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Titelthema :: Seite 22
Ein X für ein Y
Gene bezeichnen grob gesagt die Erbanlagen ei-
nes Menschen. Jeder Mensch hat bestimmte Gene,
die durch die Fortpflanzung an die Nachkommen
weitergegeben werden. In ihnen sind bestimmte
Anlagen enthalten, die einen Menschen zwar prä-
gen, aber nicht gänzlich bestimmen. Hiermit wer-
den gewisse Grundlagen gelegt. Wie sich diese im
Laufe der Entwicklung eines Kindes auswirken,
wird aber vor allem durch die Prägung der Umwelt
bestimmt.
Ob ein Kind im Mutterleib ein Junge oder ein
Mädchen wird, entscheidet sich anhand der Chro-
mosomen, in denen die Gene und damit auch Er-
binformationen enthalten sind. Mädchen haben
zwei X-Chromosomen, Jungs ein X- und ein Y-
Chromosom. Dadurch werden schon im Mutterleib
die offensichtlichen typischen Unterschiede zwi-
schen Jungen und Mädchen festgelegt. Damit sind
zunächst die biologischen Geschlechtsmerkmale,
wie die Ausbildung eines Penis oder einer Vagi-
na, gemeint. Mädchen sind bei der Geburt in den
meisten Fällen leichter und kleiner als Jungen. Sta-
tistisch gesehen sind weibliche Säuglinge weniger
krankheitsanfällig, das hat sich vor allem in den
Zahlen zum Plötzlichen Kindstod gezeigt. Außer-
dem schreien Jungen in den ersten Lebensmona-
ten durchschnittlich mehr. Die Konzentration des
(männlichen) Sexualhormones Testosteron bereits
vor der Geburt hat ebenso einen Einfluss auf die
Entwicklung. Verschiedene Untersuchungen ha-
ben ergeben, dass Jungen im Säuglingsalter eher
ein Auge für das Mobile über dem Kinderbett ha-
ben, Mädchen sich hingegen eher von Gesichtern
fesseln lassen. Neben den biologischen und sicht-
baren Unterschieden lassen sich auch Differenzen
im Wesen absehen.
Wissenschaftlich wurden im Bereich der Gene viele
Erkenntnisse gesammelt, die besagen, dass Gene
und Chromosomen nicht allein dafür verantwort-
lich sind, wie sich Jungen und Mädchen verhalten.
Das bedeutet, dass es weitere Faktoren neben der
genetischen Veranlagung geben muss, die zu der
Aussage „typisch...“ führen.
Mädchen- und Jungengehirne
Wer hat noch nicht
davon gehört, dass
Frauen nicht einpar-
ken können und Män-
ner schlechte Zuhörer
sind. Frauen haben
kein räumliches Vor-
stellungsvermögen und
Männer sind weniger
kreativ. Das liegt laut den Ergebnissen der Hirnfor-
schung daran, dass bei Männern und Frauen un-
terschiedliche Hirnregionen in unterschiedlichen
Situationen unterschiedlich stark reagieren und
beansprucht werden. Was aber auch aus der Hirn-
forschung hervorgeht, ist, dass das Gehirn mit sei-
nen Aufgaben wächst. Es handelt sich bildlich ge-
sprochen um eine Dauerbaustelle. Jeder kindliche
Lernprozess sorgt dafür, das im zuständigen Ge-
hirnbereich Nervenzellen miteinander verbunden
werden. Die Stellen, an denen die Zellen miteinan-
der verbunden sind, heißen Synapsen. Je älter ein
Kind wird, umso komplexer sind die Herausforde-
rungen, denen es sich gegenüber sieht (essen, lau-
fen, sprechen, etc.). Mit der Auseinandersetzung