Seite 28-29 - lausebande-11-2013

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Titelthema :: Seite 29
Titelthema :: Seite 28
Kinder zwischen 10 und 14 Jahren
Kinder in diesem Alter zeigen starke Gefühls-
schwankungen. Durch einen Todesfall entstehen
zusätzlich enorme seelische Spannungen. Die Ge-
fühle reichen vonWut, Zorn, Auflehnung, Leere und
Einsamkeit bis zu einer ohnmächtigen Verzweif-
lung. Die eigene Gefühlswelt kann erst nach einem
langen Trauerprozess stabilisiert werden. Es bedarf
der Hilfestellung der Eltern oder anderer Begleiter,
damit es nicht zu „Zusammenstößen“ in diesem Ge-
fühlschaos kommt. Das Sterben wird in diesem Al-
ter als unausweichliches, abschließendes Ereignis
gesehen, der Schlusspunkt jedes irdischen Lebens.
Der Tod steht für endgültigen Verlust – auch für den
Liebesverlust.
Jugendliche ab 14 Jahren
Jugendliche in der Pubertät haben ihren eigenen
Kopf und der tickt zum Leidwesen vieler Eltern auf
einmal irgendwie anders. Das Thema Tod passt den
Jugendlichen oftmals nicht in ihren Kram. Sie be-
schäftigen sich mit ganz anderen Sachen wie der
ersten großen Liebe oder dem alltäglichen Stress in
der Schule. Doch gerade Jugendliche brauchen das
Gefühl, gehört und ernst genommen zu werden. El-
tern sollten ihre fast schon erwachsenen Kinder da-
her nicht zu Gesprächen zwingen. In regelmäßigen
Abständen können die Kinder zu Gesprächen ein-
geladen werden. Jugendliche benötigen Unterstüt-
zung, zu ihrem Leben zurückzufinden und wieder
Kontakt mit Freunden aufzunehmen.
Kita und Schule informieren
Es ist ratsam, rechtzeitig Erzieher im Kindergarten
oder Lehrer über eine schwere Krankheit oder einen
plötzlichen Todesfall in der Familie zu informieren.
Die Pädagogen können Verhaltensauffälligkeiten
der Kinder so besser einschätzen und entsprechend
reagieren. Eltern können dann auch darauf vertrau-
en, in bestimmten Fällen von den Pädagogen ange-
sprochen oder angerufen zu werden. Diese Unter-
stützung ist besonders wichtig, da Kinder in solchen
Phasen in der Familie oftmals über Wochen oder gar
Monate zu kurz kommen.
Kinder brauchen Rituale
Rituale können den Kindern helfen, ihre Trauer zu
verarbeiten. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. So
können ein Luftballon oder ein selbst gebasteltes
Schiffchen auf ihre Reise geschickt werden. Ältere
Kinder können ihre Trauer in einem Trauertage-
buch verarbeiten. An bestimmten Tagen wie dem
Geburtstag des Verstorbenen kann eine Kerze ange-
zündet werden oder die Familie unternimmt etwas
zusammen und erinnert dabei an die schönen Mo-
mente. Das kann zum Beispiel ein Besuch im Lieb-
lingsrestaurant des Verstorbenen sein. In aller Regel
finden Kinder so aus ihrer Trauer heraus. Anlass zur
Sorge ist aber dann gegeben, wenn ein Kind sich
besonders negativ verändert. Wenn es Kontakte in
seinem Freundeskreis abbricht, gar nicht mehr la-
chen kann und jegliches Interesse an Allem verliert.
In solchen Fällen ist eine professionelle Trauerhilfe
mehr als nur angebracht.
