Interview :: Seite 49
Das sind alles genau unsere Zielgruppen. Ich bin
mir sicher, dass dieser Film auch lange hält und
von Familien immer wieder geguckt wird, wie etwa
„Krieg der Knöpfe“. Der Film kann ein Klassiker für
Groß und Klein werden, gerade weil er so anders ist.
Er erzählt von einer Revolution, die der ganzen Fa-
milie Spaß macht, die Kinder mitnimmt und bei der
Erwachsene wiederum den Sinn dahinter verstehen
können.
In der surrealen Schlussszene tauchen Sie mit einem
befreiten Blick in einen Pool aus Erdbeershake, wie
haben Sie sich da gefühlt?
Es war eine große Lust, in einem Riesenbecken Erd-
beershake zu schwimmen. Das passiert in meinem
Leben sicher nur einmal. In der Realität war es aber
Wasser mit Farbstoff und einer komischen Mixtur
Schaum darauf. Es war schon ein bisschen eklig,
aber ein so absurder großer Spaß, dass wir uns beim
Dreh tatsächlich alle wie Kinder gefreut und in diese
Situation begeben haben.
Es ist allerdings beängstigend, wie schlecht ausge-
rechnet die Elterngeneration im Film wegkommt,
fühlen Sie sich als Vater da auch angesprochen?
Ich sehe unsere Funktion als Eltern begleitend. Wir
müssen den Kindern helfen, das zu werden, was sie
werden wollen. Natürlich werden immer Einflüsse
von einem selbst ein Teil des Kindes werden. Auch
ich habe irgendwann meinen Vater sehr stark in mir
gemerkt und die Dinge, die ich von ihm übernom-
men habe. Der Film macht Eltern bei aller Überzo-
genheit darauf aufmerksam, sich zu hinterfragen
und in Bezug auf Verbote zu schauen, was sinnvoll
ist und was sich vielleicht automatisiert hat und
nicht angemessen ist. Das erlebe ich auch, wenn ich
meiner Tochter bestimmte Dinge nicht durchgehen
lasse und sie mich nach dem „warum“ fragt. Wenn
ich keine guten Argumente finde, dann ist das ver-
handelbar. Wenn ich es klar begründen kann, dann
steht aber mein „nein“. Sich selbst in der Funktion
des Vaterseins zu beobachten, da stecke auch ich
in einem Prozess. Großeltern sind damit ja durch
Im neuen Familienfilm „Quatsch und die Na-
senbärbande“ mimt Benno Fürmann in einer
Nebenrolle den skurrilen Tierfänger, der den Nasen-
bären erst fangen soll und ihm dann zu einem Weib-
chen verhilft. Wir sprachen mit ihm über den Film,
die Beziehung zu seiner Tochter Zoe, über Familie
und sein politisches und soziales Engagement.
Was hat Sie für die Nebenrolle im Film „Quatsch und
die Nasenbärbande“ begeistert?
Zuallererst Regisseur Veit Helmer und seine Phanta-
sie! Ich kenne ihn gut und fand es sehr spannend,
dass er einen Film mit dreijährigen Hauptdarstellern
und einem Nasenbär drehen wollte. Da würde einem
eigentlich jeder Produzent einen Vogel zeigen, da
ein solcher Dreh so viele Komplikationen mit sich
bringen kann. Kinder sind mit drei Jahren auch noch
ganz Kind, das muss man führen können. Für einen
solchen Film gibt es wenige Beispiele, er trägt vie-
le Risiken – und da wollte ich gern mit dabei sein.
Ich bin selbst Vater einer zwölfjährigen Tochter und
empfinde Filme als ein großes Geschenk, bei denen
wir uns zusammen amüsieren können. Wenn ich
selbst Teil davon sein kann, umso besser. Bei diesem
Film ist das wirklich gelungen.
Ich kenne keinen derart irren deutschen Kinderfilm,
der unsere Gutmenschen-Pädagogik so konsequent
gegen radikal kindliche Anarchie eintauscht. Wuss-
ten Sie vorher, was am Ende dabei herauskommt?
Die Anarchie war sicher im Drehbuch angelegt, dass
es in Wort und Bild dann aber so drastisch umge-
setzt wird, hat meine kühnsten Vorstellungen über-
troffen. Wenn die Kinder sich z.B. in unheimlichen
Geschwindigkeiten mit dem Kran drehen, da wird
mir als Vater im Kinosessel selbst übel und ich habe
Angst um die Kinder bekommen. Das ist ein fulmi-
nantes Feuerwerk, das mich als Vater richtig beein-
druckt hat. Ich finde toll, dass der Film so radikal ist
und so konsequent den Spaß der Kinder begleitet.
Wem würden Sie den Film eher empfehlen, Kindern,
Eltern oder Großeltern?
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