern noch kennen. Es war also
eine sehr private Entscheidung, dieses Projekt aus-
gerechnet hier zu machen. Die Rahmenbedingungen
wären in einer strukturstärkeren Region sicher um
Einiges einfacher.
Uwe: Wir sind als Familienbetrieb gestartet und
entwickeln uns inzwischen mit Bedacht zu einem
familiären Unternehmen. Was man bei all dem auch
nicht vergessen darf, in diesem Projekt steckt unser
gesamtes privates Vermögen, das haben wir für un-
sere Idee hier auch eingebracht.
Bleibt bei all der Arbeit dann nicht das eigentliche
Familienleben auf der Strecke?
Madlen: Früher war mein Mann unter der Woche in
Berlin und kam nur am Wochenende nach Hause.
Ich habe unser Kind morgens in die Kita gebracht
und abends kurz vor dem Schlafengehen von der
Nanny abgeholt. Das war nur eine kurze, aber für
mich eine prägende Zeit. Jetzt haben wir an Lebens-
qualität gewonnen. Wir können mit einem gemein-
samen Frühstück in den Tag starten. Seitdem unser
Kind unseren Kindergarten besucht, haben wir
zudem das Glück, die Entwicklung unseres Kindes
hautnah mit zu erleben.
www.schlausitz.de
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Uwe: Wir haben ja auch die Hoffnung, dass bald das
zweite Gebäude fertig ist – und dann wieder mehr
Zeit für unsere Familie bleibt.
Können Sie sich vorstellen, Ihr Projekt auch nach
Cottbus oder in andere Orte zu „exportieren“?
Madlen: Ja, ich bin ja auch in Cottbus geboren. Es
wäre ein Traum, wenn das Projekt von anderen auf-
gegriffen wird und in der Region weitere Wurzeln
schlägt. Wir wollen unser Projekt hier in der Lausitz
belassen und verankern. In Cottbus hätten wir bei-
spielsweise auch die Traditionen in Kultur, Bergbau
und Wissenschaft – genau wie hier in Senftenberg.
Es muss sicher ein Ort sein, der das Miteinander ver-
einbaren kann.
Uwe: Wenn wir es schaffen, mit unserer Idee andere
zu begeistern, das wäre der richtige Weg.
Werden Sie auch in der Erweiterung der Grundschu-
le besondere Wege gehen?
Madlen: Der nächste Schritt soll die Beantragung
einer Schulform sein, in der jedes Kind zu seinem
individuellen Bildungsabschluss geführt werden
kann, vom einfacheren Abschluss bis zum höchsten
Abschluss – das hat sich bereits in anderen Bundes-
ländern wie Sachsen oder Berlin bewährt, existiert
aber in Brandenburg so noch nicht. So können wir
den Kindern ein längeres gemeinsames Lernen, eine
optimale Förderung der individuellen Fähigkeiten
und Fertigkeiten sowie eine maximale Lern- und
Leistungsentwicklung bieten.
Ist man in Brandenburg auf Ihr Projekt „Schlausitz“
schon richtig aufmerksam geworden?
Uwe: Im kleinen Rahmen sicher, aber da könnte
auch mehr passieren. Viele schauen ja erst mal mit
Skepsis auf uns und fragen sich, ob das wirklich
funktioniert. Das beweisen wir mit jedem Jahr.
Madlen: Als freier Träger werden wir sicher auch im-
mer als Konkurrenz zu staatlichen Schulen gesehen.
Wir machen ja viele Dinge, die in anderen Bundes-
ländern vom Ministerium unterstützt werden – das
ist bei uns vor dem Hintergrund des Wegzugs und
der Schließung vieler Schulen dann verständlicher
Weise leider etwas schwieriger.
Danke für das Interview