Hilfe für trauernde Kinder
Wenn Familien Warnsignale bei ihren Kindern
wahrnehmen und sich selbst in der Trauerarbeit
überfordert fühlen, dann sollten sie keine Berüh-
rungsängste mit professioneller Hilfe haben. Psy-
chologen und Institutionen der Trauerbegleitung
stehen Familien zur Seite. Bei Trauerberatern han-
delt es sich um ausgebildete Psychotherapeuten,
die in die Familien kommen und mit den Kindern
arbeiten. Die Kinder werden ermuntert, ihre Gefühle
auszudrücken und lernen, sie zu akzeptieren. Eine
besondere Rolle in der Trauerarbeit mit Kindern
spielen Symbole und Symbolsprache.
In Südbrandenburg etwa begleiten die Johanniter
seit 2011 Familien auf ihrem Weg aus der Trauer.
In den Trauerzentren in Cottbus und Finsterwalde
wird Kindern eine Aufarbeitung von traumatischen
Erlebnissen außerhalb offizieller Institutionen oder
Arztpraxen ermöglicht. Trauernden Kindern wird
ein geschützter Raum geboten, in dem sie gemein-
sam mit ebenfalls Betroffenen ihren eigenen Trau-
erweg finden können. Neben den Angeboten für
Kinder leistet „Lacrima“ außerdem wichtige Auf-
klärungsarbeit für Eltern und Bezugspersonen. Das
gemeinsame Logo der Trauerzentren – eine Träne
(lateinisch: lacrima) steht dabei symbolisch für die
beiden Gefühlsbereiche des Menschen: Lachen und
Weinen. In regelmäßig stattfindenden Gruppen-
stunden lernen die Kinder, den Verlust vor Schick-
salsgenossen auszusprechen. Da Trauer Anteilnah-
me und beruhigende Rituale braucht, ist der Ablauf
der Gruppenstunden genau festgelegt. So beginnt
Bitte beachten Sie
passend zu unserem
Titelthema auch die
Ausstellung
„Himmelsgeister“
im Stadt- und Regional-
museum Lübben.
(siehe Seite 17)
14.
e e 2013 i i !
www.weihnachtsstern-derfilm.de
Legende vom Weihnachtsstern_anz_familienbande.indd 1
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• Gedichte, Briefe, Zeichnungen für den Ver-
storbenen anfertigen und sie ans Grab/in den
Himmel/auf den Fluss in Richtung Verstorbe-
nen schicken
• eine Kerze basteln und anzünden
• einen beschrifteten Erinnerungsstein im Gar-
ten oder im Zimmer aufstellen
• einen Baum im Garten pflanzen
• ein Trauertagebuch führen
• in einer Schachtel besondere Erinnerungen an
den Verstorbenen aufbewahren (Bilder, Fotos,
Postkarten...)
• am Jahrestag des Todes oder des Geburtsta-
ges des Verstorbenen ganz bewusst an ihn
denken, ein bestimmtes Lieblings-Restaurant
besuchen, seine Musik hören
• Teilnahme an Beerdigung, Grabgestaltung
• Fotoalbum erstellen
Ideen für Trauerrituale
beispielsweise jedes Treffen mit einem Kerzenritual.
Darüber hinaus können die Kinder spezielle Reit-,
Kunst- oder Schreibangebote wahrnehmen. Auch
kann eine psychologische Behandlung Hilfestellung
geben. Viele Eltern scheuen diesen Schritt, denn sie
wollen sich nicht eingestehen, dass ihr Kind krank
sein könnte. Doch nicht jedes Kind, das in psycho-
logischer Behandlung ist, hat ernsthafte psychische
Probleme. In manchen Fällen fungiert die Kinder-
psychologie auch vorbeugend oder begleitend.
Häufig kann ein Kinderpsychologe mit wenigen
Therapiestunden die Probleme aufdecken und ge-
meinsammit allen Beteiligten lösen.
In der Region Cottbus und Spree-Neiße trifft sich die
Trauergruppe immer 17 Uhr jeweils am:
• 07.11.2013 / 21.11.2013 / 05.12.2013 / 19.12.2013
• Wo: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
• Werner-Seelenbinder-Ring 44
• 03048 Cottbus
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