Seite 24-25 - lausebande-11-2013

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Titelthema :: Seite 25
Titelthema :: Seite 24
sammenhang von Leben und Tod. Wenn Eltern die-
se alltäglichen Situationen bewusst wahrnehmen
und sich behutsam in das Kind hinein fühlen, dann
bauen sie erste Brücken im Verständnis der Kinder
über Verlust und Tod.
Auch Haustiere müssen sterben
Erste Berührungen mit dem Tod haben Kinder oft-
mals mit ihren geliebten Haustieren. Kinder bauen
eine tiefe Beziehung zu ihren Haustieren auf. Für sie
sind die Haustiere auch ein Teil der Familie. Aber es
kommt der Tag, da will Wellensittich Hansi oder Ka-
ter Mohrle einfach nicht wieder aufwachen. Umso
schwieriger ist es für Eltern, dem Kind den Tod
eines Haustieres zu erklären. Mancher Papa sagt
dann lieber, dass er Hamster Willi im Wald ausge-
setzt hat, damit er dort mit seinen Hamsterfreunden
spielen kann. Bei Kindern unter drei Jahren mag
dieser Weg vielleicht sogar der richtige sein. Bei
älteren Kindern ist es wichtig, ehrlich zu sein. Vie-
le Kinder empfinden Wut und hassen das Haustier
dafür, dass es nicht mehr spielen will. Nicht selten
denken Kinder, dass sie verantwortlich für den Tod
sind. Vielleicht haben sie in letzter Zeit nicht mehr
so oft miteinander gespielt oder zu wenig gefüttert
und haben daher ein schlechtes Gewissen. Daher ist
es wichtig, sich ausreichend Zeit für die Gefühle der
Kinder zu nehmen. Eltern sollten dann in vertrau-
ter Atmosphäre und mit ruhiger Stimme mit ihren
Kindern reden. Körperkontakt hilft dabei, Ängste
zu nehmen. Mit einfachen und ehrlichen Antwor-
ten verhindern Eltern ungewollte Verwirrungen bei
ihren Sprösslingen. Das Haustier ist nicht einfach
so eingeschlafen. Kinder könnten sonst Angst vor
dem Einschlafen bekommen. Das Haustier ist tot
und wird nicht wiederkommen – das müssen Eltern
ohne Umschweife sagen und gleichzeitig dem Kind
Gelegenheiten zum Abschiednehmen geben. Ein
kleiner Blumenstrauß oder eine angezündete Kerze
am Grab des Haustieres können sehr nützlich sein.
Muss der Hund eingeschläfert werden, so sollte
das Kind die Möglichkeit haben, das Tier ein letztes
Mal zu streicheln. Es ist auch nicht ratsam, das tote
durch ein neues Haustier zu ersetzen. Das wird spä-
ter im Leben nicht mehr so einfach funktionieren.
Kinder brauchen Zeit, ihre Trauer zu verarbeiten.
Der Opa ist ganz doll krank
Auch wenn es schwer fällt: Es ist nicht ratsam, dem
Kind vorzuenthalten, wenn ein Angehöriger schwer
erkrankt ist. Auch dabei gilt, dass das Kind nicht
über jedes Detail informiert werden muss. Doch im
Kern muss das Kind wissen: Der Opa oder die Oma
wird sterben. Nicht heute, aber es wird geschehen.
Dabei ist es nicht hilfreich, dem Kind falsche Hoff-
nungen zu machen. Sollte sich der Tod abzeichnen,
so ist Ehrlichkeit der beste Weg. Wenn jemand so
schwer krank ist, dass er sterben wird, dann kann
sich auch das Kind auf die Situation einstellen. So
kann man das Kind bei längerer Krankheit mit ins
Krankenhaus nehmen. In den meisten Fällen wer-
den die Kinder bemerken, dass mit dem oder der
Kranken etwas nicht stimmt. Vielleicht fallen die
Haare aus oder das Gesicht ist schmal und blass.
Das Kind wird wissen wollen, warum das so ist. Hier
können die Kinder behutsam auf das Ableben vor-
bereitet werden.
Einen Abschiedsbrief schreiben
In den meisten Familien werden Kinder mit dem
Tod eines Menschen konfrontiert, wenn Oma oder
Opa nicht mehr da sind. Das ist nicht mit dem Tod
eines geliebten Haustieres zu vergleichen. Doch
die bereits gemachten Erfahrungen können nun
durchaus bei der Trauerbewältigung helfen. Auch
die Großeltern sind nicht einfach so eingeschlafen.
Sie waren alt und vielleicht auch nicht mehr gesund
und sind nun für immer von uns gegangen. Das
ist für Kinder besonders schwer zu verstehen. Nie
wieder Omas selbstgemachte Kekse naschen oder
auf Opas Schoß sitzen. Umso wichtiger ist das Ab-
schied nehmen. Viele Eltern versuchen, ihre Kinder
abzuschotten und nehmen sie nicht als ebenfalls
Trauernde wahr. Doch auch Kinder können trauern.
