Titelthema :: Seite 26
Pubertät – Deutsch
Oftmals steht man seinem pubertierenden Kind
sehr ratlos gegenüber. Heranwachsende neigen
dazu Dinge zu tun, die einem wie böhmische Dör-
fer erscheinen. Oft steht hinter diesem impulsiven,
scheinbar unerklärlichen Verhalten ein Bedürfnis
oder eine Angst. Unabhängig davon, ob der Ju-
gendliche das bewusst wahrnimmt oder nicht. Die
folgende Auflistung stellt Möglichkeiten dar. Da
jeder Mensch individuell ist, kann damit nicht der
Einzelfall geklärt werden. Wenn Sie sich überfor-
dert fühlen oder nicht wissen, wie Sie sich Ihrem
Kind gegenüber verhalten sollen, wenden Sie sich
am Besten an einen Jugendarzt oder eine Familien-
beratungsstelle.
JUNGEN
Das macht er:
Das könnte dahinter stecken
Er ist ein kleiner Macho:
Er könnte cool sein wol-
len. Vielleicht steckt auch die Angst dahinter zu
versagen oder Schwäche zu zeigen. Er möchte vor
seinen Freunden und dem gesamten Umfeld als
„ganzer Mann“ da stehen.
Er trinkt Alkohol, raucht oder probiert illega-
le Drogen:
Er könnte sich beweisen und Grenzen
überschreiten wollen. Oft steht hier auch das Ver-
langen, cool sein zu wollen, im Mittelpunkt.
Er hängt die ganze Zeit vor dem Computer oder
der Spielekonsole:
Möglicherweise will er sich
von der Außenwelt abschotten und reale Probleme
verdrängen. Hier kann auch ganz banal Langewei-
le dahinter stehen. Oder positiv: Ein Interesse an
Technik, EDV und IT.
Er ist vorlaut und frech:
Hier könnte eine Unsi-
cherheit zugrunde liegen, die überspielt werden
soll. Genauso, wie das Gefühl, durch vorlautes Ver-
halten vor den Freunden cool zu wirken.
Er schaut Pornos und / oder äußert sich sexis-
tisch:
Hier kann Gruppenzwang eine Rolle spielen
(„Alle meine Freunde machen das“). Außerdem
kann Neugier am anderen Geschlecht ein wesent-
licher Faktor sein.
MÄDCHEN
Das macht sie:
Das könnte dahinter stecken
Sie himmelt Stars an:
Hinter solch einer Schwär-
merei steckt oft eine Projektion von Gefühlen,
Sehnsüchten und Wünschen auf den scheinbar
perfekten, doch unerreichbaren Star.
Sie trinkt Alkohol, raucht oder probiert illega-
le Drogen:
Sie könnte sich beweisen und Grenzen
überschreiten wollen. Oft steht hier auch das Ver-
langen cool sein zu wollen im Mittelpunkt.
Sie ist zickig:
Unter Umständen möchte sie
schlechte Gefühle, wie verletzt-sein oder Frustrati-
on, überspielen.
Sie ist vorlaut und frech:
Hier könnte eine Unsi-
cherheit zugrunde liegen, die überspielt werden
soll. Genauso, wie das Gefühl, durch vorlautes Ver-
halten vor den Freunden cool zu wirken und impo-
nieren zu wollen.
Sie ist ständig mit ihren Freunden unterwegs:
Hier können zwei Wünsche eine Rolle spielen: Der
nach Unabhängigkeit von den Eltern auf der einen
Seite. Und der nach Zugehörigkeit im Freundes-
kreis auf der anderen.
Egal, wie Ihr Kind sich in der Pubertät verhält, ver-
suchen Sie es ernst zu nehmen und ihm eine Stüt-
ze zu sein. Seine Freunde sind ihm in dieser Zeit
sehr wichtig. In der Clique erfolgt eine neuerliche
Sozialisation. Ihr Kind lernt dort neue Rollen- und
Verhaltensmuster. Versuchen Sie sich zumindest
mit seinen Freunden zu arrangieren. Aber seien Sie
auch nicht unkritisch. Wird Ihr Kind von der Clique
zu Drogen, Alkohol, Diebstahl oder ähnlichem ver-
leitet – und sei es nur als Mutprobe – sollten Sie
spätestens das Gespräch mit Ihrem Kind, wenn
nicht sogar mit Dritten suchen.
Sowohl bei Jungs, als auch bei Mädchen kommt es
in dieser Zeit zu ersten Schmetterlingen im Bauch.
Suchen Sie das Gespräch über das andere Ge-
schlecht und Sexualität. Das mag vielleicht unan-
genehm sein, eine gute Aufklärung ist aber wich-
tig. Sie gibt ihrem Kind Handlungssicherheit und
Selbstbewusstsein.