Als Vater fühlt man sich im Haushalt meist wie ein Legastheniker vor einer Buchstabensuppe. Es kommt einem zwar alles bekannt vor, aber die Zuordnung von Aufgaben und Inhalten des heimischen Haushalts trifft bei uns doch meist auf die Unbeholfenheit eines 5-jährigen, der nach vier Jahren Klettverschluss seine neuen Schuhe per Schleife binden soll. Ein Beispiel für diese Überforderung brachte gleich der Start ins neue Jahr mit sich. Weihnachten und Jahreswechsel sorgen in unserer kleinen Großfamilie, die dazu noch Patchwork ist, immer für mächtigen Trubel. Kinder werden ein- und ausgeparkt, Verwandte besucht, zwischendurch will man auch noch entspannen. Pünktlich zu Neujahr ist dann alles wieder eingeflogen – und sorgte im Bad für einen unüberwindlichen Wäscheberg, in dem eine Hundertschaft Waschbären ein Tunnelsystem hätte errichten können. Ich beschloss spontan, künftig nur noch Wendeshirts und kürzlich entdeckte Socken mit Silberfäden und Ventilationsstrick zu tragen, die auch nach mehreren Tagen Tragezeit nicht riechen sollen. Während ich auch noch meine frischen Sachen mit Angstschweiß durchnässte, nahm meine bessere Hälfte unbeeindruckt den Kampf auf. Nebenbei machte sie auch Essen, die Kinderzimmer, schrieb drei Konzepte und räumte den Keller auf. Pfffft. Ich musste erstmal Durchatmen. Voller guter Vorsätze hatte ich die Aufgabe übernommen, die Wäsche auf dem Boden aufzuhängen und am kommenden Tag zusammen zu legen und einzusortieren. Jede Stunde stiefelte ich mit einem Korb auf den Dachboden. Am Abend bereute ich, das vorher nicht als Guiness- Rekord angemeldet zu haben. Während beim Rekordversuch im mexikanischen Toluca nur 70.000 gewaschene Kleidungsstücke an Wäscheleinen über 40 Kilometer geklammert wurden, hatte ich nach viermaligem Umhängen (Männer müssen ja immer nachjustieren) zusammen mit den kleinen Wäscheständern
voller Socken mindestens einmal die Welt umrundet. Erschöpft sank ich abends aufs Sofa und war stolz wie Bolle auf meine einmalige Leistung. Das wirkliche Ausmaß meines freiwilligen Haushalts-Jahresstarts ereilte mich erst am Folgetag. Wäsche abnehmen und wegräumen – pah, für Superdaddy doch kein Problem, dachte ich. Bei den Shirts & Hosen fühlte ich mich ja noch bestätigt. Aber dann kamen die Socken. Socken von sechs verschiedenen Haushaltsinsassen, von denen vier über ähnliche Formate und Größen verfügen (zumindest beim Betrachten eines nur Teilzeithaushaltsbeschäftigen wie mir). Alles durcheinander! Da braucht olle Sisiphos mit seiner Steinkullerei nicht mehr anzugeben. Mühsam sortierte ich Socken und fühlte mich bei der Identifikation zueinander gehöriger Paare wie Horatio Caine bei CSI Miami. Das gesamte Wohnzimmer-Sofa war nach einem halben Nachmittag mit Paaren oder Noch-Einzelgängern übersät, als ich bei einem Kaffee nebenan verschnaufen musste. Als ich zurück kam, spielten meine beiden Kleinen – gerade in einer spielerischen Verniedlichungsphase befindlich – „Socki Springi“. Dieses Spiel bestand daraus, Anlauf zu nehmen und mit Padautz mitten in die Socken-Armee auf das Sofa
zu springen. Freudestrahlend führten sie mir das extra noch einmal vor – aus meiner kriminalistisch zusammengesetzten Sockenanordnung war längst eine bunte Socken-Soljanka geworden. Es gibt Situationen, in denen ein Vater wirklich sehr viel Liebe aufbringen muss. Dies war eine solche. Verständnislos sahen mich die Kleinen an, warum „Socki Springi“
so traurig macht. Ich ergab mich in mein Schicksal und sagte nur, dass Papa jetzt wieder „Socki Sortieri“ darf und mir dieses Spiel gar keinen Spaß macht. Zumindest habe ich dazu gelernt und weiß jetzt, dass ich eine Arbeit im Haushalt vor der Pause erstmal beenden sollte. Und ich weiß auch genau, dass jede lesende Mutter genau an dieser Stelle wissend mit dem Kopf genickt hat – und sich genau den gleichen Erkenntnisprozess für ihren Teilzeithaushaltshelfer wünscht!
Euer lausitzDADDY
Sockenchaos
Datum: Donnerstag, 02. Februar 2012 13:42
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Neela - Kolumna
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