Eine gute Trauerbewältigung ist ein Abschiedsbrief.
Mit Hilfe der Eltern können sich Kinder an ihre ver-
storbenen Großeltern wenden und ihnen sagen, wie
traurig sie jetzt sind und dass sie Oma oder Opa sehr
lieb hatten. Es kann auch ein Bild gemalt werden.
Kinder haben viele Erinnerungen an die Zeit, an der
noch alles normal war. Das können sie jetzt alles
aufmalen.
»
Trauerfeier ist kein Tabu für Kinder
Die Trauerfeier ist grundsätzlich kein Tabu für
Kinder. Das Alter der Kinder allein kann nicht die
Frage beantworten, ab wann man den Kindern die
Trauerfeier zutrauen kann. Den meisten Kindern ab
fünf Jahren kann dies in ihrer Trauerbewältigung
helfen. Die Eltern müssen dies selbst einschätzen.
Es ist nicht schlimm zu fragen, ob nicht lieber sie
den Abschiedsbrief und das Bild beilegen sollen. Es
ist gut, darüber zu reden. Entscheiden sollten aber
die Kinder. Wenn die Kinder an der Trauerfeier teil-
nehmen wollen, dann sollten sie behutsam darauf
vorbereitet werden. Kindern sind die Trauerrituale
fremd, sie haben viele Fragen. Warum sind alle Leu-
te schwarz angezogen oder warum muss man ganz
still sein, wenn der Trauerredner spricht? Für Kin-
der ist vieles nicht selbstverständlich. Eltern können
den Kindern die Unsicherheit nehmen, indem sie in
einfacher Sprache erklären, warumman den Sarg in
der Erde vergräbt und was in einer Urne ist. Dabei
sollten die Kinder nicht mit unnötigen Details belas-
tet werden. Ganz wichtig ist es, die Kinder aktiv in
die Vorbereitung der Trauerfeier einzubeziehen. Sie
können die Blumen mit aussuchen oder vielleicht
sogar den Blumenkorb halten, aus dem die Trauer-
gäste die Blumen nehmen. Dabei darf nie vergessen
werden, die Kinder in einer Trauerfeier nicht allein
zu lassen. Eine vertraute Bezugsperson sollte stets
in der Nähe des Kindes sein und Trost spenden. Es
kann auch hilfreich sein, den Trauerredner im Vor-
feld zu bitten, die jüngsten Anwesenden der Trauer-
feier in seine Ansprache mit einzubeziehen.
Wie sage ich es meinem Kind?
Doch was, wenn der Tod aus heiterem Himmel über
uns hereinbricht, wenn er keine Zeit lässt, uns auf
ihn vorzubereiten? Unverhofft trifft er uns dann mit
all seiner brutalen Wucht. Wenn ein Geschwister-
kind stirbt, dann können die Eltern Halt und Unter-
stützung geben. Um so unvorstellbarer erscheint es,
einem Kind zu erklären, dass Mama oder Papa nie
wieder da sein werden. Es gibt wohl nichts Schlim-
meres. Jetzt kommt es auf Nähe und ruhige Worte
an. Das Kind wird merken, dass etwas nicht stimmt.
Vielleicht wundert es sich über die Augenringe oder
die zittrigen Hände. Worte wie „Weißt du noch wie
traurig du warst, als du dein Kuscheltier verloren
hast“ stimmen das Kind darauf ein, dass es eine
traurige Nachricht gibt. Das Kind braucht jetzt viel
Nähe. Eine feste Umarmung gibt dem Kind ebenso
Kraft wie dem Erwachsenen. Kinder können ihre
eigene Trauer sehr gut verstecken. Auch wenn das
Kind scheinbar ruhig und gelassen aufnimmt, was
ihm soeben ins Ohr geflüstert wurde, so kann der
Schmerz unendlich tief sitzen. Darum sollte man
dem Kind helfen, die eigene Trauer zu verarbeiten.
Das Kind wird Fragen zum Tod stellen. Diese Fra-
gen müssen ehrlich und altersgerecht beantwortet
werden. Sonst besteht die Gefahr, dass sich das
Kind eigene Erklärungen zusammenreimt, die mög-
licherweise Fehlinterpretationen sind. Rückfragen
verleihen dem Kind das Gefühl, dass seine Fragen
ernst genommen werden und es dafür noch nicht zu
klein ist. Für das Kind ist die Situation neu und un-
bekannt. Aber auch sie müssen lernen, mit schmerz-
lichen Empfindungen zu haben. Das können sie
nur von den Erwachsenen lernen. Dabei können
Erwachsene den Kindern helfen, indem sie den
Gefühlen Worte verleihen. Sätze wie:„Das macht
dich sehr traurig und deswegen musst du weinen“,
helfen kleinen Kindern, ihre Emotionen besser
Dipl.Sozialpädagogin - Trauerbegleiterin
Anja Gehrke-Huy
Trauerbegleitungen für Kinder
Jugendliche & Erwachsene
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Fortbildungen, Vorträge,
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